Produktion/Absatz, Arbeit

Beschäftigte des Stahlherstellers Thyssenkrupp DE0007500001 Steel haben im Siegerland lautstark gegen die geplante Schließung eines Produktionsstandorts protestiert.

11.12.2024 - 19:08:15

Thyssenkrupp-Stahlarbeiter protestieren gegen geplantes Standort-Aus

An einer Demonstration und einer anschließenden Kundgebung in Kreuztal beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 2.000 Menschen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte sich solidarisch mit den Protestierenden. "Ich stehe an eurer Seite", sagte er. "Es ist die Stunde der Betriebs- und Sozialpartnerschaft", so Heil. Die Mitbestimmung sei dabei nicht das Problem, sondern "Mitbestimmung ist Teil der Lösung".

Thyssenkrupp will einen Standort schließen

Die defizitäre Thyssenkrupp-Stahlsparte hatte kürzlich Maßnahmen vorgestellt, mit denen Deutschlands größter Stahlhersteller wieder wettbewerbsfähig werden will. Dazu zählt neben einem massiven Stellenabbau auch die Schließung eines Standortes in Kreuztal-Eichen mit rund 600 Beschäftigten.

Ein weiterer Standort in Kreuztal mit derzeit rund 400 Beschäftigten soll bestehen bleiben. An beiden Standorten wird Bandstahl oberflächenveredelt. Die beschichteten Stähle werden etwa von Hausgeräteherstellern verbaut.

Thyssenkrupp Steel gehört zum Industriekonzern Thyssenkrupp. In der Stahlsparte sind derzeit rund 27.000 Menschen beschäftigt. Die bisher bekannten Umbaupläne sehen neben der Standortschließung den Abbau von insgesamt rund 5.000 Stellen bis 2030 vor, möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen. Für weitere 6.000 Stellen sind Ausgliederungen oder Verkäufe geplant.

IG Metall: Umbaupläne sind "Riesenprovokation"

Die IG Metall hatte die vergangene Woche vorgestellten Restrukturierungspläne als "Riesenprovokation" bezeichnet und Widerstand angekündigt. Die Gewerkschaft will mit dem Management erst verhandeln, wenn betriebsbedingte Kündigungen und die Standortschließung ausgeschlossen werden und eine langfristige Finanzierung steht. Ein Großteil der Stahl-Beschäftigten ist gewerkschaftlich organisiert.

"Es gibt für uns rote Linien", sagte Nordrhein-Westfalens IG Metall-Chef Knut Giesler. "Es darf keine betriebsbedingten Kündigungen geben und es darf keine Standortschließungen geben", unterstrich er die Haltung der Gewerkschaft. Man sei erst zu Verhandlungen bereit, wenn Standortschließungen "vom Tisch" seien. Giesler ist auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Führungsgesellschaft Thyssenkrupp Steel Europe.

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) stellte sich hinter die Forderungen der Gewerkschaft. Das Unternehmen müsse Standorte sichern und betriebsbedingte Kündigungen ausschließen.

An der Demonstration und der Kundgebung in der Kreuztaler Innenstadt beteiligten sich auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger. Auf Aushängen in Kreuztaler Geschäften wurde der Erhalt des Stahl-Standorts gefordert und zur Solidarität mit der Belegschaft im Stadtteil Eichen aufgerufen. "An jedem Stahl-Arbeitsplatz hängen weitere Arbeitsplätze in der heimischen Industrie, im Handel und im Handwerk", war darauf zu lesen.

Auch Familien beteiligten sich an Demonstration

An dem Demonstrationszug beteiligte sich auch eine Familie mit drei Kindern. "Ich finde es blöd, wenn so viele Leute ihre Arbeit verlieren", hatte eine Achtjährige auf ein Transparent geschrieben. "Wir sind heute hier, weil wir Angst um meinen Job haben", sagte der 39-jährige Vater.

@ dpa.de

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