Frankfurt-News, Deutungshoheit

Auf die steigenden DAX-Stände reagieren Institutionelle mit stärkerer Polarisierung.

25.09.2024 - 16:24:58

Börse Frankfurt-News: Deutungshoheit gehört den Optimisten (Marktstimmung)

Wobei die Bären laut Goldberg in der deutlich ungemütlicheren Lage seien.

25. September 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Recht gehabt: Die Optimisten in unserer vergangenen Stimmungsumfrage sind in ihrer Einschätzung bestätigt worden - auch wenn die positiven Kursimpulse für den DAX vornehmlich aus dem Ausland kamen. In erster Linie kann man das neue Allzeithoch als Folge der Jumbo-Zinssenkung von 50 Basispunkten sehen, die die US-Notenbank am vergangenen Mittwoch beschlossen hatte. Verbunden mit der Hoffnung vieler Börsianer, dass womöglich noch ein weiterer derartiger Zinsschritt in dieser Größenordnung in diesem Jahr folgen könnte.

Unterdessen enttäuschten hierzulande jüngst publizierte ökonomische Daten wie etwa die (auch für die Eurozone) enttäuschenden vorläufigen Einkaufsmanagerindizes. Aber eigentlich haben sich die Akteure schon an dürftige Konjunkturdaten gewöhnt, und im schlimmsten Fall wurden diesbezüglich negative Tendenzen als Vorbote für weitere Zinssenkungen der EZB umgedeutet, was in der gängigen Logik als Unterstützung für steigende Aktienmärkte gesehen wird. In der Folge hat der DAX jedenfalls - gemessen an unserer vergangenen Sentiment-Erhebung - zeitweise knapp 1,7 Prozent an Wert gewinnen können. Allerdings ist dem DAX trotz eines neuen Allzeithochs oberhalb von 19.000 Zählern leicht die Luft ausgegangen und auch ein weiterer Versuch, an dieser Stelle an Momentum zuzulegen, ist bislang gescheitert.

Kaum Gewinnmitnahmen bei den Bullen

Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche etwas eingetrübt, denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 5 Punkte auf einen neuen Stand von -1 gefallen. Allerdings ist es unter dem Strich praktisch nicht zu Gewinnmitnahmen gekommen. Vielmehr verdankt sich im Bärenlager der Zuwachs um 5 Prozentpunkte fast ausschließlich vormals neutral eingestellten Investoren. Diese Gruppe ist damit auf den drittniedrigsten Stand in diesem Jahr zurückgefallen.

Bei den Privatanlegern gab es indes eine weitere Stimmungsverbesserung, was sich an einem um 4 auf 23 Punkte gestiegenen Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel zeigt. Unter dem Strich haben 2 Prozent aller Befragten von bearish auf bullish gedreht. Allerdings fand dieser kleine Stimmungsumschwung ausschließlich bei den von uns über Social Media befragten Privatanlegern statt. Bei den übrigen Anlegenden hat sich - ähnlich wie bei den institutionellen Investoren - die Stimmung gegenüber der Vorwoche dagegen minimal verschlechtert.

Starker Meinungsgegensatz

Vergrößert hat sich damit auch der Abstand in den Sentiment-Indizes zwischen privaten und institutionellen Investoren. Bei beiden Panels zeigt sich, dass größere Gewinnmitnahmen der Optimisten trotz eines neuen Allzeithochs des DAX bislang ausgeblieben sind. Offensichtlich sind die bislang aufgelaufenen Buchgewinne der Optimisten nicht groß genug, um dahinter stehende Positionen glatt zu stellen. Tatsächlich ist der DAX im Wochenvergleich seit unserer vergangenen Befragung auch nur um 1,1 Prozent gestiegen. Immerhin waren auf der anderen Seite die bisherigen Höchststände offenbar attraktiv genug, um vormals neutral eingestellte institutionelle Investoren auf die Bärenseite zu bringen - vermutlich oberhalb von 19.000 DAX-Zählern.

Am Ende bleibt eine deutliche Polarisierung zwischen Bullen und Bären mit jeweils einem Anteil von mehr als 40 Prozent der Befragten. Während die Positionen der Pessimisten im Durchschnitt leichte Verluste aufweisen dürften, sieht es bei den Optimisten dagegen besser aus. Da bei Letzteren im Durchschnitt Buchgewinne aufgelaufen sein dürften, erwarten wir deren Realisierung nun etwa ab 19.200/250 DAX-Zählern; Angebot, das einem weiteren Aufwärtstrend zumindest temporär im Wege stehen dürfte. Insgesamt hat sich die Sentiment-technische Situation gegenüber der Vorwoche allerdings nicht verschlechtert. Zumal viele Pessimisten an der Unterseite darauf warten, aus ihren Schieflagen mit halbwegs heiler Haut herauszukommen. Das bedeutet erste Nachfrage im Bereich um 18.600/650 Zählern.

Von Joachim Goldberg

25. September, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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