Äpfel aus Südtirol liegen sehr häufig in Supermarktregalen.
13.02.2024 - 05:59:09Südtiroler Äpfel sorgen für Pestizidbelastung auch in Berglagen des Vinschgau
Für perfekt aussehende Früchte werden im Jahresverlauf mehrfach Pestizide eingesetzt - und die finden sich inzwischen weit verbreitet nicht nur auf den Anbauflächen der Region, wie ein Forschungsteam im Fachjournal "Communications Earth & Environment" berichtet. Der Vinschgau im Westen Südtirols ist das größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet in Europa. Pestizide seien dort im ganzen Tal bis in Höhenlagen zu finden, auch in Schutzgebieten.
Im Vinschgau in der nördlichsten Provinz Italiens sind über 7000 Apfelbauern tätig, die zehn Prozent aller europäischen Äpfel produzieren, wie es in der Studie heißt. Der konventionelle Anbau setze dort bei der Bekämpfung von Schädlingen wie dem Apfelwickler und Pilzkrankheiten vor allem auf synthetische Pestizide. Vor allem bei Wind sei eine hohe Abdrift in die Umgebung möglich.
Das Team um den Umweltwissenschaftler Carsten Brühl von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) untersuchte elf sogenannte Höhentransekte entlang der Talachse - Strecken vom Talboden bis auf die Berggipfel. Entlang dieser Strecken wurden an vier Tagen im Mai 2022 auf Höhenstufen alle 300 Meter Proben genommen - Pflanzenmaterial und Bodenproben von insgesamt 53 Standorten.
Anders als bisher gemeinhin angenommen seien die Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel im Vinschgau nicht nur in den Anlagen und der näheren Umgebung zu finden, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die gefundenen Pestizidmengen nähmen zwar in den Höhen und mit Abstand zu den Apfelplantagen ab, aber selbst im oberen Vinschgau mit kaum Apfelanbau seien noch mehrere Substanzen im Boden und in der Vegetation nachzuweisen. Ursache der weiten Verbreitung seien wahrscheinlich die teilweise starken Talwinde und die Thermik im Vinschgau.
Bereits in den gemessenen niedrigen Konzentrationen können Pestizide zu sogenannten sublethalen, also nicht direkt tödlichen Effekten bei Organismen führen, erläutern die Forschenden. Bisher sei allerdings weitgehend unklar, wie sich chronische Belastungen mit Pestiziden in niedrigen Konzentrationen sowie Mischungen verschiedener Pestizide auswirken.
Insgesamt wurden von den Forschenden 27 Pestizide - 10 Insektizide, 11 Fungizide und 6 Herbizide - nachgewiesen.