Länderrisken: Coface passt Einschätzung für 13 Länder an (FOTO)Mainz - Der Kreditversicherer Coface hat im Rahmen seiner Country RiskConference in Paris sein neuestes Risiko-Barometer vorgestellt.
06.02.2024 - 12:39:12Coface Deutschland / Länderrisken: Coface passt Einschätzung für 13 ...
Die Analystenvon Coface rechnen 2024 mit einem Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts(BIP) von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr - nach 2,6 Prozent im vergangenenJahr. Insgesamt zwölf Länder, darunter Belgien, Dänemark und die Schweiz, werdenab sofort besser bewertet, während sich die Länderrisikoeinschätzung für Israelverschlechterte. Das Länderrisiko spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhtenZahlungsausfällen bei Exportkrediten in einem Land in den kommenden sechsMonaten wider.
Ein Risiko für die Stabilität und Sicherheit der Weltwirtschaft sind 2024 diemehr als 60 anstehenden nationalen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen, diezu geopolitischen Verschiebungen führen könnten. Dies gilt in erster Linie fürdie Wahlen in den Vereinigten Staaten, denen angesichts der unterschiedlichenWeltanschauungen der voraussichtlichen Kandidaten Joe Biden und Donald Trumpeine immense Bedeutung zukommt. Inwieweit das Wahlergebnis in Taiwan zu einerAusweitung der Spannungen mit China beiträgt, werden die kommenden Monatezeigen. Der chinakritische Lai Ching-te, auch bekannt unter seinem englischenNamen William Lai, ging Mitte Januar als Sieger hervor. Richtungsweisende Wahlenstehen auch in Europa bevor: Neben der Wahl zum Europa-Parlament schreiten unteranderem die Österreicher, wo die rechte FPÖ in den Umfragen weit vorne liegt,und die Briten zur Wahlurne.
Inflation und Zinsen: ein ungünstiges Umfeld
Trotz eines Rückgangs der Teuerungsraten im Jahr 2023 liegt die Kerninflation,welche Energie- und Nahrungsmittelpreise herausnimmt, in den meistenentwickelten Volkswirtschaften immer noch doppelt so hoch, wie das Ziel derZentralbanken es vorgibt. 2024 wird zeigen, ob die seit über 18 Monaten laufendeStraffung bzw. Beibehaltung der restriktiven Geldpolitik ausreicht, um dieInflationsraten wieder auf 2 Prozent zu bringen. Die nach wie vor angespannteLage an den Arbeitsmärkten mit wenigen Arbeitslosen, historisch hohenStellenangebotsquoten und einer anziehenden Lohndynamik deutet darauf hin, dassder Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist - unabhängig von etwaigenAngebotsschocks, die im aktuellen geopolitischen Umfeld auftreten könnten, z. B.durch die Verknappung am Ölmarkt. In puncto Zinsen gehört das Umfeld, an dassich private Haushalte, Unternehmen und Regierungen in den letzten fünfzehnJahren gewöhnt haben, nun endgültig der Vergangenheit an. Die Zinssätze dürftenin allen entwickelten Volkswirtschaften das ganze Jahr über auf hohem Niveaubleiben. "Die Markterwartungen von bis zu sechs Zinssenkungen zu je 25Basispunkten im Laufe des Jahres erscheinen uns für beide Seiten des Atlantiks,also sowohl in den USA als auch in Europa, übertrieben. In Europa rechnen wiraufgrund des anhaltenden Kerninflationsdrucks frühestens ab Sommer 2024 miteiner geldpolitischen Lockerung", sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg."Dieses ungünstige wirtschaftliche Umfeld bleibt für Unternehmen ein Risiko,wodurch auch die Insolvenzzahlen deutlich steigen könnten."
USA und Europa stagnieren, Schwellenländer treiben Wachstum
Ein "Soft Landing" der US-amerikanischen Wirtschaft wird von Coface alswahrscheinlichstes Szenario gesehen. Dabei dürfte sich die Wirtschaftsaktivitätin der ersten Jahreshälfte aufgrund rückläufiger Ausgaben der privaten Haushalteweiter abschwächen. Ein Grund: Die während der Pandemie angehäuften und nunweitgehend aufgebrauchten Ersparnisse werden weiter schwinden. In Europa wird inder ersten Jahreshälfte mit einer (Beinahe-)Stagnation gerechnet. DasVerarbeitende Gewerbe wird weiterhin durch anhaltend hohe Kosten und eineschleppende Auslandsnachfrage belastet.
Haupttreiber der Weltwirtschaft werden 2024 erneut die Schwellenländer sein, dielaut Coface 1,7 Prozentpunkte zum Wachstum des weltweiten BIP von 2,2 Prozentbeitragen. Auf die Schwellenländer entfallen somit drei Viertel des globalenWachstums - der größte Anteil seit 2013. Die chinesische Wirtschaft schien inder zweiten Jahreshälfte 2023 wieder Tritt zu fassen und schloss das Jahr miteinem BIP-Wachstum von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, also leicht über demoffiziellen Wachstumsziel, ab. Zu Jahresbeginn gerät die Wirtschaft derVolksrepublik jedoch ins Stocken. "Der private Konsum erholt sich nur allmählichund die Sorgen über die Korrektur des Immobilienmarktes schwelen weiter. Dieerhöhte Verschuldung auf kommunaler Ebene, die unter anderem zur Reduzierungstaatlicher Unterstützungsmaßnahmen führt, belastet weiterhin die privatenInvestitionen und die Stimmung der Verbraucher", sagt Christiane von Berg. AuchSüdostasien wird mit einem Wachstum von 4,6 Prozent erneut eine derdynamischsten Regionen sein, nach 4 Prozent im Jahr 2023.
Der "Globale Süden" wird zwar Protagonist der Weltwirtschaft, ist aber nach wievor von großer Heterogenität geprägt. Die ärmsten und am stärksten verschuldetenLänder werden weiterhin große Schwierigkeiten haben. Angesichts hoher Zinssätzeund eines weiterhin starken Dollars ist ein Wiederaufleben von Staatspleiten zubefürchten. Einige Länder wie Sri Lanka, Ghana, Äthiopien, Malawi, Pakistan undLaos sind bereits zahlungsunfähig oder stehen kurz vor einem Staatsbankrott.
Bestnoten für Schweiz und Dänemark
Die Risikobewertung von insgesamt 12 Ländern haben die Analysten von Cofaceheraufgestuft, verbessern konnten sich unter anderem Belgien (von A3 auf A2),Kroatien (jetzt in A3), Namibia (B) und Rumänien (neu in A4). Die Bestnote A1erhielten die deutschen Nachbarländer Dänemark und die Schweiz. "In beidenLändern liegt die Inflation unter der Zwei-Prozent-Marke. Der private Konsum inDänemark hat sich erholt und wird durch einen stabilen Arbeitsmarkt gestützt.Darüber hinaus sehen wir dort rückläufige Insolvenzzahlen. In der Schweiz hatdie Nationalbank die Zinsen nur auf 1,75 Prozent erhöht und damit dieInvestitionstätigkeit Schweizer Unternehmen weniger gebremst. Darüber hinaussind Exportschlager wie Pharma- und Luxusprodukte relativ unabhängig von derKonjunkturlage", erklärt Christiane von Berg.
Von A2 auf A3 hat Coface das Länderrisiko von Israel herabgestuft. Bereits vorder Terrorattacke der Hamas gab es Anzeichen für eine Abschwächung derWirtschaft. Gründe waren die hohen Zinssätze und die hohe Inflation, wodurch dieKaufkraft der privaten Haushalte und die Margen der Unternehmen geschmälertwurden. Darüber hinaus haben die Bemühungen der Regierung, eine Justizreformohne breiten Konsens zu verabschieden, zu Massenprotesten geführt, durch die einTeil der ausländischen Investoren vertrieben wurde.
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