Kostenschübe für Handwerksbetriebe haben Folgen für die Kunden.
15.01.2025 - 06:35:11Handwerkspräsident sieht Kostenschübe mit Folgen für Kunden
"Das Handwerk droht für breite Schichten unerschwinglich zu werden, ohne dass das Handwerk selbst es in der Hand hätte, dies zu ändern", sagte Handwerkspräsident Jörg Dittrich der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das Handwerk "ersticke" unter den steigenden Sozialbeiträgen.
Preisschübe
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks sprach von galoppierenden Preisschüben in der Sozialversicherung, die Sorge bereiteten. "Der Gesamtsozialversicherungsbeitrag ist mittlerweile auf rund 42 Prozent gestiegen." Dies bedeute eine deutliche Belastung für die personalintensiven Handwerksbetriebe und ihre Beschäftigten. "Es ist nicht im Interesse der Gesellschaft, dass Handwerkerleistungen unbezahlbar werden und dadurch vom Markt verschwinden." Sozialsysteme müssten auch in Zukunft finanzierbar bleiben. "Wir sehen ganz deutlich, dass insbesondere lohnintensive Bereiche unter einen größeren Schwarzarbeits-Druck geraten."
Im Gegensatz zur Industrie machten die Lohnkosten in manchen Handwerksbetrieben bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten aus. "Dort schlagen dann starke Steigerungen der Lohnzusatzkosten besonders heftig zu Buche."
Preissteigerungen
"Die Kostenschübe, die über die Sozialsysteme, steigende Materialpreise und Bürokratiekosten auf das Handwerk einwirken, führen zu Preissteigerungen, bei denen sich eine Investition auch für Privatpersonen irgendwann nicht mehr rechnet oder nicht mehr finanzierbar ist", so Dittrich.
Die Produktivität im Handwerk sei in den vergangenen Jahren nicht so gestiegen, wie die Kosten gestiegen seien. "Deutliche Kostenerhöhungen haben wir bei den Löhnen, bei der Energie, bei Material, bei den Sozialabgaben, aber auch bedingt durch Bürokratie - und auf all das hat das Handwerk selbst in der Regel keinen Einfluss und kann wegen seiner Standortgebundenheit auch nicht ins Ausland ausweichen."
Handwerk: Sozialabgaben müssen sinken
Dittrich forderte eine Sozialabgabenbremse, um die Lohnzusatzkosten unter Kontrolle zu halten. "Arbeitgeber und Beschäftigte tragen eine immer schwerere Last, die Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Leistung muss sich lohnen. Daher: Sozialabgaben runter, damit sich Arbeit wieder lohnt, und personalintensive Produkte und Leistungen bezahlbar bleiben." Es brauche mutige Reformen für eine nachhaltige Finanzierung der Sozialversicherung zu sorgen. "Die steigende Beitragslast ist eine tickende Zeitbombe für Wirtschaft und Gesellschaft."
"Alle müssen sich bewegen"
Die Sozialabgaben müssten wieder auf die Marke von 40 Prozent gesenkt werden. Man müsse an mehreren Stellen etwas tun. "Eigenverantwortung muss gefördert werden, man muss sich die Leistungskataloge anschauen. Was können wir uns noch leisten?" Auch die Einnahmen müssten berücksichtigt werden. "In Zeiten, in denen sich wirtschaftliche Geschäftsmodelle geändert haben, kann es nicht sein, dass die Finanzierung der Sozialsysteme unverändert und zu stark an den Lohn gekoppelt ist. Der gesellschaftliche Diskurs muss darauf hinauslaufen, dass alle sich ein Stück bewegen müssen."
Kundenservice
Viele Kunden kennen das: Handwerker können nicht sagen, wann genau sie am Tag kommen - sondern kündigen an, zwischen 8 und 16 Uhr da zu sein. "Ob ein Problem mit Material, unerwartete Arbeiten oder Rückfragen vor Ort: Jeder Auftrag ist einzigartig. Diese Flexibilität ist die Stärke des Handwerks, macht genaue Zeitangaben aber bisweilen schwierig", sagte Dittrich. Ungeachtet dessen müsse es aber eine Serviceorientierung geben. "Wenn der Preis steigt, dann muss ich als Handwerker alles daransetzen, Service und Leistung zu bringen, und mich fragen, was ich als Handwerker tun kann, um Verbindlichkeit und Verlässlichkeit zu erhöhen."