FRANKFURT / TOKIO / NEW YORK - Sorgen vor den Folgen von den USA ausgelöster Handelskonflikte haben der zuletzt guten Stimmung an den Finanzmärkten am Montag einen herben Dämpfer verpasst.
03.02.2025 - 16:05:00Trumps Handelskrieg wirbelt Finanzmärkte durcheinander
(neu: aktuelle Kurse, dazu kanadischer Dollar und mexikanischer Peso)
FRANKFURT/TOKIO/NEW YORK (dpa-AFX) - Sorgen vor den Folgen von den USA ausgelöster Handelskonflikte haben der zuletzt guten Stimmung an den Finanzmärkten am Montag einen herben Dämpfer verpasst. Am Wochenende hatte US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahr gemacht und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt.
Die Aktienmärkte in Asien standen überwiegend stark unter Druck, der deutsche Leitindex Dax DE0008469008 fiel nach einem Rekordhoch am Freitag zuletzt um 1,6 Prozent. Am US-Aktienmarkt, der bereits am Freitag unter der sich abzeichnenden Einführung der Zölle gelitten hatte, verzeichneten insbesondere Technologiewerte deutliche Verluste. Zudem ging es am Nachmittag für den Eurokurs EU0009652759 und den Bitcoin nach unten, während die Preise für Gold und Rohöl stiegen.
Die Zölle könnten die Inflation in den USA wieder anheizen. "Der sich aus diesen Zöllen und weiteren künftigen Maßnahmen ergebende Inflationsanstieg in den USA wird noch schneller und stärker ausfallen, als wir ursprünglich erwartet hatten", erklärt Paul Ashworth, Chefvolkswirt Nordamerika beim Analysehaus Capital Economics. Das Zeitfenster für die US-Notenbank Fed, Leitzinssenkungen in den nächsten 12 bis 18 Monaten wieder aufzunehmen, dürfte damit geschlossen sein.
Der US-Dollar, den Investoren in unruhigen Zeiten oftmals als vermeintlich sicheren Hafen nutzen, zog kräftig an, der Kurs des Euro geriet im Gegenzug unter Druck. Zuletzt mussten für einen Euro 1,0255 Dollar gezahlt werden, vor dem Wochenende waren es phasenweise noch 1,04 Dollar gewesen. Ohnehin befindet sich der Dollar seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Anfang November verstärkt im Aufwind. Zuvor hatte ein Euro noch mehr als 1,09 Dollar gekostet.
Starke Kurseinbrüche zeigten sich bei den vom Handelskonflikt direkt betroffenen Nachbarländern der USA. Heftig traf es den kanadischen Dollar und den mexikanischen Peso.
Deutliche Verluste gab es auch bei Kryptowährungen. Dabei hielt sich die älteste und bekannteste Kryptowährung Bitcoin noch vergleichsweise gut. Auf der Handelsplattform Bitstamp kostete ein Bitcoin zuletzt gut 96.000 Dollar - am Freitag waren es zeitweise noch 105.000 Dollar gewesen. Deutlich höher fiel das Minus beim Ethereum aus. Der Kurs der zweitgrößten Kryptowährung sackte um 16 Prozent auf weniger rund 2.600 Dollar ab.
Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management befürchtet, dass Turbulenzen am Kryptomarkt auf andere Asset-Klassen ausstrahlen könnten. Es handele sich nicht nur um einen Krypto-Ausverkauf, sondern Investoren und Spekulanten verkauften spekulative Vermögenswerte. Diejenigen, die auf Pump gekauft hätten, bräuchten angesichts fallender Kurse Liquidität. Privatinvestoren dürften zudem verstärkt profitable Positionen abstoßen, weil sie mehr Ungemach fürchteten. "Der Ausverkauf der Kryptowährungen wirft einen langen Schatten auf die globalen Aktienmärkte", konstatiert Innes denn auch.
Der Handelskrieg der USA reicht zudem bis nach Deutschland. Zwar ist die Europäische Union nicht direkt von Donald Trumps Einfuhrabgaben betroffen - noch nicht. Aber vor allem die deutsche Autoindustrie dürfte Auswirkungen spüren. Die großen deutschen Autohersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als billigen Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt.
VW DE0007664039, Audi und BMW DE0005190003 haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz DE0007100000 produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan JP3672400003. Damit gehörten die deutschen Autobauer mit Verlusten bis zu fast sechs Prozent zu den größten Verlierern im Dax.