FRANKFURT / NEW YORK - Ein drohender Handelskrieg der USA mit wichtigen Partnern hat zum Wochenstart Auto- und LKW-Aktien kräftig nach unten gezogen.
03.02.2025 - 09:49:08AKTIEN IM FOKUS 2: US-Zölle belasten Autoaktien stark - Auch Zulieferer schwach
(neu: Kurse, Jefferies zu Stellantis präzisiert)
FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Ein drohender Handelskrieg der USA mit wichtigen Partnern hat zum Wochenstart Auto- und LKW-Aktien kräftig nach unten gezogen. US-Präsident Donald Trump verhängte am Wochenende auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada Zölle in Höhe von 25 Prozent, nur auf Energie-Einfuhren aus Kanada 10 Prozent. Auf alle Einfuhren aus China werden zusätzlich 10 Prozent fällig. Und die EU könnte bald folgen.
Die Aktien von BMW DE0005190003, Mercedes-Benz DE0007100000 und Volkswagen DE0007664039 fielen am Montagvormittag um 4 bis 5 Prozent. Die Papiere der LKW-Hersteller Daimler Truck und Traton büßten ähnlich deutlich ein, und auch die Aktienkurse von Zulieferern wie Continental und Knorr-Bremse fielen.
Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts EU0009658681 sank als Schlusslicht im Sektortableau um 3,6 Prozent. Er hatte sich zuletzt deutlich vom Zwischentief im November erholt und sich wieder der 200-Tage-Linie genähert. Dieser noch immer nach unten gerichtete Indikator für den längerfristigen Trend geriet nun wieder in etwas weitere Ferne.
Das Problem: Die großen deutschen Auto-Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt. VW DE0007664039, Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz DE0007100000 produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan JP3672400003.
Analyst Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies sieht allerdings weniger die deutschen Hersteller betroffen, als viel mehr die großen US-Autokonzerne. Die US-Einfuhrzölle dürften die Fahrzeugpreise in den USA beziehungsweise die Produktionskosten um durchschnittlich 6 Prozent steigen lassen, falls es nicht zu einer raschen Deeskalation komme, erklärte er.
Houchois und der Bernstein-Experte Daniel Roeska sind sich einig, dass die großen US-Konzerne am stärksten betroffen sein dürften, also neben Ford und Chrysler (gehört zu Stellantis) vor allem General Motors US37045V1008 (GM). Bei den US-Elektroautobauern Tesla US88160R1014, Rivian US76954A1034 und Lucid begrenze die komplette Montage in den USA die Risiken auf Preise für Zulieferteile, ergänzte Houchois.
Vergleichsweise geringere Gefahren sieht der Jefferies-Fachmann - allerdings auf Basis einer früheren Analyse - wegen der globaleren Aufstellung bei Stellantis NL00150001Q9 als Gesamtkonzern sowie Volkswagen DE0007664039; zudem: BMW sowie Mercedes-Benz seien wertmäßige Netto-Exporteure aus den USA.
Jose Asumendi, Analyst bei der Bank JPMorgan, sieht hingegen die größeren Auswirkungen bei Daimler Truck DE000DTR0CK8, Volkswagen, Traton DE000TRAT0N7 und Stellantis, während Iveco, Renault FR0000131906, Michelin FR0000121261 und Volvo Truck vergleichsweise besser positioniert seien, so der Experte.
Eigentlich könnte zudem davon ausgegangen werden, dass Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen höhere Kosten einfacher auf ihre Kunden abwälzen können als Massenproduzenten. Allerdings gelte es vor einer finalen Einschätzung nun erst einmal abzuwarten, wie die US-Zölle sich auf Preise, Zulieferer und Maßnahmen der Autobauer auswirkten. So erwögen Autobauer Werksneubauten in den USA.