FRANKFURT / AMSTERDAM / PARIS - Ein überraschend hoher Auftragseingang hat den zuletzt stark unter Druck geratenen Aixtron-Aktien DE000A0WMPJ6 wieder Schwung verliehen.
05.07.2024 - 12:42:58AKTIEN IM FOKUS: Aixtron-Aufträge liefern Schwung - Samsung treibt Branche
(neu: Aktuelle Kurse, Details, Hauck Aufhäuser Investment Banking, Berenberg, Chipwerte)
FRANKFURT/AMSTERDAM/PARIS (dpa-AFX) - Ein überraschend hoher Auftragseingang hat den zuletzt stark unter Druck geratenen Aixtron-Aktien DE000A0WMPJ6 wieder Schwung verliehen. Die Papiere des Chipindustrie-Ausrüsters waren zu Handelsbeginn am Freitag um gut ein Fünftel auf 22,70 Euro in die Höhe geschnellt. Dies war der höchste Stand seit Mitte Juni.
Am Mittag stand bei den Anteilsscheinen von Aixtron noch ein Plus von 16,6 Prozent zu Buche. Damit waren sie der mit Abstand größte Gewinner im MDax DE0008467416. Der Index der mittelgroßen Werte stieg zuletzt um mehr als ein Prozent.
Aixtron hatte zwar im zweiten Quartal ebenfalls die Tristesse auf dem Elektroautomarkt zu spüren bekommen und musste deshalb seine Jahresziele für Umsatz sowie für die operative Gewinnmarge senken. Das überraschte allerdings kaum noch, da Experten schon länger auf ein eher schwieriges Übergangsjahr für die Elektromobilität verweisen - bei langfristig weiterhin guten Perspektiven. Und so macht der Auftragseingang von Aixtron Analysten zufolge denn auch Hoffnung auf eine Geschäftsbelebung im kommenden Jahr.
Der Aixtron-Vorstandsvorsitzende Felix Grawert verwies auf eine gute Nachfrage im Bereich der SiC- und GaN-Leistungselektronik. "Dies bestätigt die anhaltende Dynamik in der Branche, das traditionelle Silizium durch die Hochleistungsmaterialien GaN und SiC zu ersetzen."
Analyst Tim Wunderlich von Hauck Aufhäuser Investment Banking bezeichnete den Auftragseingang im zweiten Quartal als beeindruckend. Die Erholung der SiC-Aufträge im zweiten Quartal signalisiere Kunden- und Marktanteilsgewinne durch Aixtron. Das liege auch an der Technologieführerschaft des Unternehmens. Zudem sei der neue Jahresausblick für Umsatz und operativen Gewinn nicht so schlimm wie befürchtet - im Aktienkurs sei bereits ein sehr düsteres Szenario eingepreist gewesen.
Nachdem die Aixtron-Papiere im Dezember 2023 bei fast 40 Euro den höchsten Stand seit 2001 erreicht hatten, ist es mit den Aktien abwärts gegangen. Anfang Juli notierten sie nur noch bei knapp unter 18 Euro und erreichten damit das Niveau von März 2022. Zuletzt setzte eine leichte Erholung ein, die sich zum Wochenschluss nun deutlich beschleunigte.
Analyst Gustav Froberg von der Privatbank Berenberg hält die Anteilsscheine von Aixtron nach dem Einbruch um etwa die Hälfte in diesem Jahr für attraktiv bewertet. Zudem sei die Umsatzentwicklung im zweiten Quartal bemerkenswert.
Etwas skeptischer äußerte sich Analyst Simon Coles von der britischen Investmentbank Barclays. Der starke Auftragseingag des Halbleiterausrüsters sollte zwar das Vertrauen in einen Wachstumsschub stärken. Die Markterwartungen an 2025 aber seien ambitioniert.
Auch europaweit waren Aktien aus der Chipbranche gefragt. Dabei stützen neben den positiv aufgenommenen Nachrichten von Aixtron auch ein erneut deutlicher Gewinnsprung bei Samsung KR7005930003. Steigende Chippreise infolge der starken Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz (KI) beflügeln weiter das Ergebnis des Elektronikriesen. Besonders der Bedarf an Chips mit hoher Bandbreite, die bei der Entwicklung und dem Betrieb von KI-Plattformen zum Einsatz kommen und unter anderem auch von Samsung gefertigt werden, ist deutlich gewachsen. Die Zahlen für das abgelaufene Quartal lagen deutlich über den Erwartungen des Markts.
Insofern stiegen die Anteilsscheine des Chipausrüsters ASML NL0010273215 in Amsterdam auf ein Rekordhoch und gewannen zuletzt gut ein Prozent. In Paris zogen die Papiere des Chiphersteller STMicroelectronics NL0000226223 um fast drei Prozent an und in Frankfurt verzeichneten die Aktien von Infineon DE0006231004 Gewinne in ähnlicher Größenordnung. Infineon dürfte indes laut Branchenexperten auch hinter einem teil der Aixtron-Aufträge der vergangenen Monate stecken.