Ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht hat den deutschen Aktienmarkt am Freitag eher wenig tangiert.
07.06.2024 - 18:05:32Frankfurt Schluss: US-Arbeitsmarktdaten lassen Anleger kalt
Der bereits im frühen Handel schwächer tendierende Dax DE0008469008 fiel zwar direkt nach den Daten auf sein Tagestief, erholte sich aber relativ rasch und dämmte die Verluste im späten Handel etwas ein. Letztlich verlor der Leitindex 0,51 Prozent auf 18 557,27 Punkte und verbuchte damit einen Wochengewinn von rund 0,3 Prozent. Der MDax DE0008467416 mit den mittelgroßen Werten schloss am Freitag 0,62 Prozent tiefer bei 26 861,07 Zählern.
Die US-Wirtschaft schuf im Mai deutlich mehr Arbeitsplätze als erwartet. Zudem beschleunigte sich das Lohnwachstum deutlich. Allerdings erhöhte sich auch die Arbeitslosenquote überraschend um 0,1 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent.
Nach Aussage von Thomas Altmann, Analyst bei QC Partners, sendet der Arbeitsmarktbericht gemischte Signale: "Diese Kombination aus überwiegend robustem Arbeitsmarkt und gleichzeitig hohem Lohnwachstum könnte die Fed noch länger von Zinssenkungen abhalten." Sollte dieser Trend anhalten, könnten Anleger durchaus bis Dezember auf einen ersten US-Zinsschritt warten müssen, statt der bisher erwarteten Senkung im September, ergänzte der Marktexperte.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte bereits am Vortag erstmals seit 2019 die Zinsen gesenkt und damit die Erwartungen am Markt erfüllt. "Das Überraschungspotenzial war gering und somit verwundert es auch nicht, dass die Anleger den - wenn auch historischen Schritt - einer Zinssenkung vor der Federal Reserve lediglich mit einem Schulterzucken quittierten", kommentierte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Konkrete Aussagen zum weiteren Zinspfad blieben aus.
Auch an den wichtigsten europäischen Börsen ging es zum Wochenschluss nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 sank um 0,35 Prozent auf 5051,31 Punkte. Der Cac 40 FR0003500008 in Paris und der FTSE 100 GB0001383545 in London büßten jeweils rund 0,5 Prozent ein. In den USA notierte der Dow Jones Industrial US2605661048 zum europäischen Börsenschluss etwa 0,2 Prozent höher.
Qiagen NL0015001WM6 stoppte sein PCR-Testsystem Neumodx wegen der verhaltenen Nachfrage nach der Pandemie. Diese Entscheidung dürfte sich positiv auf die Profitabilität des Dax-Konzerns im laufenden Jahr auswirken. Qiagen-Aktien stiegen um 0,5 Prozent. Ein Händler gab aber zu bedenken, dass hohe Kosten für die Umstrukturierung bei Qiagen noch ein Thema werden könnten.
Nachdem die Immobilienwerte bereits nach der Zinsentscheidung der EZB unter Druck geraten waren, setzte sich die Talfahrt weiter fort. Morgan-Stanley-Analyst Bart Gysens sieht nach der Zinssenkung zunächst kaum Chancen auf weitere Kurstreiber. Er stufte Vonovia DE000A1ML7J1 auf "Underweight" ab und strich für LEG DE000LEG1110 seine Kaufempfehlung. Vonovia verloren am Dax-Ende 7,2 Prozent, LEG rutschten im MDax um 5,0 Prozent ab. In der Folge ging es dort auch für Aroundtown LU1673108939 und TAG DE0008303504 klar abwärts.
Die Infineon-Papiere DE0006231004 profitierten dagegen von einem positiven Analystenkommentar und stieg an der Dax-Spitze um 3,7 Prozent. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas erhöhte ihr Kursziel für den Halbleiterkonzern auf 53 Euro und sieht damit noch mehr als 40 Prozent Kurspotenzial.
Bei Airbus NL0000235190 nahmen die Sorgen mit Blick auf das Auslieferungsziel zu, die Aktien sackten um 2,2 Prozent ab. Der weltgrößte Flugzeugbauer hatte im Mai nur 53 Passagierjets an seine Kunden ausgeliefert. Nach fünf Monaten hat der Dax-Konzern noch nicht einmal ein Drittel seines Jahresziels von rund 800 Maschinen erreicht. Oddo-Analyst Yan Derocles sieht dieses Ziel zwar immer noch in Reichweite, die Risiken würden aber zunehmen.
Die Aktien der DWS DE000DWS1007 werden im SDax DE0009653386 am Freitag abzüglich ordentlicher Dividende von 2,10 Euro und Sonderdividende von 4 Euro je Anteilsschein gehandelt. Der Kursverlust von 16 Prozent bei der Tochter der Deutschen Bank war also großteils optischer Natur.
Am Devisenmarkt fiel der Euro nach den US-Jobdaten deutlich zurück und notierte zuletzt bei 1,0804 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0898 Dollar festgelegt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,59 Prozent am Vortag auf 2,64 Prozent. Der Rentenindex Rex DE0008469107 fiel um 0,29 Prozent auf 123,83 Punkte. Der Bund-Future DE0009652644 gab zuletzt um 0,10 Prozent auf 130,53 Zähler nach./edh/ngu
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---