Die Sorge vor einer sich zuspitzenden kriegerischen Auseinandersetzung im Nahen Osten hat den Anlegern in den meisten Regionen Europas den Start in das Schlussquartal verhagelt.
01.10.2024 - 18:46:19Europa Schluss: Kriegsspirale in Nahost verhagelt Oktober-Start
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 verlor am Dienstag 0,93 Prozent auf 4954,15 Punkte. Außerhalb der Eurozone sank der schweizerische SMI CH0009980894 um 0,68 Prozent auf 12.086,66 Zähler. Anders der britische FTSE 100 GB0001383545, der um 0,48 Prozent auf 8.276,65 Punkte anzog.
Kreisen zufolge haben die USA Hinweise darauf, dass der Iran in Kürze einen Raketenangriff auf Israel durchführen will. Die Vereinigten Staaten unterstützten aktiv die Vorbereitungen zur Verteidigung Israels gegen einen solchen Angriff, der schwerwiegende Folgen für den Iran haben würde, sagte ein hochrangiger Beamte des Weißen Hauses der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge. Die Warnung erfolgte, nachdem die israelischen Streitkräfte gegen die von Teheran unterstützte Hisbollah in den Südlibanon vorgerückt waren.
Die womöglich weitere Eskalation des Konflikts im Nahen Osten belastete am Dienstag besonders stark die Börse in Istanbul, wo der türkische Leitindex Bist 100 um 3,25 Prozent auf 9.351 Punkte absackte und damit das Niveau von Mitte September erreichte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan behauptete am Nachmittag, Israel habe es auch auf die Türkei abgesehen: "Die israelische Führung wird nach Palästina und dem Libanon unser Land ins Visier nehmen", so Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
"Die Nervosität hat wieder Einzug erhalten und viele Investoren nehmen lieber Kursgewinne mit", schrieb Marktexperte Andreas Lipkow zur aktuellen Lage. Die Stimmung sei in den letzten Handelstag sehr positiv gewesen und habe zu viele potenzielle Krisenherde sowie schlechte Nachrichten überlagert. Nun müsse sich zeigen, ob sich die Situation im Nahen Osten wieder beruhige oder aber verschärfe. Letzteres würde die Aktienmärkte noch einmal erheblich unter Verkaufsdruck setzen können.
Ölwerte profitierten von den Nachrichten zu einer möglichen Konfliktverschärfung im ölreichen Nahen Osten, weil damit die Gefahr einer Verknappung des Rohstoffs verbunden ist. Eni IT0003132476 und Totalenergies FR0000120271 legten im EuroStoxx um bis zu 1,5 Prozent zu. Shell GB00BP6MXD84 und BP GB0007980591 gewannen in London um bis zu 2,4 Prozent. Die Ölpreise legten nach den Meldungen zeitweise um über zwei Dollar zu.
Nicht ungewöhnlich in Kriegszeiten sind zudem die Kursgewinne für Rüstungshersteller. BAE Systems GB0002634946 schlossen in London 2,9 Prozent höher, Leonardo IT0003856405 zogen in Mailand an. In Frankfurt gewannen Rheinmetall DE0007030009 über 5 Prozent. Bankenwerte litten unter Konjunktursorgen, Santander ES0113900J37 büßten am EuroStoxx Ende 4,9 Prozent ein.
Aktien von Tourismuskonzernen und Fluggesellschaften schlossen schwach. Bei letzteren steigen die Risiken durch höhere Kerosinpreise. IAG ES0177542018 etwa sackten um 5 Prozent ab. Auch fallen womöglich einige Reiseziele vorerst aus und die Gefahr terroristischer Anschläge wird größer. Die Anleger von Tui DE000TUAG505 sahen Kursverluste von 2 Prozent.
Stärkster Wert im EuroStoxx noch vor Eni und Totalenergies waren AB Inbev BE0003793107 mit plus 1,6 Prozent. Die US-Bank Citigroup hatte die Anteile der Brauerei von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft.