Die Politik hat vor dem Wochenende und der zweiten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich die Börsen dominiert und die Kurse belastet.
05.07.2024 - 18:16:20Europa Schluss: Le Pen schickt Europas Börsen ins Minus
Nach anfänglichen Kursgewinnen ließen am Freitagnachmittag Aussagen der Politikerin Marine Le Pen vom Rassemblement National (RN) die Börsen ins Minus drehen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 schloss 0,16 Prozent niedriger bei 4.979,39 Punkten. Die Wochenbilanz ist mit plus 1,7 Prozent gleichwohl klar positiv.
Le Pen hatte Hochrechnungen zurückgewiesen, denen zufolge ihre rechtsnationale Bewegung RN am Sonntag die absolute Mehrheit deutlich verfehlen dürfte. Stattdessen warnte sie vor chaotischen Zuständen, falls der RN kein Regierungsmandat erhalten sollte. Daraufhin drehten die europäischen Aktienmärkte nach unten. In Paris gab der Leitindex Cac 40 FR0003500008 um 0,26 Prozent auf 7.675,62 Zähler nach.
Der britische FTSE 100 GB0001383545 schloss 0,45 Prozent tiefer bei 8.203,93 Punkten. Im frühen Handel hatte der "Footsie" noch ein halbes Prozent zugelegt. Der Regierungswechsel in Großbritannien, bei dem die frühere Oppositionspartei Labour unter Parteichef Keir Starmer die Konservativen des bisherigen Regierungschefs Rishi Sunak ablöst, hatte keinen größeren Einfluss auf das Londoner Börsengeschehen.
Der Blick gilt nun den Wahlen in Frankreich. "Wir rechnen im Falle einer absoluten rechtsextremen Mehrheit mit erhöhter Volatilität, was jedoch aus unserer Sicht auf Basis des ersten Wahlgangs und der Entwicklungen seither unwahrscheinlicher geworden ist", merkte Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, dazu an. Größer sei die Wahrscheinlichkeit für ein "Parlament ohne echte Mehrheit und damit deutlich schwierigeren weitreichenden politischen Entscheidungen in Frankreich." Darauf sei der Markt vorbereitet.
Im europäischen Branchenvergleich zählten Technologiewerte EU0009658921 zu den Gewinnern. Halbleitertitel reagierten mit Aufschlägen auf Aussagen des südkoreanischen Samsung-Konzerns KR7005930003. Steigende Chippreise infolge der starken Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz (KI) hatten die Geschäfte des Elektronikriesen zuletzt beflügelt. Im Ausblick für die Monate April bis Juni geht der Marktführer für Speicherchips davon aus, dass der operative Gewinn im Jahresvergleich um mehr als das Fünfzehnfache gestiegen ist.
Mit dieser Vorgabe legten die Aktien des Zulieferers ASML NL0010273215 um knapp ein Prozent zu. Für die Aktien von AMS-Osram AT0000A18XM4 ging es sogar um mehr als 5 Prozent nach oben.
Auch Immobilienwerte CH0043274395 waren gefragt. Der zinssensible Sektor knüpfte an die Vortagesgewinne an. Gefragt waren britische Immobilientitel. Analysten verschiedener Häuser bezeichneten den Sieg von Labour als günstig für die Unternehmen der Branche.
Mit den Bauwerten ging es ebenfalls aufwärts. Hier ragte das Branchenschwergewicht Vinci FR0000125486 mit plus 1,8 Prozent hervor. Die Bank JPMorgan erhöhte das Kursziel und riet dazu, die Aktien des Konzerns überzugewichten.
Bankaktien schwächelten dagegen. Nordea-Aktien FI4000297767 verloren 2 Prozent. Die Großbank muss sich in Dänemark wegen Versäumnissen im Kampf gegen Geldwäsche in Milliardenhöhe vor Gericht verantworten. Die dänische Sondereinheit für schwere Kriminalität hat nach jahrelangen Ermittlungen Anklage gegen die Bank wegen umfassender Verstöße gegen das Geldwäschegesetz im Zeitraum von 2012 bis 2015 erhoben.