Die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt ist in vollem Gange.
01.12.2023 - 09:55:26Frankfurt Eröffnung: Jahresendrally läuft weiter
Angetrieben von Erwartungen auf bald sinkende Zinsen übersprang der Dax DE0008469008 am Freitag kurz nach dem Handelsstart die Marke von 16 300 Punkten. Charttechnisch gesehen ist der Weg bis zum Rekordhoch bei etwas unter 16 530 Punkten frei.
Zuletzt gewann der deutsche Leitindex noch 0,49 Prozent auf 16 295,32 Punkte und erhielt dabei Unterstützung aus Übersee. In den USA hatte der bekannteste Wall-Street-Index Dow Jones Industrial US2605661048 nach erfreulichen Daten zu Konsum und Preisauftrieb den höchsten Stand seit rund zwei Jahren erklommen. In China verbesserte sich die Lage in Industriebetrieben überraschend deutlich. Der Indikator des Wirtschaftsmagazins Caixin deutet nun wieder auf eine Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten hin. Gleichwohl gibt es mit Blick auf China weiterhin viele Wirtschaftssorgen.
Der MDax DE0008467416 der mittelgroßen Unternehmen stieg am ersten Tag im Dezember-Monat um 0,12 Prozent auf 26 215,41 Zähler. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 EU0009658145 rückte um 0,51 Prozent auf 4404,64 Punkte vor.
Die laufende Rally hat den Dax von seinem Oktober-Tief aus inzwischen um mehr als 11 Prozent nach oben getrieben. Im November gewann der deutsche Leitindex 9,5 Prozent und hat damit hat er den Großteil der Korrektur seit August aufgeholt. Zudem steuert das deutsche Börsenbarometer per Ende dieses Handelstag auf seine fünfte Woche in Folge mit Gewinnen zu. Das wäre die längste Gewinnserie 2023, nach zuvor der längsten Verlustserie des Jahres.
Die Anleger honorierten den guten Job der US-Notenbank, begründet Stephen Innes. Managing Partner von SPI Asset Management, den starken Lauf. Die Fed habe die Inflation bekämpft, ohne zugleich eine schwere Rezession auszulösen. Eine inzwischen moderatere Teuerung stelle nun das hohe Zinsniveau infrage, weshalb Investoren baldige Zinssenkungen erwarteten.
Das gilt ebenso für die Euroregion. In den kommenden Monaten dürfte sich die Abschwächung der Inflation auch in Europa fortsetzen, schreiben die Experten der Helaba und schlussfolgern: "Marktteilnehmer können vermehrt darauf setzen, dass der nächste Zinsschritt eine Senkung sein wird."
Unter den Einzelwerten standen vor allem Unternehmen aus der zweiten Reihe im Blick. Im MDax DE0008467416 nahmen die Anteile von Bechtle DE0005158703 und Carl Zeiss Meditec DE0005313704 die letzten Plätze ein - mit minus 5,5 Prozent und minus 2,6 Prozent. Jenoptik DE000A2NB601 fanden sich mit plus 4,2 Prozent an der Spitze wieder.
Der IT-Dienstleister Bechtle DE0005158703 verschaffte sich mithilfe einer Wandelanleihe frische finanzielle Mittel. Das Unternehmen platzierte unbesicherte und nicht nachrangige Wandelschuldverschreibungen im Volumen von 300 Millionen Euro. Die Bezugsrechte der Anteilseigner des Unternehmens waren ausgeschlossen. Das Geld will Bechtle unter anderem für Zukäufe im In- und Ausland nutzen.
Die Investmentbank Stifel Europe äußerte sich negativ zu Carl Zeiss. Analyst Dylan Van Haaften nahm die Bewertung des Medizintechnikunternehmens mit "Sell" und einem Kursziel von 74 Euro wieder auf und gab Gegenwind im China-Geschäft als Grund für seine pessimistische Haltung an.
Der Technologiekonzern Jenoptik dagegen hob anlässlich seines Kapitalmarkttages seine mittelfristigen Profitabilitätsziele an und liegt nun über der bisherigen Durchschnittsschätzung der Analysten.
Mit minus 4,0 Prozent zählten die Papiere der Metro AG DE000BFB0019 zu den schwächsten SDax-Werten. Die US-Bank JPMorgan ist inzwischen negativer gestimmt für den Großhändler und stufte die Aktie auf "Underweight" ab. Der Inflationsrückgang zehre am Umsatz und wirke sich auf die Margen und Bewertungen in der gesamten Branche aus, was 2024 und 2025 so weitergehen dürfte, hieß es. Biontech US09075V1026, von JPMorgan ebenfalls auf "Underweight" abgestuft, verloren auf Tradegate 3,1 Prozent.
Rational-Aktien gewannen indes fast 4 Prozent, nachdem Hauck Aufhäuser Investment Banking die Papiere auf "Buy" hochgestuft hatte. Analyst Simon Keller sieht nach einem Kapitalmarkttag in einem neuen Produkt des Großküchenausstatters einen potenziellen "Game Changer", der mittelfristig im Erfolgsfall reichlich Umsatzpotenzial berge.