Die europäischen Börsen haben am Mittwoch nach einem zunächst richtungslosen Verlauf Schwung aus den USA erhalten.
09.10.2024 - 18:30:39Europa Schluss: Steigende US-Börsen sorgen für Kursgewinne
Dort legten die wichtigsten Aktienindizes nach einem zunächst etwas schwächeren Auftakt zu und bauten ihre Gewinne nach und nach aus. Im US-Handelsverlauf wurde ein Rekordhoch erreicht.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 profitierte davon und schloss mit plus 0,68 Prozent auf 4.982,57 Punkte nur knapp unter seinem kurz zuvor erreichten Tageshoch. Der schweizerische SMI CH0009980894 und der britische FTSE 100 GB0001383545 gingen ebenfalls minimal unter ihren Tageshochs aus dem Handel. Der SMI gewann 0,93 Prozent auf 12.122,93 Punkte, während der "Footsie" um 0,65 Prozent auf 8.243,74 Zähler zulegte.
Echter Optimismus herrscht vor der Veröffentlichung des US-Notenbankprotokolls an diesem Abend - und vor allem vor den Inflationsdaten am Donnerstag - nach Einschätzung von Marktbeobachtern allerdings nicht. Vielmehr würden nach dem starken Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag in den USA derzeit weiterhin wohl Short-Positionen gedeckt. Wer sich also Aktien zu einem früheren Zeitpunkt geliehen und dann verkauft hatte, ohne sie zu besitzen, weil er fallende Kurse erwartet hatte, deckt sich nun wieder mit Aktien ein, um Verluste zu begrenzen. Das kann zu sich verstärkenden Kursanstiegen führen.
Die Unsicherheit bleibt also hoch. Vom Fed-Protokoll werden zusätzliche Hinweise erhofft, "warum sich die US-Notenbanker für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte entschieden haben", hieß es in einem Kommentar des Brokers Index-Radar. Die Arbeitsmarktdaten waren zum Zeitpunkt der vergangenen US-Notenbank-Sitzung noch nicht bekannt gewesen.
Die Verbraucherpreise im Monat September könnten dagegen den weiteren Zinspfad der Fed beeinflussen. Fallen sie höher aus als erwartet, könnte die Notenbank im November die Füße stillhalten und gar nicht erst an der Zinsschraube drehen, vermutet Analyst Christian Henke vom Broker IG. Damit würden die nach den Jobdaten bereits gesunkenen Hoffnungen auf Zinssenkungen einen weiteren Dämpfer erhalten.
Sämtliche Branchen verzeichneten Gewinne, wobei der Technologiesektor die Nase vorn hatte, gefolgt vom Autosektor und der Kapitalgüterbranche. Im EuroStoxx waren der finnische Netzwerkbetreiber Nokia FI0009000681, der Chiphersteller Infineon DE0006231004, der Zulieferer der Chipindustrie ASML NL0010273215 und der Technologiekonzern Siemens DE0007236101 unter den besten Werten mit Kursgewinnen von zwei Prozent und etwas mehr. Der Autobauer Stellantis NL00150001Q9 zählte mit einem Plus knapp unter zwei Prozent ebenfalls dazu. In Paris gewann zudem die Renault FR0000131906-Aktie 3,3 Prozent.
Im schwächelnden Bankensektor gaben dagegen ING NL0011821202 um 2,5 Prozent nach. Die Deutsche Bank hat den Wert von "Buy" auf "Hold" abgestuft und das Kursziel von 18,50 auf 17,00 Euro gesenkt. Die Gewinne dürften den Höhepunkt erreicht haben, schrieb Analyst Benjamin Goy.
In London galt die Aufmerksamkeit der Aktie des Bergbaukonzerns Rio Tinto GB0007188757, der sich inzwischen mit dem Lithiumproduzenten Arcadium Lithium JE00BM9HZ112 auf eine Übernahme geeinigt hat. Rio zahlt 5,85 US-Dollar je Aktie in bar, was einer Prämie von knapp 90 Prozent auf den Schlusskurs vom 4. Oktober entspricht. Rio beendete den Handel nahezu unverändert, während Arcadium in New York zuletzt um fast ein Drittel hochsprang.