Die Aussicht auf einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit dem Mutterkonzern Vonovia DE000A1ML7J1 hat die Aktien der Tochter Deutsche Wohnen DE000A0HN5C6 am Donnerstag deutlich nach oben springen lassen.
19.09.2024 - 11:23:43AKTIEN IM FOKUS: Kurssprung bei Deutsche Wohnen - Vonovia will Vollkontrolle
In der Spitze gewannen die Papiere rund ein Viertel an Wert, zuletzt legten sie als stärkste Aktie im Nebenwerteindex SDax DE0009653386 noch 20 Prozent zu auf 27,15 Euro. Damit kletterten die Deutsche-Wohnen-Aktien auf das höchste Niveau seit mehr als zwei Jahren.
Minderheitsaktionäre der Deutsche Wohnen sollen ihre Aktien gegen neu auszugebende Vonovia-Aktien verkaufen. Obendrauf sei für die Dauer des Vertrages eine jährliche Ausgleichszahlung geplant, teilte Vonovia am Mittwochabend mit. Außerordentliche Hauptversammlungen von Vonovia und Deutsche Wohnen sollen den Schritt im Dezember 2024 besiegeln.
Die dafür benötigte Dreiviertelmehrheit der Stimmrechte auf der Hauptversammlung sollte kein Problem sein, angesichts einer Beteiligung von fast 87 Prozent, kommentierte Warburg-Experte Simon Stippig. Unklar seien aber die Höhe der Kompensationszahlungen und das Tauschverhältnis.
Unabhängig von den genauen Konditionen dürfte der Vertrag die Anteile der derzeitigen Vonovia-Aktionäre verwässern. Stippig rechnet mit der Ausgabe von mindestens rund 34 Millionen neuen Aktien des Wohnimmobilienkonzerns. Die Vonovia-Aktien stiegen am Donnerstag zunächst bis zu 2,4 Prozent, drehten aber rasch ins Minus und verloren zuletzt ein Prozent auf 32,37 Euro. Die Papiere konnten sich damit aber noch über der 21-Tage-Linie als charttechnischem Indikator für den kurzfristigen Trend halten. Vonovia hatte Deutsche Wohnen im dritten Quartal 2021 übernommen und damals einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag für die folgenden drei Jahre ausgeschlossen. Nach Ablauf dieser Frist biete sich für Vonovia nun eine gute Gelegenheit, um die Komplexität des eigenen Konzerns zu verringern, kommentierte Analyst Andre Remke, von der Baader Bank. Er verwies dabei auch auf den vergleichsweise niedrigen Aktienkurs von Deutsche Wohnen.