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Die Aussicht auf bald sinkende Leitzinsen in den USA hat am Donnerstag am US-Aktienmarkt einen Favoritenwechsel ausgelöst.

11.07.2024 - 22:36:19

New York Schluss: Anleger meiden Tech- und kaufen Nebenwerte

Technologiewerte, die im frühen Handel noch auf Rekordniveau notiert hatten, gerieten deutlich unter Druck, während Nebenwerte in der Gunst der Investoren spürbar stiegen. Auslöser dafür waren Inflationsdaten, die etwas besser als von Analysten erwartet ausgefallen waren. In den USA hatte sich der Preisauftrieb im Juni stärker abgeschwächt als gedacht. Nun wird an den Finanzmärkten verstärkt damit gerechnet, dass die Notenbank im weiteren Jahresverlauf ihre Leitzinsen senkt.

Die Aussicht auf bald sinkende Finanzierungskosten ließ Nebenwerte in die Höhe schnellen. Denn kleinere und mittelgroße Unternehmen würden in einem noch größeren Maße als die Tech-Giganten von günstigeren Firmenkrediten profitieren. Damit zog der Russel 2000 als weltweit am meisten beachteter Nebenwerteindex um 3,6 Prozent an. Es war das größte Tagesgewinn seit November letzten Jahres.

Im Gegenzug nahm der Appetit der Anleger auf Technologiewerte spürbar ab, und es kam nach einer monatelangen Rekordjagd zu massiven Gewinnmitnahmen im Sektor. So knickte der Nasdaq 100 US6311011026 um 2,24 Prozent auf 20.211,36 Punkte ein, was ihn gleichwohl lediglich auf das Niveau von Freitag zurückwarf. Der Nasdaq Composite US6311011026 verlor 1,95 Prozent auf 18.283,41 Punkte. Er hatte sich im frühen Handel ebenso wie der breit aufgestellte S&P 500 US78378X1072 noch zu einem Höchststand aufgerafft.

Der S&P 500 fiel um 0,88 Prozent auf 5.584,54 Punkte. Der Leitindex Dow Jones Industrial US2605661048 hingegen stieg um 0,08 Prozent auf 39.753,75 Punkte.

Für die Marktstrategen Callie Cox von Ritholtz Wealth Management könnte dieser Donnerstag ein Wendepunkt für die Märkte sein. "Der große Tech-Handel dreht sich um sich selbst, doch der Rest des Marktes schaltet sich endlich ein", sagte die Expertin und fuhr fort: "Der S&P 500 ist heute gefallen, aber das ist die beste Art von Ausverkauf, auf die man als langfristiger Anleger hoffen kann." Die deutlichen Kursbewegungen seien auch eine gute Erinnerung daran, dass Diversifizierung im Portfolio wichtig sei.

Als Schlusslicht im Nasdaq 100 sackten die Aktien von Tesla US88160R1014 nach einem Kreisebericht um 8,4 Prozent ab. Damit erlebten die Anleger des Elektroautobauers den schwärzesten Tag seit Ende Januar. Tesla verschiebe das Debüt seines geplanten Robotaxis von August auf Oktober, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet. Damit solle den Teams, die an dem Projekt arbeiten, mehr Zeit für den Bau weiterer Fahrzeugprototypen gegeben werden, hieß es.

Auch die Papiere anderer Schwergewichte aus dem Technologie-Sektor mussten deutliche Einbußen hinnehmen. So verloren die Anteilscheine des Chipentwicklers ARM Holdings US0420682058 mehr als sieben Prozent. Bei den Papieren des Zulieferers der Halbleiterindustrie Lam Research US5128071082 stand am Ende ein Minus von sechs Prozent zu Buche.

Unter den weiteren Einzelwerten verschreckte Delta Air Lines US2473617023 seine Anleger. Die Fluggesellschaft hatte enttäuschende Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht und einen trüben Ausblick auf das laufende Vierteljahr gegeben. Daraufhin fielen die Aktien um 4 Prozent. Im Sog dessen büßten die Papiere der Wettbewerber American Airlines US02376R1023 und United Airlines US9100471096 3,8 beziehungsweise 3,2 Prozent ein.

Am Devisenmarkt profitierte der Euro EU0009652759 von den US-Inflationsdaten und notierte bei 1,0866 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0855 (Mittwoch: 1,0825) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9212 (0,9237) Euro.

Am US-Anleihenmarkt gerieten die Renditen entsprechend unter Druck, sodass die Staatspapiere zulegten. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) steig im späten Handel um 0,52 Prozent auf 111,08 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere fiel auf 4,21 Prozent./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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