Deutsche Aktien(un)kultur / Die deutschen Anleger und der neueTiefschlag durch VartaItzehoe - Die Deutschen und die Börse: Um die Aktienkultur hierzulande istes seit jeher nicht gut bestellt.
26.08.2024 - 10:41:16Itzehoer Aktien Club GbR / Deutsche Aktien(un)kultur / Die deutschen ...
Bis in die 1990er Jahre hinein galten deutscheAnleger als sehr risikoscheu, dann kamen die T-Aktie und der Neue Markt: "Derdeutsche Sparbuch-Michel wurde über Nacht zum wilden Börsenzocker", sagt JörgWiechmann, Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC). Nach dem Platzen derInternet-Blase wandelte er sich zurück zum risikoscheuen Zinssparer, so gehe esheute weiter hin und her zwischen den Extremen.
"Vom goldenen Mittelweg mit breit gestreutem Portfolio internationalerQualitätsaktien nach dem Vorbild der USA halten deutsche Anleger hingegenoffenbar wenig", so Wiechmann. Und nun erhalte die deutsche Aktienkultur durchden Fall Varta einen weiteren Tiefschlag.
Im Jahr 2021 sei das Unternehmen noch als Börsen-Star gefeiert worden, jetztdrohe der Totalverlust. Zwar sei der Batteriehersteller in einem Wachstumsmarkttätig - Stichwort Energiewende -, durch schlechtes Management habe zuletzt abersogar der Konkurs gedroht, sagt der IAC-Experte. Jetzt scheine das Unternehmengerettet, aber auf Kosten der bisherigen Aktionäre: Das Grundkapital wird auf 0Euro herabgesetzt.
"Eine Enteignung", sagt Wiechmann, ermöglicht durch dasUnternehmensrestrukturierungsgesetz. Dass der Sanierungsplan auch den Einstiegdes Varta-Großkunden Porsche vorsieht, sei zwar gut für den IAC, derPorsche-Aktien hält. "Gutheißen können wir ein derartiges Vorgehen angesichtsder Rücksichtslosigkeit gegenüber den Aktionärs- und damit Eigentumsrechten derVarta-Altaktionäre dennoch nicht." Anlegerschützer sind auf den Barrikaden, dieVarta-Aktie allerdings ist schon abgestürzt. "An der Börse ist die Enteignungder Varta-Aktionäre damit bereits Realität", betont Wiechmann.
Dieses Debakel erweise der deutschen Aktienkultur einen weiteren Bärendienst.Pleiten, Pech und Pannen an der Börse gebe es in anderen Ländern ebenfalls -aber auch ein Rechtssystem, das die Interessen von Kleinaktionären schütze, undaufgeklärte Anleger, die statt zu zocken langfristig breit gestreut inQualitätsaktien investieren. Deshalb sei die Aktienanlage andernorts für breiteTeile der Bevölkerung ein echter Wohlstandsbringer, sagt derIAC-Geschäftsführer. "Die deutsche Aktien(un)kultur hingegen ist ein weitererechter Standortnachteil, an dem gearbeitet werden sollte."
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