Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 DE000PSM7770 will seinen Partner General Atlantic als Aktionär an Bord holen und zugleich eine bessere Grundlage für einen schnelleren Verkauf seiner Randaktivitäten schaffen.
06.03.2025 - 07:45:10General Atlantic könnte durch Deal zu ProSiebenSat.1-Aktionär werden
Die Unterföhringer beabsichtigen, das E-Commerce-Geschäft NuCom und die ParshipMeet Group komplett zu übernehmen - in beiden Fällen halten sie bereits die Mehrheit. Im Gegenzug könnte General Atlantic bei ProSiebenSat.1 einsteigen.
Der Medienkonzern könnte als Gegenleistung für den Erwerb der Minderheitsbeteiligungen des Finanzinvestors eine Pflichtwandelanleihe ausgeben oder eigene Aktien an ihn übertragen, wie das SDax-Unternehmen DE0009653386 am Mittwochabend mitteilte.
Voraussetzung für den Deal ist, dass sich ProSiebenSat.1 von der Online-Parfümerie Flaconi und dem Vergleichsportal Verivox trennt - mindestens eine dieser Beteiligungen muss entsprechend veräußert werden. Falls zunächst nur eins von beiden Geschäften verkauft wird, soll General Atlantic direkt eine Minderheitsbeteiligung an der nicht veräußerten Gesellschaft erhalten. Bislang ist das nur indirekt der Fall, da beide Geschäfte bei NuCom gebündelt sind.
Der ProSiebenSat.1-Großaktionär MediaForEurope (MFE) drängt seit Monaten darauf, dass sich der TV-Konzern von seiner E-Commerce-Sparte trennt und auf sein Kerngeschäft fokussiert. Die Verhandlungen über die Verkäufe von Flaconi und Verivox dauern aber seither an. Der von der Berlusconi-Familie kontrollierte MFE-Konzern hält mittlerweile 29,99 Prozent der Aktien des Medienkonzerns und steht damit kurz vor der Schwelle, bei der er ein Übernahmeangebot unterbreiten müsste.
Derweil stellt sich ProSiebenSat.1 erneut auf ein herausforderndes Jahr ein. So könnten Umsatz und operativer Gewinn sowohl zulegen als auch rückläufig sein. Der Erlös dürfte 2025 laut Mitteilung vom Donnerstag zwischen 3,85 und 4,15 Milliarden Euro liegen. Bereinigt um Sondereffekte dürfte der Gewinn im Tagesgeschäft (Ebitda) bei 500 bis 600 Millionen Euro betragen. Während Analysten beim Umsatz in etwa den Mittelwert auf dem Zettel haben, erwarteten sie beim operativen Gewinn einen Wert in der oberen Hälfte der Spanne.
Im abgeschlossenen Jahr verhagelte eine getrübte Konsumlaune dem Konzern das wichtige vierte Quartal mit Einkaufsanlässen wie dem Black Friday und Weihnachten. So stieg der Umsatz 2024 um knapp zwei Prozent auf gut 3,9 Milliarden Euro, während das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um vier Prozent auf 557 Millionen Euro zurückging. Grund dafür waren stärkere Investitionen, um das Wachstum der Streaming-Plattform Joyn zu stärken. Der Erlös fiel erwartungsgemäß aus, beim operativen Gewinn hatten Branchenkenner auf etwas mehr gehofft. Der bereinigte Nettogewinn lag bei 229 Millionen Euro nach 225 Millionen im Vorjahr.
Zugleich warb der Vorstand für Flaconi und Verivox. Die Online-Parfümerie sei trotz anhaltender Konsumzurückhaltung gewachsen und insgesamt sei die E-Commerce-Sparte "sehr profitabel".
Die Aktionäre, zu denen neben MFE die tschechische PPF-Gruppe gehört, sollen für das abgelaufene Jahr erneut eine Dividende von fünf Cent je Aktie erhalten. PPF hält neuesten Daten nach knapp 13 Prozent an ProSiebenSat.1.