Personalien, Zusammenfassung

Der italienische Großaktionär von ProSiebenSat.1 DE000PSM7770 und TV-Konzern Media for Europe (MFE) hat im Machtkampf um die angestrebte Aufspaltung des deutschen TV-Unternehmens eine Niederlage eingesteckt.

30.04.2024 - 19:13:44

Berlusconi-Firma scheitert mit Vorstoß zu ProSiebenSat.1-Aufspaltung

Zugleich konnten die Mailänder am Dienstag auf der Hauptversammlung der Aktionäre den eigenen Einfluss etwa bei der Besetzung des Aufsichtsrats deutlich ausbauen.

Der MFE-Antrag zur Idee einer Aufspaltung von ProSiebenSat.1 verfehlte nur knapp die notwendige Mehrheit. Für einen Erfolg wären die Stimmen der Aktionäre von mindestens 75 Prozent des Grundkapitals nötig gewesen. Es kamen gut 70 Prozent zusammen. MFE forderte vom Management in einer Reaktion nun "greifbare Ergebnisse", um den Unternehmenswert zu steigern.

Auf der Hauptversammlung sollten die Aktionäre in einem ersten Schritt zunächst darüber entscheiden, ob eine Aufspaltung geprüft werden soll. Hätte es dafür grünes Licht gegeben, sollte erst im kommenden Jahr über die tatsächliche Trennung der Geschäfte in zwei börsennotierte Unternehmen abgestimmt werden.

MFE ist ein italienischer TV-Konzern, der von der Familie des verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrolliert wird. Der Konzern, dessen ProSiebenSat.1-Anteile sich bislang unter der 30-Prozent-Schwelle bewegen, will das TV-Kerngeschäft von anderen Firmenteilen wie Internet-Handel trennen. So soll der Fokus wieder stärker auf TV gelegt werden. Damit wird auch die Hoffnung verbunden, dass die ProSiebenSat.1-Aktie wieder steigt. MFE ist größter Aktionär. In der Vergangenheit wurde immer wieder darüber spekuliert, wie stark MFE Einfluss auf ProSiebenSat.1 nehmen will.

Die Aufspaltungsidee aus Mailand hatte das Management überrascht. Seither stemmten sich Aufsichtsrat und Vorstand dagegen. Auch der Betriebsrat hatte sich öffentlich geäußert. Bemerkenswert war, dass der Streit zum Teil auf offener Bühne ausgetragen wurde. Schon in den vergangenen Jahren galt die Beziehung zwischen Mailand und Unterföhring als eher kühl. Mit dem neuen ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets schien sich der Dialog augenscheinlich verbessert zu haben. Der MFE-Vorstoß brachte neue Unruhe.

MFE hat unter dem Strich seinen Einfluss im Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 deutlich ausgebaut. Sowohl die Mailänder als auch die internationale Investmentfirma PPF Group, die ebenfalls einen größeren Anteil an ProSiebenSat.1 hält, setzten jeweils ihre Personalvorschläge für die Besetzung des Aufsichtsrats durch - obwohl das Management dagegen war.

Der Medienkonzern musste zudem eine weitere Schlappe hinnehmen: MFE stimmte laut ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Andreas Wiele gegen einen Antrag des Konzerns zu einer internen Reorganisation rund um den Unterhaltungsbereich und die Streaming-Plattform Joyn. Der Beschlussvorschlag wurde von den Aktionären abgelehnt. Wiele sagte, mit der Reorganisation hätte man Verlustvorträge steuerlich geltend machen können. Die Ablehnung habe zur Folge, dass eine mögliche Steuerersparnis in dreistelliger Millionenhöhe verwehrt werde. Wiele sprach auch von Verlusten in Millionenhöhe im Hinblick auf entgehende Zinserträge.

ProSiebenSat.1 beschäftigt noch ein älteres Problem zu dem Gutschein-Geschäft der Tochter Jochen Schweizer mydays. Zwei Ex-Vorstandsmitglieder von ProSiebenSat.1 sollen in Verbindung mit Unstimmigkeiten beim Gutscheingeschäft ihre Pflichten verletzt und dadurch Schäden verursacht haben, wie der Aufsichtsrat mitteilte. Namen wurden nicht genannt. Ob Schadenersatzansprüche gegen die Personen erhoben werden, werde derzeit noch geprüft, sagte Aufsichtsratsmitglied Rolf Nonnenmacher.

Im Februar 2023 hatte das Kontrollgremium nach eigenen Angaben erstmals von Verstößen bei dem Tochter-Gutscheingeschäft Jochen Schweizer mydays erfahren. Nonnenmacher sagte über den Komplex: "Hier wurde vertuscht." Es ging um regulatorische Fragen. Das Gutscheingeschäft ist ein eher kleinerer Bereich bei ProSiebenSat.1 und bietet unter anderem Geschenkgutscheine für Reisen, Outdoor-Erlebnisse oder Restaurants an.

@ dpa.de

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