Der Dax DE0008469008 ist am Mittwoch nach einem weiteren Rekordhoch unter Druck geraten.
19.02.2025 - 17:56:09Frankfurt Schluss: Gewinnmitnahmen im Dax nach Rekordhoch
Inflationsängste, zusammen mit Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel über ein womöglich baldiges Ende des Zinssenkungszyklus, belasteten. Die teils schwächelnden US-Börsen trugen ihr Übriges zu den Gewinnmitnahmen am deutschen Markt bei.
Mit einem Verlust von 1,80 Prozent auf 22.433,63 Punkte ging der deutsche Leitindex letztlich aus dem Tag, womit die Gewinne der vergangenen zwei Handelstage wieder Geschichte sind. "Ignorierten die Anleger heute Morgen bis zum Allzeithoch bei 22.935 Punkten noch die jüngsten Zollandrohungen auf in die USA importierte Autos, wurde ihnen vielleicht über Mittag noch bewusst, dass am Sonntag die Bundestagswahl ansteht", kommentierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. "Vorschusslorbeeren für eine wirtschaftsfreundliche Regierung" könnten womöglich inzwischen genug verteilt worden sein.
Der MDax DE0008467416, der die mittelgroßen Unternehmen enthält, sank um 2,55 Prozent auf 27.584,25 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 ging es um 1,31 Prozent auf 5.461,17 Punkte abwärts. In der Schweiz und Großbritannien wurden etwas moderatere Verluste verbucht.
Nach einem bereits sehr starken Jahr 2024 hat der Dax im frisch angelaufenen Jahr bereits 19 Rekorde aufgestellt und behauptet immer noch einen Gewinn von fast 13 Prozent. Beim MDax DE0008467416 beträgt das Plus bislang knapp 8 Prozent. Rückenwind lieferten bislang die Hoffnungen auf eine Befriedung des Ukraine-Krieges sowie auf Wirtschaftsreformen nach der Bundestagswahl.
Die politischen Risiken seien bislang allerdings ausgeblendet worden, warnen die Chartexperten von Index-Radar. Denn die Regierungsbildung in Deutschland könnte kompliziert werden und die Einführung der für Anfang April angekündigten US-Strafzölle eine nicht unwesentliche Belastung darstellen.
Die in letzter Zeit gut gelaufenen Aktien von MTU DE000A0D9PT0 litten zur Wochenmitte unter Gewinnmitnahmen. Trotz Rekordzahlen für das vergangene Jahr ging es um 5,0 Prozent abwärts. Analysten bemängelten den Mittelabfluss im vierten Quartal.
Hochtief DE0006070006 büßten 2,6 Prozent ein, obwohl der Baukonzern für das vergangene Jahr mit seinem operativen Nettogewinn die Markterwartungen übertroffen hatte. Allerdings waren die Papiere zuletzt stark gelaufen und hatten erst an diesem Mittwochmorgen den höchsten Stand seit Mitte 2018 erreicht.
SAF-Holland DE000SAFH001 legten im SDax um 2,0 Prozent zu. Der Nutzfahrzeugzulieferer bestätigte mit seinem endgültigen Zahlenwerk die bereits vorgelegten Eckdaten. In einem schwierigen Marktumfeld sei bewiesen worden, wie robust das Unternehmen sei, hieß es von Warburg Research.
Analysten-Studien bewegten unter anderem Heidelberg Materials DE0006047004. Diese sackten nach einer Abstufung durch die US-Bank Morgan Stanley mit minus 5,4 Prozent an das Dax-Ende. Die Aktie des Herstellers von Basisbaumaterial wie Zement und Beton sei dem Bausektor vor dem Hintergrund eines möglichen Friedensabkommens in der Ukraine im bisherigen Jahresverlauf inzwischen vorweg gelaufen. Die Lage in Europa und den USA habe sich zugleich nicht verbessert, schrieb Experte Cedar Ekblom.
Eine Verkaufsempfehlung drückte Delivery Hero DE000A2E4K43 um 6,6 Prozent. Für den Essenlieferdienst befürchtet Citigroup wachsende Konkurrenz in Nahost.
Bei Evonik DE000EVNK013 setzte sich die jüngste Korrektur nach dem steilen Kursanstieg seit Jahresbeginn mit einem Minus von 3,9 Prozent fort. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux strich seine Kaufempfehlung. Analyst Martin Roediger zufolge setzt der Markt auf geringere Gaspreise im Falle eines Endes des Kriegs in der Ukraine. Der Vorteil dieses Szenarios für den Chemiekonzern dürfte jedoch - wenn überhaupt vorhanden - überschaubar sein./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---