Der Bund zieht sich aus dem Markt für inflationsindexierte Anleihen zurück.
23.11.2023 - 10:06:04Bund begibt ab 2024 keine inflationsgeschützten Anleihen mehr
Ab kommendem Jahr sollen keine weiteren Bundeswertpapiere mit Inflationsbindung mehr emittiert oder bereits ausstehende Papiere aufgestockt werden, teilte die Bundesfinanzagentur am Mittwochabend mit.
Die aktuell ausstehenden Linker, wie die Papiere auch genannt werden, sind weiterhin am Markt handelbar. Das verbleibende Aufkommen umfasst laut Finanzagentur vier Papiere mit einem Gesamtvolumen von aktuell 66,25 Milliarden Euro. Die Restlaufzeiten liegen zwischen etwa 2,5 und 22,5 Jahren.
Mit inflationsindexierten Anleihen können sich Anleger zumindest teilweise gegen Inflationsrisiken absichern. Sie schützen das eingesetzte Kapital also ein Stück weit gegen die Geldentwertung, die aktuell wesentlich höher ist als etwa im vergangenen Jahrzehnt. Entsprechend hatten Linker-Anleihen längere Zeit eher ein Schattendasein gefristet. Ihre Relevanz ist in den vergangenen Jahren aber gestiegen.
Tammo Diemer, Geschäftsführer der Finanzagentur, sagte im Gespräch mit der "Börsen-Zeitung": "Langfristig gesehen werden aus Sicht des Staates die wirtschaftlichen Vorteile inflationsindexierter Bundeswertpapiere als weiteres Finanzierungsinstrument durch die damit verbundenen Risiken konterkariert." Dies gelte sowohl für die Planungssicherheit als auch für das Risiko hoher Finanzierungskosten des Bundes in einzelnen Jahren.
Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass Linker mit einer hohen Volatilität auf die Zinsausgaben des Bundeshaushalts wirkten. "Wir erwarten zwar nicht, dass sich dieses Risiko mit seinen Spitzen in der Inflationsentwicklung in den kommenden Jahren in vergleichbarer Größenordnung wiederholen wird", erklärte Diemer. Aber langfristig könnten solche Phasen nicht ausgeschlossen werden. "Diese Risikoabwägung spielt bei unserer Entscheidung eine wesentliche Rolle".
Derzeit sind laut Diemer etwa 3,5 Prozent der ausstehenden Bundeswertpapiere an die Inflation gebunden. Das Segment habe sich damit nicht zu einem hochliquiden Marktsegment entwickelt. "Es ist ein Nischenprodukt geblieben." Am jährlichen Neuemissionsgeschäft habe der Anteil der Linker in den vergangenen Jahren nur zwischen 1,0 und 1,6 Prozent gelegen. "Wir erwarten daher durch die Einstellung der Linker-Aktivitäten keine signifikante Marktreaktion."