(Aktualisierung: Fehmarnsundbrücke gesperrt; neue Angaben der Bahn)HAMBURG / OFFENBACH - Sturmtief "Zoltan" hat Deutschland erreicht- Reisende mit Bahn und Schiff haben bereits am Donnerstag die erstenAuswirkungen zu spüren bekommen.
21.12.2023 - 22:31:35Schwere Sturmfluten erwartet - Bahn- und Fährverkehr gestört
(Aktualisierung: Fehmarnsundbrücke gesperrt; neue Angaben der Bahn)
HAMBURG/OFFENBACH (dpa-AFX) - Sturmtief "Zoltan" hat Deutschland erreicht- Reisende mit Bahn und Schiff haben bereits am Donnerstag die erstenAuswirkungen zu spüren bekommen. Am Abend gab es bei der Deutschen Bahn vor allem im Norden viele Ausfälle. In Niedersachsen stürzten Bäume um, Weihnachtsmärkte wurden geschlossen. Feuerwehren rüsteten sich für Einsätze in der Nacht zum Freitag. Derweil müssen sich Menschen an Elbe, Weser und Ems auf schwere Sturmfluten einstellen.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sagte für Donnerstagabend eine schwere Sturmflut in Hamburg voraus. Das Wasser der Elbe könne 2,5 Meter über das mittlere Hochwasser steigen. Die Sturmflutgefahr bestehe bis etwa 23.25 Uhr.
Eine weitere schwere Sturmflut prognostizierte das Bundesamt für Freitagvormittag an Elbe, Weser und Ems. Die Wasserstände werden zwischen 8.00 und 12.00 Uhr voraussichtlich auf mehr als 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser steigen.
Auslöser der Sturmflut ist, dass der Wind derzeit gleichbleibend aus einer Richtung stark weht und damit das Wasser an der Nordseeküste aufstaut. "Wenn die Flutwelle an den Nordseeinseln vorbei ist, läuft sie im Nachgang die Flüsse hoch", sagte Jennifer Brauch von den Vorhersagediensten für Nord- und Ostsee der Behörde. Die Hamburger Polizei warnte mit Blick auf die erwartete Sturmflut davor, sich in der Zeit in tiefer gelegenen Gebieten rund um die Elbe aufzuhalten.
Bereits am Donnerstag fielen viele Fähren zwischen den Halligen und dem Festland aus, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei mitteilte. Für andere Fähren gilt am Freitag ein Sonderfahrplan. Auch der Fährverkehr zwischen Rostock und Gedser in Dänemark ruhte.
Am Abend wurde zudem die Fehmarnsundbrücke vollständig gesperrt, wie die Polizei mitteilte. Die mehr als 900 Meter lange Brücke verbindet das Festland mit der Insel Fehmarn.
Wind drückt Wasser an die Küsten
Größer sind die Auswirkungen bei der Bahn, die wegen der anstehenden Feiertage ohnehin mehr Fahrgäste zählt als sonst. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn fielen etliche Verbindungen aus, zeitweilig fuhr beispielsweise kein Zug auf der wichtigen Verbindung von Berlin Richtung Hannover, wie auf den Online-Informationskanälen der DB zu sehen war. Eine dpa-Reporterin berichtete aus einem Zug von Hamburg nach Hannover, dass der Bahnhof Hannover wegen Überfüllung nicht angefahren werden könne. Auch am Hamburger Hauptbahnhof fielen Züge des Regional- und auch des Fernverkehrs aus.
Einschränkungen durch Sturmschäden gab es laut der Bahn zum Beispiel auf den Strecken Kiel-Hamburg, Hamburg-Westerland und Kiel-Hamburg-Bremen-NRW. Die Intercity-Verbindung Hamburg-Kopenhagen sei ebenfalls betroffen. Auch im Regionalverkehr meldete die Bahn am Donnerstag witterungsbedingte Verspätungen und Ausfälle.
Die DB hat die Zugbindung für Donnerstag aufgrund der zahlreichen Beeinträchtigungen aufgehoben. Fahrgäste könnten ihr Ticket an einem späteren Tag nutzen. Die DB verwies allerdings auch darauf, dass die Züge im Fernverkehr wegen der bevorstehenden Weihnachtstage bereits sehr stark ausgelastet seien.
Auch für Freitag rechnete die DB noch mit Einschränkungen im Personenverkehr. "Teilweise können Beschädigungen erst bei Tageslicht abschließend beurteilt werden", teilte ein Bahn-Sprecher am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur mit. "Schon jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass die Schäden erheblich sind und Einschränkungen für die Fahrgäste mindestens den morgigen Tag über andauern." Sämtliche Räumtrupps der DB seien mit Reparaturfahrzeugen unterwegs, um Bäume aus Gleisbereichen zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren.
Baum stürzt nahe Bushaltestelle um
Für die Feuerwehr brachte Sturmtief "Zoltan" bereits am Donnerstag viele Einsätze. In Bremen und Wilhelmshaven gab es erste Schäden. In der Hansestadt stürzte laut Feuerwehr ein 15 Meter hoher Baum neben einer Bushaltestelle um. Verletzt wurde demnach niemand. Im Süden Brandenburgs zählten die Einsatzkräfte ab dem Nachmittag bis in die frühen Abendstunden rund 68 Einsätze. In Berlin ist ein Mensch einem Sprecher zufolge durch einen umgestürzten Baum im Spandauer Ortsteil Hakenfelde verletzt worden.
Auch in anderen Ländern machte sich der Sturm bemerkbar. In Großbritannien sorgte der Sturm bereits für Probleme bei Reisenden. Schulen auf den Shetlandinseln blieben geschlossen. An manchen Orten stürzten Bäume um oder der Strom fiel aus. Auch im Flug- und Bahnverkehr kam es zwischenzeitlich zu Einschränkungen. In Dänemark fielen vereinzelte Flüge vom Flughafen Kopenhagen ebenso aus wie Züge im Westen der Region Jütland.
Meteorologen: Wind soll am Freitagnachmittag wieder aufdrehen
Der Deutsche Wetterdienst rechnet für die Nord- und Ostseeküsten für den Freitagvormittag mit Böen mit einer Geschwindigkeit von 90 bis 110 Kilometern pro Stunde, auch noch stärkere Orkanböen sind demnach möglich. Auch dem Rest des Landes macht Sturmtief "Zoltan" weiterhin zu schaffen. Zwar schwächt sich dort der Wind am Freitag zunächst ab, er frischt jedoch bereits in der zweiten Tageshälfte wieder auf.
In Nordrhein-Westfalen hinterließen Dauerregen und Sturm Spuren. So krachte in Willebadessen bei Paderborn ein Baum auf einen Regionalzug. Laut Polizei konnte dieser nicht weiterfahren und musste auf freier Strecke geräumt werden. 200 Reisende waren betroffen. In Bielefeld rückten wegen des Dauerregens 60 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk zu einem Pferdehof aus.
Auswirkungen hat das Wetter auch auf so manchen Weihnachtsmarkt. In Nordrhein-Westfalen blieben am Donnerstag vorsorglich mehrere Weihnachtsmärkte geschlossen, etwa in Essen oder Duisburg. Düsseldorf machte ab dem Nachmittag dicht. Am Tegernsee können zwei Weihnachtsmärkte in Rottach-Egern und Bad Wiessee am Freitag wegen der hohen Windgeschwindigkeiten nicht öffnen, in vielen Städten bleiben Parks und die Friedhöfe bis Samstag zu.