Erstnotiz am 26. Oktober...
10.10.2006 - 11:13:09Liponova: Sind reif für die Börse
Liponova plant die Erstnotiz seiner Aktien im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse für den 26. Oktober 2006. Das Unternehmen entwickelt Medikamente zur Krebsbekämpfung. Instock sprach mit Vorstandschefin Claudia Ulbrich.
Instock:
Sie bezeichnen sich als internationaler Vorreiter bei der Entwicklung einer völlig neuen Substanzklasse zur Krebstherapie. Investieren Zeichner ihrer Kapitalerhöhung in eine Idee oder mehr?
Ulbrich:
Sie haben Recht, bei vielen Biotechnologieunternehmen investieren die Anleger in eine Idee und die Hoffnung, dass diese umgesetzt werden kann. Bei LipoNova ist das belegbar anders. Wir haben bereits eine erfolgreiche nationale Phase III-Studie mit mehreren hundert Patienten vorzuweisen, welche die Wirksamkeit unseres Produktkandidaten Reniale gegen das Nierenzellkarzinom belegt. Damit verfügt LipoNova über einen ganz anderen Status als die meisten anderen Biotechnologieunternehmen. Investoren beteiligen sich hier also an einem Unternehmen, dass seinen erfolgreichen Ansatz bereits beweisen konnte. Wir werden diesen nun abschließend in einer groß angelegten internationalen Studie unter Beweis stellen und parallel schon mit der kommerziellen Vermarktung von Reniale beginnen. Dabei soll uns ein internationaler Partner aus der Pharmabranche helfen, dieses Thema steht bei uns aktuell mit ganz oben auf der Agenda. Allein in Europa und den USA beläuft sich das Potential für diese neuartige und so wirksame Therapie auf rund 1 Millarde Euro.
Instock:
Eine Phase-Drei-Studie kostet viel Geld. Wie haben Sie das finanziert?
Ulbrich:
LipoNova hat sich in der Vergangenheit durch verschiedene Runden, bei denen Finanzinvestoren Mittel zur Verfügung gestellt haben, finanziert. Wir sind dabei sehr sparsam mit dem Geld umgegangen und sind deshalb mit einem weit geringeren Betrag ausgekommen als viele andere Biotechnologiefirmen. Insgesamt haben wir rund 23 Millionen Euro an Mitteln eingeworben, die hauptsächlich für die klinische Entwicklung von Reniale und unsere Forschungsarbeit notwendig waren.
Instock:
Warum wählen Sie diesmal den Weg über einen Börsengang, um Geld einzusammeln?
Ulbrich:
Wir glauben, dass wir nun eine Phase in der Unternehmensentwicklung erreicht haben, in der wir für die Börse reif sind. Die vergleichsweise riskanten Forschungsvorarbeiten haben wir mit Mitteln bestritten, die von ausgewählten Anlegern zur Verfügung gestellt wurden, die als Venture Capital-Investoren die Übernahme solcher Risiken gewohnt sind. Nun, wo wir durch die erfolgreiche Phase III-Studie eindrucksvoll den "Proof of Concept" geliefert haben, haben wir etwas in der Hand, mit dem auch Anleger etwas anfangen können, die keine Biotech-Experten sind. LipoNova ist damit jetzt ein Investment, bei dem der geschäftliche Erfolg gut einschätzbar und absehbar ist, damit sind wir für die Börse attraktiv.
Instock:
Wofür benötigen Sie die Millionen aus der Kapitalerhöhung?
Ulbrich:
Wir wollen für unser Lead-Produkt Reniale noch eine große internationale Studie initiieren, um damit auf einen Schlag die Zulassung innerhalb sämtlicher EU-Staaten zu erhalten. Das eröffnet dann ein enormes Potential. So eine Studie kostet natürlich Geld, dafür nutzen wir die Mittel aus dem Börsengang, die ja übrigens ausschließlich LipoNova zufließen, die Altaktionäre geben keine Stücke ab, sondern werden im Gegenteil auch weitere Aktien zeichnen. Zusätzliches Geld bekommen wir natürlich von dem bereits erwähnten Pharmapartner, wenn wir dort entsprechende Verträge unterschreiben können. Ein weiteres Kernthema ist die Zulassung von Reniale in den USA, dies würde unser Marktpotential gegenüber rein der EU noch einmal etwa verdoppeln.
Instock:
Rechtfertigt diese Prognose eine Bookbuildingspanne von 29 bis 33 Euro und damit einen Marktwert von knapp 42 Millionen Euro?
Ulbrich:
Das meine ich auf jeden Fall. Schauen Sie sich die Bewertungen von Biotechs an, mit einem Produkt, dass durch eine erfolgreiche Phase III-Studie abgesichert ist und einem Marktpotential, wie ich es mit einer Milliarde Euro jährlich bereits beziffert habe, ist diese Bewertung deutlich unterhalb der üblichen Relationen. Darüber hinaus verfügt LipoNova zudem über eine Plattformtechnologie im Bereich der autologen Tumorvakzine, das heißt, wir hoffen, in den kommenden Jahren weitere Produkte zur Behandlung anderer Krebsarten in die Klinik bringen zu können. Wir reden hier über mögliche Therapien gegen Lungenkrebs, Prostatakrebs und Leukämie. Bei einer Bewertung von 42 Millionen Euro beziehen Sie sich ja zudem auf die sogenannte "Post Money"-Sicht, berücksichtigen also bereits den Mittelzufluß von erwarteten 10 Millionen Euro durch den Börsengang. Insgesamt ist die Bewertung von LipoNova vor dem Hintergrund all dieser Faktoren sehr moderat und stellt somit ein attraktives Investment dar.
Instock:
Ist das angesichts eines 2005-Verlustes von 6,7 Millionen Euro wirklich so?
Ulbrich:
Die Analysten von First Berlin kommen entsprechend zu einer spürbar höheren Bewertung, aber die wollen wir nicht ausreizen. Und dass eine Biotechnologiefirma in der Phase der Produktentwicklung und Prüfung Verluste schreibt, ist absolut normal. Die Zeit der Ernte beginnt, wenn Partner für die weitere gemeinsame Entwicklung und Vermarktung an Bord sind und diese Vermarktung dann international beginnt. So sehen auch unsere Planungen aus.
Instock:
Wann werden Sie denn erstmals schwarze Zahlen schreiben?
Ulbrich:
Wir schreiben schwarze Zahlen, wenn Reniale uns merklichen Umsatz bringt. Kurzfristig kann eine Pharmapartnerschaft dabei merklich helfen, in deren Rahmen LipoNova entsprechende Zahlungen im Voraus erhält. Und kurzfristig könnte dies natürlich auch der Fall sein, wenn wir Reniale in Staaten außerhalb der EU, beispielsweise in der Schweiz, in einem schnellen Verfahren zugelassen bekommen. Dann könnte LipoNova eventuell auf einen Schlag profitabel sein. Oder wir verdienen in Deutschland mit Einzelfallbehandlungen bereits Geld, dieses Procedere firmiert unter dem Begriff "Compassionate Use" und ist eine lukrative Übergangsoption für uns, bevor wir eine Marktzulassung durch die europäische Arzneimittelagentur, EMEA, erhalten. Wenn diese Zulassung da ist, dann sind die Zahlen bei LipoNova natürlich auf sofort tiefschwarz!
Instock:
Welche Unabwägbarkeiten gibt es auf diesem Weg?
Ulbrich:
Wir haben natürlich mögliche Unwägbarkeiten durch unsere erfolgreiche Studie für Reniale reduziert. Ein Restrisiko wäre aber, wenn unsere internationale Studie zu anderen Ergebnissen als die deutsche Studie käme. Das würde voraussetzen, dass Reniale bei Franzosen oder Spaniern anders wirkt als bei Deutschen, wir rechnen derzeit also nicht damit, aber rein theoretisch besteht die Möglichkeit natürlich. Wir haben das Risiko noch zusätzlich dadurch verringert, dass wir ein IPO-Konzept gewählt haben, bei dem der Börsengang per Bestimmung im Prospekt das erforderliche Geld zur Sicherung der mittelfristigen Liquidität liefern wird. Vor diesem Hintergrund sehe ich die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Entwicklung Richtung Profitabilität als sehr gut an.
Instock:
Wo sehen Sie Liponova in fünf und in zehn Jahren?
Ulbrich:
Unser Szenario sieht so aus, dass in fünf Jahren die internationale Vermarktung von Reniale erfolgreich gestartet ist und wir gemeinsam mit einem Partner daraus dann ganz erhebliche Umsätze erzielen können. Schließlich haben wir für Reniale von der EMEA heute schon europaweit den sogenannten "Orphan Drug"-Status bewiligt bekommen. Das bedeutet unter anderem, dass wir bei der Vermarktung zehn Jahre lang Exklusivität besitzen und so gegen mögliche Konkurrenzprodukte bestens abgeschirmt sind. Parallel wollen wir in fünf Jahren mehrere Produkte erfolgreich in der klinischen Erprobung haben. In zehn Jahren wollen wir die Erfolgsstory von Reniale als absolut marktführende Therapie bei der Behandlung des nicht-metastasierten Nierenzellkarzinoms fortgeschrieben haben. Und es wäre natürlich schön, wenn dann von den anderen Produkten aus dem Hause LipoNova auch verschiedene schon erfolgreich eingeführt sind. Außerdem werden wir natürlich nicht nachlassen, unsere Produktpipeline weiter auszubauen. Ich hoffe, dass LipoNova in zehn Jahren ein geschäftlich sehr erfolgreiches Unternehmen sein wird, dass wir eine erfolgreiche Börsenstory für unsere Investoren sind, aber vor allem, dass wir mit unseren Produkten vielen Menschen helfen konnten und ihnen zusätzliches Leben nach einer Krebserkrankung schenken konnten.