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Bayer DE000BAY0017 hat in den USA einen weiteren Gerichtsstreit um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB verloren.

15.01.2025 - 12:43:44

Nächste PCB-Niederlage in USA - Warten auf höchstes Staatsgericht

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern betonte zwar in einer Mitteilung aus der Nacht zum Mittwoch, dass die Geschworenen-Jury im Fall Rose bei 11 von 15 Klägern zugunsten des Konzerns entschieden habe. Gleichwohl ist die Niederlage ein weiterer Rückschlag im Bemühen des Konzerns, die PCB-Streitigkeiten vom Tisch zu bekommen.

Die Geschworenen sprachen den vier übrigen Klägern insgesamt 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz sowie 75 Millionen Dollar Strafschadenersatz zu. Wichtiger als dieser Fall und wegweisend für die gesamte Causa wird aber ein PCB-Berufungsprozess, der im Februar beginnen soll.

Bayer kündigte an, das Urteil für die vier Kläger anzufechten, "um eine Aufhebung oder zumindest eine Reduktion des Schadenersatzes zu erreichen". Blutproben und Lufttests hätten gezeigt, dass es kaum PCB-Belastung gegeben habe. In dem Fall ging es erneut um angebliche Gesundheitsschäden durch PCB im Schulgebäude Sky Valley Education Center (SVEC). Die Kläger machten den Stoff unter anderem für Hirnschäden verantwortlich.

Der Bayer-Aktienkurs gab am Mittwoch zunächst moderat nach, zog dann aber an. Gegen Mittag waren die Papiere mit einem Plus von rund zwei Prozent auf 20,00 Euro unter den Favoriten im Dax DE0008469008. Zwar sei das aktuelle Urteil leicht negativ, doch seien bereits hohe Rechtsbelastungen in den Aktienkurs eingepreist, schrieb Analyst James Quigley von der Investmentbank Goldman Sachs in einer ersten Einschätzung.

Die Bayer-Papiere waren 2024 wegen der milliardenteuren US-Rechtsstreitigkeiten rund um Glyphosat und PCB sowie wegen Problemen im Agrargeschäft mit einem Kurseinbruch von fast 43 Prozent das Schlusslicht im deutschen Leitindex.

Die PCB-Verfahren sind - wie auch der milliardenschwere Streit rund um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat - ein teures Erbe des US-Saatgutkonzerns Monsanto, den Bayer vor knapp sieben Jahren übernommen hatte. Seit dem ersten Glyphosat-Urteil gegen den Konzern im Sommer 2018 haben die Papiere fast 80 Prozent ihres Wertes eingebüßt.

Monsanto wird vorgeworfen, jahrzehntelang verheerende Folgen des toxischen Schadstoffs PCB verschwiegen zu haben. Bis 1977 hatte das Unternehmen das Mittel hergestellt, das etwa als Brandschutzflüssigkeit in vielen Elektrogeräten und Baumaterialien verwendet worden war. 1979 wurde die Chemikalie in den USA verboten.

Bayer will weiterhin die Kosten für die PCB-Rechtsstreitigkeiten von ehemaligen Kunden erstattet bekommen. Ein Großteil der Abnehmer habe Monsanto von der Haftung freigestellt, um im Gegenzug in den 1970ern weiterhin PCB zu erhalten. Eine entsprechende Klage läuft.

Die Blicke richten sich derweil bereits auf einen PCB-Berufungsprozess, der im Februar vor dem obersten Gericht des Bundesstaates Washington, dem Washington Supreme Court, beginnen soll. Auch in diesem Fall - Erickson - geht es um eine angebliche PCB-Belastung im Sky Valley Education Center. Ein Berufungsgericht hatte im Mai vergangenen Jahres zunächst ein Urteil aus dem Jahr 2021 aufgehoben, das drei Lehrern Schadenersatz in Höhe von insgesamt 185 Millionen Dollar zugesprochen hatte.

Im Herbst entschied dann aber der Washington Supreme Court, sich der Sache anzunehmen. Sollte das Gericht zugunsten von Bayer entscheiden, könnte dies die potenzielle Haftung von mehr als einer Milliarde Dollar aus anderen PCB-Fällen verringern, erklärte Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan unlängst. Eine Entscheidung sei frühestens Mitte des Jahres zu erwarten, das Verfahren könnte sich aber auch bis zu zwölf Monate ziehen.

@ dpa.de

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