SolarWorld

SolarWorld: Was tun?

SolarWorld: Was tun?. SolarWorld hat sich verzockt

Philipp Koecke, Finanzvorstand der SolarWorld AG (DE0005108401), hat seine Finanzen nicht ganz im Griff. Die Liquidität des Unternehmens hat der CFO bei diversen Geldinstituten angelegt. Offenbar war die Gier nach Rendite recht groß, um auch beim Finanzergebnis noch eine Extramarge rauszuholen. Das ging offensichtlich gründlich ins Höschen. Per Ende September musste Koecke einen Schuldschein einer internationalen Großbank komplett abschreiben. Gemäß dem Neunmonatsbericht ist eine Einschätzung der Bonität respektive des Marktwertes dieses Schuldscheins mit einem Nominalwert von 32,5 Millionen Euro per Ende September nicht möglich und wurde zu null bewertet. Das hat natürlich das Finanzergebnis völlig versemmelt. Mit welchen Papieren sich die Firma verdaddelt hat, wollten uns die Bonner auf Nachfrage nicht mitteilen. Eine Katastrophe für den Konzern ist der verheizte Betrag nicht. Es sollte aber ein Einmaleffekt bleiben und nicht noch einmal passieren. Sonnenkönig und Vorstandschef Frank H. Asbeck dürfte seinem CFO die Abschreibung daher auch verziehen haben. Er lobte sich jüngst mehrfach in Interviews über eine Liquidität von rund einer Milliarde Euro. Das hört sich schick an und wird von der Presse schnell ins Notizbuch gekritzelt. Es ist aber nicht schick. Per Ende September verfügte das Unternehmen über Cash und sonstige finanzielle Vermögenswerte von 830 Millionen Euro. Die Differenz zur Milliarde ist geschenkt. Wir ziehen von der Liquidität jedoch noch die Bankschulden ab. Das ist kurz- und langfristig ein stattlicher Betrag von mehr als 700 Millionen Euro. SolarWorld (DE0005108401) verfügt somit über eine Nettocashposition von rund 115 Millionen Euro. Das ist nicht schlecht. Für ein Unternehmen, das stark wachsen will aber auch notwendig. Außer dem verhunzten Finanzergebnis und die Abschreibung auf Ramschpapiere haben wir an dem Neunmonatsbericht nichts zu kritisieren. Der Umsatz expandierte in der Zeit von Januar bis September um satte 41,6 Prozent auf 665,4 Millionen Euro. Das EBIT wuchs mit über 50 Prozent auf rund 210 Millionen Euro noch schneller. Netto wurden 123,3 Millionen Euro verdient. 56,3 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Auch der operative Cashflow sprudelt und gefällt uns gut. Für das Gesamtjahr hat der gelernte Agraringenieur die Prognose bekräftigt und sogar ein Übertreffen prognostiziert. Asbeck rechnet mit einem Umsatzplus von 25 bis 30 Prozent auf 862 bis 900 Millionen Euro. Das EBIT auf Basis eines bereinigten Niveaus von 171 Millionen Euro in 2007 soll ebenfalls um 25 bis 30 Prozent wachsen. Daraus errechnet sich ein EBIT zwischen 213 und 222 Millionen Euro. Da SolarWorld nach neun Monaten schon ein EBIT von knapp 210 Millionen Euro eingefahren hat, liegt ein Übertreffen der Planung nahe. Unterm Strich sollten 130 bis 150 Millionen verdient werden. Das entspricht einem EPS zwischen 1,16 und 1,33 Euro. Vereinzelte Analysten halten sogar ein EPS von 1,44 Euro für erreichbar. Für 2009 wurde bislang noch keine Prognose kommuniziert. Das Jahr dürfte für die Bonner eine Herausforderung werden. Die üppigen EBIT-Margen dürften jedenfalls nicht zu halten sein. Bleibt abzuwarten, ob somit der Gewinn weiter gesteigert werden kann. SolarWorld wird an der Börse mit über 1,4 Milliarden Euro kapitalisiert. Das ist immer noch recht üppig. Ein Schnäppchen ist die Aktie trotz Kurssturz nicht. Allerdings ist das Unternehmen im Solarsektor nicht die schlechteste Wahl. Sollte der Sektor wieder für Investoren sexy werden, ist das Papier ein Sünde wert. Wegen der hohen Volatilität ist die Aktie für Trader ohnehin ein El Dorado.
@ ad-hoc-news.de | 03.12.08 11:35 Uhr