QIAGEN: Quantensprung zur Umsatzmilliarde!
QIAGEN: Kaufen?
Jüngst verkündete das im holländischen Venlo ansässige Unternehmen einen Milliarden-Coup. QIAGEN (NL0000240000) will die US-Molekulardiagnostikfirma Digene für 1,6 Milliarden Dollar übernehmen. Auf den ersten Blick ein stolzer Preis für eine Gesellschaft, die im Fiskaljahr 2006/07 (per 30. Juni) einen Umsatz von gerade einmal rund 200 Millionen Dollar einfahren dürfte. Auf den zweiten Blick hat das QIAGEN-Management aber einen lukrativen Deal an Land gezogen. Zunächst einmal hortet Digene fast 200 Millionen Dollar Cash in der Kasse, was den Nettokaufpreis auf rund 1,4 Milliarden Dollar reduziert. Zudem ist die US-Firma in den letzten Jahren im Schnitt pro Jahr um 30 Prozent gewachsen und wirtschaftet mit einer Bruttomarge von sage und schreibe 86 Prozent extrem profitabel, so dass es bereits im Jahr 2008 einen positiven Ergebnisbeitrag beisteuern dürfte. Der Kaufpreis ist somit fair und auch angemessen.
„Die Akquisition bedeutet für QIAGEN einen Quantensprung. Durch die Übernahme werden wir zum weltweiten Marktführer im Bereich der Molekulardiagnostik“, sagt uns Finanzvorstand Roland Sackers im Hintergrundgespräch. Mit dem Zukauf hat die Gesellschaft selbst Pharmagigant Roche mit ihrer Diagnostik Einheit weit hinter sich gelassen. Wesentliches Asset von Digene ist der derzeit einzige von der FDA in den USA zugelassene Test für den genetischen Nachweis des sogenannten HPV (Humaner Papillomavirus), eine Ursache für die Entstehung von Gebärmutterkrebs. Digene hat bislang circa 90 Prozent des Umsatzes in Nordamerika erzielt. „QIAGEN ist in Europa und Asien sehr gut vertreten. Ziel ist das große Potenzial des HPV-Tests außerhalb der Staaten auszuschöpfen“, erklärt Sackers. Während der Test in den USA schon Standard ist, gilt es den Test weltweit zum Standard zu machen. Während in den USA nur 4.000 Frauen jährlich an Gebärmutterkrebs sterben, sind es in Europa noch 40.000 pro Jahr. Das Marktpotenzial des HPV-Test insgesamt beziffert Sackers auf rund eine Milliarde Dollar.
Aufgrund der Übernahme wird QIAGEN nunmehr rund 50 Prozent der Erlöse mit dem margenstarken Segment der molekularen Diagnostik erzielen. 40 Prozent resultieren aus dem einstigen Kerngeschäft in öffentlichen Einrichtungen und Pharmaunternehmen und zehn Prozent entfallen auf angewandte Testverfahren. „Durch Digene werden wir nunmehr pro Jahr um circa 15 Prozent im Umsatz wachsen und den Nettogewinn jährlich um deutlich mehr als 20 Prozent steigern“, sagt Sackers. Im Jahr 2009 ist das Ziel einen Umsatz von einer Milliarde Dollar zu erzielen. „Möglicherweise erreichen wir die Umsatzmilliarde aber auch schon im nächsten Jahr, da wir weiterhin Ausschau nach Akquisitionen halten“, so der CFO. Dem Vernehmen nach will QIAGEN unverändert kleinere Zukäufe tätigen, wie in der Vergangenheit auch. „Ich schließe nicht aus, dass wir in 2007 eine weitere Übernahme machen werden“. Spätestens im Jahr 2009 will die Gesellschaft mindestens eine EBIT-Marge von 30 Prozent erreichen. Die Umsatzrendite dürfte sich auf circa 20 Prozent belaufen.
Den Baranteil des Kaufpreises von rund 880 Millionen Dollar bezahlt QIAGEN aus der vorhandenen Liquidität und durch Fremdkapital. Eine Barkapitalerhöhung schloss Sackers aus. Es ist aber nicht gänzlich auszuschließen, dass QIAGEN erneut, ähnlich wie in 2006, Wandelschuldverschreibungen ausgibt, sofern sich dieses Konstrukt attraktiv strukturieren lässt. „Wir prüfen verschiedene Optionen, haben aber keine aktuelle Veranlassung oder Zeitdruck. Die Transaktion lässt sich aber auch gut mit Eigenmitteln und Bankkrediten finanzieren“, betont der Finanzchef. Die derzeitige Aktienanzahl von 156 Millionen Stücken wird sich aufgrund der Aktienkomponente für Digene um maximal 40 Millionen Stücke auf knapp 200 Millionen Aktien erhöhen.
Dem QIAGEN-Management gelang mit der Übernahme von Digene ein Quantensprung, der sich mittelfristig massiv auf das Gewinnwachstum auswirken wird. Nach Abschluss der Transaktion erreicht das Unternehmen bei einem Kurs von 12,12 Euro einen Börsenwert von rund 2,5 Milliarden Euro. Verdient QIAGEN dann netto in 2009 gut 200 Millionen Dollar, errechnet sich ein KGV von 20. Für ein Unternehmen mit einem Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent und EBIT-Margen von über 30 Prozent ist die Aktie günstig. Kaufenswert!
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| 19.06.07 09:06 Uhr