Praktiker: Kaufen?
Praktiker: Kaufen?. Praktiker steuert Free Cashflow an
Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Aktie der zweitgrößten Bau- und Heimwerkerkette Deutschlands gezehntelt. Bezahlten Investoren in 2007 noch über 30 Euro für einen Anteilsschein, war das Papier kürzlich unter die Marke von drei Euro gerutscht. Aktuell notiert die Aktie bei vier Euro und konnte sich von den Tiefs deutlich erholen. Der Börsenwert liegt lediglich bei 230 Millionen Euro. Für eine Gesellschaft mit fast vier Milliarden Euro Umsatz und 436 Märkten in neun Ländern Europas sicherlich nicht ambitioniert. Sporadisch wird die knapp 30.000 Mann starke Gruppe als Übernahmekandidat gehandelt. Bei unserem Besuch auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt, wollte Vorstandschef Wolfgang Werner auf unsere Nachfrage die jüngsten Übernahmespekulationen nicht kommentieren. „Gerüchte kommentieren wir nicht“, sagt Werner. Die Gerüchte einer Übernahme von Praktiker (DE000A0F6MD5) gibt es übrigens seit circa zwei Jahren.
Im Jahr 2008 erzielten die Saarländer Einnahmen von 3,9 Milliarden Euro. Das EBITA lag bei fast 130 Millionen Euro. Die Marge: 3,3 Prozent. Vor Steuern wurde ein Gewinn von rund 80 Millionen Euro erzielt. Auf Nettobasis betrug der Gewinn jedoch nur mickrige 7,1 Millionen Euro. Grund dafür sind Wertberichtigungen auf aktiv latente Steuern.
Für das laufende Geschäftsjahr hat die Ergebnis- und Liquiditätssicherung höchste Priorität, sagt Werner. Ziel ist in 2009 selbst bei rückläufigen Umsätzen zumindest ein angemessenes EBITA zu erwirtschaften. Was hierunter konkret zu verstehen ist, wollte das Management nicht näher erläutern. „Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Rezession, die auch in der Baumarktbranche angekommen ist, stellen wir uns auf eine vorübergehende deutliche Abschwächung unseres Geschäfts im In- und Ausland ein“, so der CEO. Wie das Jahr verlaufen wird, ist offen. Mit den Zahlen für das Erstquartal wird Praktiker jedenfalls keinen Blumentopf gewinnen. Einerseits ist die erste Periode stets schwächer. Andererseits hat der lang anhaltende Winter das Geschäft gebremst. „Die Geschäftslage lässt wegen des langen Winters zu wünschen übrig“, sagt Werner. Um der Rezession entgegenzusteuern, sollen in diesem Jahr die Kosten um einen zweistelligen Millionenbetrag eingespart werden, sagt uns CFO Thomas Ghabel auf Nachfrage. Zudem werden die Investitionen von über 100 Millionen Euro in 2008 auf 70 bis 80 Millionen Euro in 2009 gesenkt. „Wir geben Geld für Investitionen quartalsweise frei. Sollte die Konjunktur im zweiten Halbjahr entgegen der Erwartungen wieder anziehen, könnten die Investitionen auch erhöht werden. Am Jahresende wollen wir nach der Dividendenzahlung mindestens einen ausgeglichenen Free Cashflow erreichen“, sagt Ghabel. Analysten erwarten in 2009 einen Rückgang des Umsatzes auf 3,6 bis 3,7 Milliarden Euro. Netto sollen mindestens 30 Millionen Euro verdient werden. Das würde einem Gewinn je Aktie von gut 50 Cent entsprechen.
Per Ende 2008 verfügt die in 1978 gegründete Gruppe über ein Eigenkapital von 907 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote von über 40 Prozent ist solide. Den größten Posten auf der Aktiva umfassen Vorräte von fast 900 Millionen Euro und Sachanlagen von knapp einer halben Milliarde Euro. Der Goodwill schlägt mit 214 Millionen Euro zu Buche. Die Zahlungsmittel lagen per Ende Dezember bei 233 Millionen Euro. Erfreulich: Kurzfristig ist der einst zur Metro gehörende Konzern nur marginal verschuldet. Langfristig ist das Unternehmen mit einer Wandelanleihe mit einem Volumen von 138 Millionen Euro verschuldet, die in 2011 wahrscheinlich in Cash zurückbezahlt werden muss. Zuzüglich stehen noch Leasing-Verbindlichkeiten von 284,5 Millionen Euro auf der Passiv-Seite. Die Nettoverschuldung liegt somit bei knapp 200 Millionen Euro. Das ist akzeptabel. Ghabel weist allerdings daraufhin, dass zusätzlich noch Mietverpflichtungen der Filialen von 2,2 Milliarden Euro bestehen. Das sind Verbindlichkeiten aus Mietverträgen, aber keine klassischen Schulden, so Ghabel. Angesichts dieser riesigen Zahl wird Praktiker unter vereinzelten Analysten etwas skeptisch gesehen, da diese „Schulden“ refinanziert werden müssen, was der CFO jedoch verneint. Zumindest müssen die Mieten aber durch operative Erträge eingefahren werden.
Mit einem Börsenwert von 230 Millionen Euro ist Praktiker alles andere als teuer. Selbst wenn sich der Buchwert von mehr als 900 Millionen Euro halbiert, wäre die Aktie sehr günstig. 2009 wird für den Vorstand sicherlich eine Herausforderung. Positive News sind derzeit eher nicht zu erwarten. Aber dennoch sehen wir bei der Aktie auf aktuellem Kursniveau mehr Chancen als Risiken. Bei Kursen zwischen 3,50 und 4 Euro bieten sich Käufe an.
Viele Grüße
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| 13.04.09 23:41 Uhr