Freenet: Sind Spoerr’s Tage gezählt?
Freenet: Showdown!
Der 8. August ist für die Freenet AG (DE000A0EAMM0) der Tag des Herrn oder der Showdown in Hamburg! Die Spieler: Firmenchef Eckhard Spoerr mitsamt der Heuschrecke Permira versus United Internet und Drillisch. Über die Beteiligungsgesellschaft MSP Holding halten Drillisch und United Internet inzwischen knapp 26 Prozent an Freenet. MSP will auf der Hauptversammlung kräftig Dampf machen und den Aufsichtsrat der Gesellschaft aufmischen und dort eigene Leute platzieren. Die Heuschrecke Permira, die ihre Beteiligung Debitel an Freenet abgeladen hat, hält gut ein Viertel an der Firma. Sie steht hinter Spoerr, hat aber kein strategisches Interesse an Freenet. Permira, die mit Hugo Boss und ProSiebenSat.1 schon genug Ärger am Hals haben, dürften ihre Aktien so schnell wie möglich verticken. Die freien Aktionäre, die ihre Stücke auf der Versammlung anmelden, sind der Schlüsselpunkt der Schlacht. Wie wir aus Investorenkreisen hören, stehen US-Anleger der Firma hinter United Internet CEO- Ralph Dommermuth. Deutsche Investoren hingegen kleben eher an den Lippen Spoerrs. Investoren aus UK sind geteilter Meinung, welchen Weg sie unterstützen. Das Ende ist absolut offen!
Sollte MSP die Schlacht auf der Hauptversammlung gewinnen, wird Spoerr zurücktreten. Monsieur Spoerr hat sicher keine Lust den Herren Dommermuth und Choulidis zu dienen, die ihn an die kurze Leine nehmen würden. Um genügend Aktionäre für sich zu gewinnen, ist Spoeer massiv am Trommeln. Jüngst hat der umtriebige Schwabe der Welt am Sonntag ein herzzerreißendes Interview gegeben. Er gab sich als der nette Kerl von nebenan, der sich rührend um seine Mitarbeiter und Aktionäre sorgt. Der Schmusekurs passt aber nicht wirklich zum sonst sehr ehrgeizigen Spoerr, der sich laut bösen Zungen, vor allem um sich selbst sorgt und mit allen Wassern gewaschen ist.
Strategisch haben die beiden Parteien übrigens in etwa die gleichen Ziele: Das DSL-Geschäft soll verkauft werden. Angeblich ist United Internet bereit, bis zu 500 Millionen Euro für die Einheit auf den Tisch zu blättern. Der Preis wäre mehr als fair. Es bleibt abzuwarten, ob ein Ausländer tatsächlich mehr dafür bezahlen würde. Offen ist unverändert was mit dem Webhosting-Geschäft passiert, dass United Internet sicher gern bei sich sähe.
Übrig bleibt im Wesentlichen das Geschäft Mobilfunk-Serviceprovider. Auf diesen Bereich ist Drillisch-Chef Paschalis Choulidis ganz heiß. Der gesellige Grieche hat einen Traum. Er will Statthalter eines Jumbo-Resellers werden, der mit Freenet/Debitel inzwischen steht. Kurz gesagt: Choulidis hatte die Idee des Jumbos. Spoerr hat sie umgesetzt und nun will Choulidis an die Macht des Konzerns. Zur Vollständigkeit des Jumbos fehlt nur noch Drillisch selbst. Ist das DSL-Geschäft vom Hof, dürfte United Internet kein strategisches Interesse mehr an Freenet haben und sich von ihrer Beteiligung trennen. Drillisch könnte den Anteil kaufen. Somit wäre Choulidis größter Herrscher unter den Freenet-Aktionären. Er könnte dann seinen großen Traum verwirklichen. Sofern er den Aufsichtsrat kontrolliert, kann sich Choulidis in den Vorstand von Freenet einschleusen. Im nächsten Schritt dürfte der Grieche Drillisch, deren Kapitalisierung zum Löwenanteil durch Freenet-Aktien abgedeckt ist, übernehmen. Die Übernahme wäre sehr smart: Drillisch als Großaktionär von Freenet wird von dieser aufgekauft. Der Freenet-Konzern hält bei dieser Konstellation gut 26 Prozent eigene Aktien. Diese Aktien könnten eingezogen oder auch verkauft werden. Choulidis Träume wären in der Realität angekommen. Die griechische Invasion nicht mehr zu bremsen.
Setzt sich MSP durch, ist dies längst kein Nachteil für Freenet. Vielleicht sogar eher von Vorteil. Denn mehr Erfahrung als Spoerr im Bereich Mobilfunk-Serviceprovider hat in jedem Fall Choulidis, der dieses Geschäft bis ins letzte Detail kennt. Wie auch immer der Showdown letztlich ausgeht: Die Aktie erscheint weiter aussichtsreich.
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| 03.08.08 17:58 Uhr