Turnaround-Aktie, Escada

Escada: Ahoi, Herr Sälzer!

Turnaround-Aktie!

Die Gerüchtekoche um den strauchelnden Modekonzern kochten schon lange. Die Spatzen pfiffen es schon längst von den Dächern, dass die Gebrüder Wolfgang und Michael Herz, Mitinhaber des Tchibo-Konzerns, sich bei Escada (DE0005692107) einkaufen wollen und der erfolgsverwöhnte Ex-Boss von Hugo Boss, Bruno Sälzer, Vorstandschef bei der aus der Mode kommenden Firma wird. Jüngst wurde dies offiziell bestätigt. Seit dem 1. Juli ist Sälzer Chef bei Escada. Die herzsche Milliardärsfamilie sichert sich in einem ersten Schritt zehn Prozent an der Gesellschaft zu einem Preis von 14 Euro je Aktie. Eine weitere Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht der Altaktionäre wird derzeit ebenfalls zu 14 Euro platziert. Die Herz-Brüder nutzen ihr Bezugsrecht aus und kaufen auch sämtliche Aktien, die nicht von Altaktionären bezogen werden. Insgesamt werden rund 50 Millionen Euro netto in die Scheune gepumpt. Geld, das Escada dringend braucht. Sälzer, der zu Beginn des Jahres beim Schneiderlein aus Metzingen entnervt das Handtuch geworfen hat, kann bei Escada erneut sein Managementtalent unter Beweis stellen. Bei Hugo Boss hatte der selbstbewusste Manager keine Lust mit dem Großaktionär Permira ständig über Strategien zu plaudern. Einmal lies er die Herren in Einstecktuch, Manschettenknöpfen und feinen Lackschuhen einfach im Vorzimmer des Vorstands stehen und krähte aus seinem Zimmer, dass er nicht schon wieder Zeit für Strategiegespräche habe, da einer ja „die Arbeit machen“ müsse. Der passionierte Läufer und Karatekämpfer kann nun wieder in Ruhe seine Runden drehen. Zwar nicht mehr am Fuße der Schwäbischen Alb, sondern im verschlafenen Aschheim bei München. Herz und Sälzer kennen sich übrigens bestens und Herz vertraut dem neuen Escada-Boss voll. Vor seiner Boss-Zeit war der gebürtige Schwabe bei Beiersdorf und sitzt heute noch im Aufsichtsrat der herzschen Familienholding Maxingvest, die mehrheitlich an Beiersdorf und Tchibo beteiligt ist. Russenrebell und Großaktionär Rustam Aksenenko wird Sälzer ebenfalls in Ruhe seinen Job machen lassen und ihn nicht ständig zum Rapport antreten lassen. Im Grunde wird der alte und neue Großaktionär den neuen Boss an der langen Leine laufen lassen. Der drahtige Sälzer wird seinen Kopf und Strategie durchsetzen. Es wird und kann von seinem Aufsichtsrat ihm wohl auch keiner dazwischenfunken. Klar ist, der „Neue“ wird bei Escada keinen Stein auf dem anderen lassen. Die Firma braucht eine Sanierung und ein neues Profil. Sälzer wird sich sicherlich so schnell wie möglich emotionslos von der wenig lukrativen Primera Gruppe trennen. Der zähe Läufer ist ein Zahlenmensch, der Unternehmen auf Profit und Cashflow trimmt. Sälzers Vorgänger, haben sich mehr nach Farben und Schnitten der nächsten Kollektionen orientiert und den Laden nach Lust und Laune geführt. Harte Einschnitte hat Escada nötig. Im ersten Halbjahr 2007/08 per Ende April wurden knapp 300 Millionen Euro umgesetzt und netto fast zehn Millionen Euro in den Sand gesetzt. Für das Gesamtjahr wurde das Ziel ein EBITDA von 51 Millionen Euro zu erwirtschaften bereits auf 37 Millionen Euro gestutzt. Denkbar, dass Sälzer in diesem Wirtschaftsjahr noch mit der Axt durch die Bilanz geht und alles abwertet, was nicht besenrein ist. Unterm Strich wird Escada einen zweistelligen Millionenbetrag im Gesamtjahr platt machen. Eine Einbahnstraße ist der marode Konzern nicht. Sälzer muss schon die Hemdsärmel nach oben krempeln und „schaffa“. Die Eigenkapitalquote liegt vor den Kapitalmaßnahmen bei unter 20 Prozent und die Verschuldung ist insgesamt recht üppig. Nach Kapitalerhöhung ist das Grundkapital eingeteilt in knapp 21 Millionen Aktien. Diese repräsentieren einen Börsenwert von knapp 300 Millionen Euro. Wir trauen dem umtriebigen Schwaben zu, aus der Scheune wieder einen profitablen Modekonzern zu schmieden. Unter 14 Euro ist Escada eine spekulative Turnaround-Chance. Viele Grüße www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de | 24.07.08 08:13 Uhr