ADVA: Chance auf Turnaround?
ADVA: Turnaround?
Brian Protiva, Vorstandschef von ADVA (DE0005103006), kann das Jahr 2007 getrost abhaken. Der Umsatz erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 2007 251,5 Millionen Euro bei einem Proforma Betriebsergebnis von lediglich 1,8 Millionen Euro. Das reguläre Betriebsergebnis erreichte minus 18,7 Millionen Euro. Netto betrug der Verlust knapp 30 Millionen Euro. Die einstigen Erwartungen hat das Unternehmen mit diesem Zahlenwerk meilenweit verfehlt. Das enttäuschende Resultat ist unter anderem auf stark gesunkene Umsatzbeiträge eines wesentlichen Vertriebskanals in den USA zurückzuführen. Gemeint ist hierbei der Verlust des Kunden Lucent der zugekauften Movaz in den USA. Hintergrund des Verlustes von Lucent ist der Merger mit ADVAs Konkurrent Alcatel. Zudem verlief die Geschäftsentwicklung vor allem in Q4 mit Netzbetreibern aus Europa deutlich schwächer als vom Vorstand einst erwartet.
Wie uns CEO Protiva im Hintergrundgespräch erläutert, hat das Unternehmen in Europa und den USA (außer Sondersituation Lucent) nahezu keinen Kunden verloren. In jedem Fall keinen größeren. „In den USA verläuft das Geschäft erfreulich. Wir spüren bisher nichts von einer Rezession in den Staaten. Allerdings mahnt die makroökonomische Lage in den USA zur Vorsicht, weshalb das Jahr 2008 schwer zu planen ist“, erklärt Protiva. Positiv stimmt Protiva, dass zum Beispiel AT&T mehr als eine Milliarde Dollar in Netzinfrastruktur investiert. Auch die europäischen Anbieter müssen früher oder später wieder in ihre Infrastruktur Geld investieren, wovon ADVA profitieren sollte, sagt der CEO. „Der Bedarf ist da. Aktuell wird aber nur nach Notwendigkeit investiert“.
Aufgrund der insgesamt unsicheren Lage wollte uns Protiva keine konkrete Umsatz- und Ergebnisprognose nennen. Ziel dürfte sein, dass ADVA in etwa einen Umsatz auf Vorjahresniveau erzielt. Für Q1 rechnet der Firmenchef mit einem Umsatz zwischen 51 und 55 Millionen Euro. Die Proforma-Betriebsmarge erwarten die Münchener bei minus acht bis minus vier Prozent vom Umsatz. Der angekündigte Aufwand für die Restrukturierung von drei Millionen Euro entfällt im Wesentlichen auf das Startquartal. Für das zweite Quartal stellt Protiva Umsatzwachstum gegenüber Q1 in Aussicht. Möglicherweise gelingt in dieser Periode bereits wieder ein ausgeglichenes Ergebnis. Versprechen wollte der CEO dies aber nicht. Für das Gesamtjahr ist es allerdings das Ziel zumindest auf Proforma-Basis ein positives Betriebsergebnis zu erzielen. Netto hingegen wird ADVA erneut einen Verlust einfahren.
ADVA befand sich Anfang des Jahrtausends in einer existenziellen Krise. In den Folgejahren gelang ein sagenhafter Turnaround. Protiva ist zuversichtlich, dass ADVA erneut vor einem Comeback steht. Allerdings ist die heutige Situation anders als damals. Positiv: ADVA steht finanziell auf einer besseren Basis als vor ein paar Jahren. Negativ: Der Wettbewerb, vor allem aus China, im Markt für Equipment-Anbieter für die Telko-Industrie ist enorm und für ADVA eine immense Herausforderung. Wir sind gespannt, ob Protiva der Turnaround erneut gelingt. Nicht zu verachten ist allerdings, dass ADVA mit einer soliden Vertriebsstruktur in Europa gut aufgestellt ist. Für die amerikanische CIENA zum Beispiel wäre ADVA ein interessanter Kauf. Protiva würde sich nicht gegen eine Übernahme stemmen. „Wenn es strategisch sinnvoll ist, sind wir für eine Übernahme offen. Wir haben aber keine Not zu verkaufen. Gespräche bezüglich einer Übernahme von ADVA gab es in der Vergangenheit und wird es auch in der Zukunft geben. Wir betreiben aber keinen Verkaufsprozess für ADVA“, sagt der CEO.
Mit einem Börsenwert von 83 Millionen Euro ist das Unternehmen für einen Übernehmer nicht teuer. Erfreulich, dass Protiva selbst und die Beteiligungsgesellschaft EGORA, die zur Familie Protiva gehört, jüngst eigene Aktien gekauft hat. Nach der jüngsten Kurserholung raten wir allerdings mindestens die Zahlen für das erste Quartal abzuwarten und vorerst das Papier nicht zu kaufen.
Viele Grüße
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| 07.04.08 22:47 Uhr