40% Kurschance?
40% Kurschance?. United Internet bleibt auf Rekordkurs
Nach Veröffentlichung der Halbjahreszahlen wurde die Aktie der United Internet AG (DE0005089031) deutlich abgestraft. Einerseits wurde das Ziel den Umsatz in 2008 um 20 Prozent zu steigern kassiert. Aufgrund eines verlangsamten Wachstums des Online-Werbemarktes strebt der Konzern nunmehr ein Umsatzplus von 16 Prozent an. Währungsbereinigt ist ein Plus von 18 Prozent die neue Vorgabe. Die mickrige Reduzierung der Umsatzprognose ist geschenkt. Andererseits waren Analysten über Aussagen zum DSL-Geschäft, dass sich das Wachstum verlangsamt, enttäuscht. Neu ist diese Erkenntnis übrigens nicht. Der deutsche Markt im DSL-Bereich ist seit längerem umkämpft und die Bäume wachsen auch nicht in den Himmel. Positiv hingegen ist, dass der Konzern unverändert anständige Margen ausweisen kann. Die Ertragsprognose, EBITDA und EPS in 2008 um 20 Prozent zu steigern wurde ausdrücklich bekräftigt. Sodann ist in diesem Jahr mit einem EBITDA von circa 370 Millionen Euro zu rechnen und einem Gewinn je Aktie von rund 77 Cent oder 193 Millionen Euro Profit. Insgesamt ein recht robustes Zahlenwerk.
Viel spannender als die Zahlen, sind allerdings die Entwicklungen der Beteiligungen. Vor allem bei Freenet und Versatel. Wie United Internet-Chef Ralph Dommermuth bei unserem Besuch auf der Pressekonferenz in Frankfurt mitteilt, ist das strategische Interesse an Freenet nicht mehr vorhanden. Bezahlt hat Dommermuth für die Aktien, die er gemeinsam mit Drillisch über die MSP Holding hält, 16 Euro. „Wenn Freenet vernünftig geführt wird, geht die Aktie auch wieder auf 16 Euro“, sagt der CEO. Derzeit sieht der Manager Freenet allerdings nicht als ein gut geführtes Unternehmen an. Er behielt sich offen, ob er möglicherweise aus der Beteiligung aussteigt. Sollte Freenet-Chef Eckhard Spoerr weiter im Amt bleiben, will Dommermuth raus. „Geht er raus, wäre das ein Grund drin zu bleiben“, so Dommermuth süffisant. Angeblich halten andere Investoren Spoerr noch solange die Stange, bis er das DSL-Geschäft verkauft hat. Sollte die Einheit verkauft sein, könnte Spoerr am Jahresende zurücktreten. Eine Put-Option, also die Aktien an Partner Drillisch weiterzureichen und somit schnell aus dem Papier raus zu sein, gibt es derzeit nicht. Zumindest keine, die jetzt greifen würde. Großes Interesse hat United Internet unverändert am Kauf der DSL-Einheit. „Bei unseren ersten Gesprächen mit Freenet wurden uns keine Zahlen zur Verfügung gestellt, um das Geschäft zu bewerten. Wie in Q1 und Q2 gesehen, war es nicht dumm, nach bestimmten Zahlen zu fragen“. Bei welcher Größenordnung die Schmerzgrenze für den Kauf des Freenet DSL-Geschäfts liegt, wollte Dommermuth auf unsere Nachfrage nicht verraten.
Konkreter wurde Dommermuth allerdings bei der Beteiligung an Versatel, an der United Internet mehr als 25 Prozent hält. „Wir bleiben bei Versatel dabei und schließen auch eine Aufstockung nicht aus. Hier haben wir kein Problem mit dem Management“. Dem Vernehmen nach stünde United Internet für Gespräche bereit, sobald Großaktionär APAX sein Paket an Versatel versilbern will. Für den Fall, dass ein Dritter auftaucht und APAX die Anteile abkauft, wäre ebenfalls ein Übernahmeangebot fällig. Hier könnte United Internet die Anteile wieder abstoßen und vermutlich einen ordentlich Gewinn einstreichen. Eine heilige Kuh ist Versatel für United Internet nicht, signalisiert der UI-Chef. Laut Finanzvorstand Norbert Lang steht dem Konzern aktuell eine firepower von mehr als 650 Millionen Euro zur Verfügung. Zudem sitzt die Firma auf rund 22 Millionen eigenen Aktien.
Die rund 250 Millionen Aktien repräsentieren einen Börsenwert von über 2,6 Milliarden Euro. Das KGV für dieses Jahr liegt bei 13. So günstig war die Aktie schon lange nicht mehr zu haben. Die jüngste Abstrafung der Börse war übertrieben. United Internet ist unverändert eine Geldduckmaschine, die kräftig Cashflow abwirft. Die meisten Analysten haben ihre Kursziele abgesenkt, nachdem das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Ganz heißt auf die Aktie sind die Jungs von Merrill Lynch, die das Papier mit einem Kursziel von 20 Euro zum Kauf empfehlen. Ganz so euphorisch sind wir nicht. Aber 15 Euro könnten in den nächsten zwölf Monaten drin sein. Das ist eine Kurschance von immerhin 40 Prozent bei einem Risiko von zehn Prozent nach unten.
Viele Grüße
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| 25.08.08 01:21 Uhr