Billing Services Group
Billing Services Group. Gewinne dank der Gordon Gekkos dieser Welt
Lieber Leser,
Gordon Gekko, der fiese Übernahmehai des Filmklassikers
„Wall Street“, zwang Unternehmenschefs zu eiserner Disziplin. Wer einen so strengen Großaktionär wie den von Michael Douglas gespielten Börsentycoon hatte, überlegt sich besonders gut, wie das Geld der Aktionäre am besten angelegt ist. Etwas Druck im Nacken zu verspüren, schärft sowohl den Verstand, als auch das Gespür für die Bedürfnisse der Aktionäre.
Angestrengte Überlegungen, wie das Geld der Aktionäre am besten verzinst und vermehrt werden kann, wurden in den vergangenen Monaten offenbar auch bei Billing Services Group angestellt. Hierbei handelt es sich um ein Unternehmen, das mit einem Prozentsatz von zuletzt rund 7% im Depot des Centurion-Fonds vertreten war. Die Position hatten wir nach dem Jahreswechsel zu einem Durchschnittskurs von 29 Pence erworben.
Pressemitteilung führt zu Kurssprung
Das rechtlich auf den Bermudas ansässige Unternehmen ist, wie ich Ihnen in Ausgabe Januar 2007 berichtet hatte, einer der weltweit führenden Anbieter von Zahlungsabwicklungen im Telekombereich. Die Geschäftsfelder lassen sich grob einteilen in Zahlungsabwicklungsdienstleistungen für Festnetzgespräche in Amerika, Zahlungsabwicklungsdienstleistungen für grenzüberschreitende Mobilfunkgespräche („Roaming“) in Europa und Asien sowie elektronische Zahlungsdienstleistungen über Internet und andere elektronische Medien.
Vereinfacht gesagt wickelt Billing Services Group für Telekomgesellschaften im Festnetz- und Mobilfunkbereich den Zahlungsverkehr mit den Kunden ab. Zudem bietet die Gesellschaft sichere Zahlungsmethoden für Interneteinkäufe an.
Nach einem drastischen Kurssturz im vergangenen Jahr hatten sich mehrere Finanziers bei Billing Services Group eingekauft. Ganz nach dem Geschmack Gordon Gekkos scheint sich auch im vorliegenden Fall der sanfte Druck renditebedachter Investoren bezahlt gemacht zu haben. Zumindest lässt eine gestern erfolgte Pressemeldung die Schlussfolgerung zu, dass sich der Vorstand ganz genau überlegt hat, in welchen Bereichen das Geld der Aktionäre am besten angelegt ist.
Billing Services gab bekannt, das Geschäft mit der Roaming-Abrechnung zum Preis von 290 Mio. US$ an den börsennotierten amerikanischen Konkurrenten Syniverse (NYSE:SVR) verkaufen zu wollen. Ein entsprechender Deal sei bereits komplett ausgehandelt und bedürfe lediglich noch der Zustimmung der Aktionäre sowie der Aufsichtsbehörden der Telekombranche. Nach erfolgreicher Abstimmung über den Vorschlag winkt den Aktionären eine Sonderausschüttung von 20 bis 22 Pence je Aktie, verglichen mit einem Kurs von zuletzt 31,75 Pence.
Im Roaming-Bereich lagen eigentlich einige der größten Wachstumsperspektiven des Unternehmens. Syniverse bot dem Vorstand von Billing Services Group aber schlicht einen Preis, bei dem dieser nicht mehr „Nein“ sagen konnte. Syniverse hat zwar viel Geld, verfügt aber derzeit nur über mangelnde Wachstumsperspektiven. Diese Situation konnte Billing Services Group ausnutzen, um für den Wachstumsbereich Roaming-Abrechnungen einen guten Preis zu erzielen.
Somit besteht Billing Services Group heute nicht mehr aus drei Geschäftsbereichen, sondern aus zwei – sowie aus einem gehörigen Haufen Bargeld, der bald zum Großteil an die Aktionäre verteilt wird.
Wann wird Geschäftsbereich Nummer 2 verkauft?
Der Verkauf der Roaming-Sparte ist zwar noch nicht einmal abgewickelt. Dennoch darf schon jetzt munter über einen weiteren Spartenverkauf und eine zweite Sonderdividende spekuliert werden.
Das Nordamerikageschäft des Unternehmens ist ein Übernahmekandidat par excellence, hat es doch nur noch geringe Wachstumsaussichten, dafür einen umso höheren Marktanteil (90%) und einen dementsprechend bombenfesten Cashflow. Ein solches Geschäft gehört eher ins Portfolio eines Private Equity Investors als in ein börsennotiertes Unternehmen.
Mittelfristig dürfte das nordamerikanische Geschäft dem Beispiel der Roaming-Sparte folgen. Anschließend wäre Billing Services Group nur noch im Geschäft mit elektronischer Zahlungsabwicklung tätig.
Übrig bliebe dann eigentlich nur noch die Tochter Click&Buy, die im Bereich elektronischer Zahlungsabwicklung über Internet und Mobiltelefone über beste Wachstumsperspektiven verfügt. Mit einem Teil der Erlöse aus dem Verkauf des Roaming-Geschäfts soll diese Geschäftssparte nun weiter ausgebaut werden. Es gilt, neue Märkte so rasch wie möglich zu besetzen. Über das notwendige Kleingeld zu verfügen, ist bei einer solchen Markteroberung alles andere als schädlich.
Beim weiteren Ausbau der bislang kleinsten, dafür aber aussichtsreichen Sparte von Billing Services Group dabei zu bleiben, dürfte sich als lukrative Sache erweisen. Liegen wir mit unseren Hochrechnungen und Vermutungen richtig, können Anleger quasi umsonst an dieser Sparte beteiligt bleiben.
Der verbliebene „Rumpf“ ist deutlich unterbewertet
Für nichts im Leben gibt es Garantien. Zumindest lässt sich aber mit relativ hoher Sicherheit sagen, dass eine Spekulation auf die weitere Entwicklung dieses Unternehmens aus heutiger Sicht ein denkbar attraktives Chance-/Risikoverhältnis hat.
Der nunmehr gemeldete Deal zum Verkauf des Roaming-Zahlungsgeschäfts ist extrem komplex. Selbst, wer sich einmal für einige Stunden mit Taschenrechner und Bleistift an die Arbeit macht, kann nicht jedes kleine Detail der Transaktion beurteilen. Externen Analysten fehlen schlicht noch einige Zahlen. Diese Lücken können jedoch relativ gut durch einige (vorsichtige) Annahmen ersetzt werden. Wer mit etwas Fingerspitzengefühl an die Angelegenheit herangeht, kommt zum folgenden Bild.
Nach der Sonderausschüttung von voraussichtlich 21 Pence (der Mittelwert der angestrebten Ausschüttungssumme von 20 bis 22 Pence) wird Billing Services zu einem Kurs von rund 10,75 Pence notieren (vorausgesetzt, der gegenwärtige Kurs von 31,75 Pence verändert sich bis zum Tag der Ausschüttung nicht). Aus dem Nordamerikageschäft kann Billing Services Group ein Ergebnis je Aktie von geschätzten 2 Pence erzielen. Somit ist das Unternehmen heute ex-Dividende nur mit einem KGV von 5,4 bewertet – und das Online-Zahlungsgeschäft von Click&Buy gibt’s quasi umsonst obendrauf.
Das Nordamerikageschäft verdient wegen des schwierigen Marktumfeldes für Festnetztelephonie kein besonders hohes KGV. Eine Bewertung mit einem KGV von 5,4 ist jedoch eindeutig zu niedrig. Zu diesem Preis würde ein reiner Finanzinvestor das Unternehmen wohl jederzeit mit Kusshand übernehmen, entspricht es doch (vereinfacht ausgedrückt) einer Verzinsung des Unternehmenskapitals mit rund 18,5%.
Setzt man für das Nordamerikageschäft vorsichtig ein KGV von 9 an, errechnet sich bereits ein fairer Kurs der Billing Services Group Aktie von 39 Pence (vor Dividendenausschüttung). Die Aktie ist also auch nach dem jüngsten Kursanstieg auf 31,75 Pence noch um mindestens 22% unterbewertet.
Bei alle dem ist das Online-Zahlungsgeschäft mit Null bewertet. Aber gerade dort liegen ja besondere Wachstumschancen, nicht zuletzt auch durch die Kooperation mit dem kleinen Bankhaus Conister Trust, über das ich in Ausgabe Januar 2007 ausführlich geschrieben hatte. Conister Trust dürfte übrigens noch im laufenden Monat die ersten Programme für Prepaid-Karten auf den Markt bringen, was sicher auch ein Grund dafür ist, dass diese ebenfalls im Fondsdepot vertretene Aktie charttechnisch derzeit kurz vor dem Ausbruch nach oben steht – eine Entwicklung, die bei Billing Services Group nach einer mehrmonatigen Anlaufzeit und mehreren Fehlversuchen nunmehr erfolgt ist.
Kursziel bis Jahresmitte: >40 Pence
Das Leben ist voller Überraschungen. Mit einem Verkauf der Roaming-Sparte war zum Zeitpunkt der ersten Analyse Anfang des Jahres nicht zu rechnen. Wie so oft bei unterbewerteten Investments, zeigt es sich einmal mehr, dass man nicht in absolut jedem Punkt richtig liegen muss, um an der Börse erfolgreich zu sein. Solange man ein Investment nur zu einem günstigen Preis erworben hat, gibt es immer mehrere Wege, durch die die brachliegenden Werte realisiert werden können. Ein verlockendes Übernahmeangebot für das Roaming-Geschäft hat bei Billing Services eine Richtungsänderung notwendig gemacht – allerdings eine, die für die Aktionäre einen hübschen kurzfristigen Gewinn brachte und jetzt relativ konkrete weitere Kurschancen bietet.
Ihr Fonds ist bei Billing Services Group zu einem Durchschnittskurs von 29 Pence eingestiegen. Bei einem Kurs von 31,75 Pence liegt die Position nach drei Monaten mit 9,4% im Gewinn. Ein nunmehr wahrscheinlich gewordener Verkauf des Nordamerikageschäfts könnte zu einer weiteren Sonderdividende führen. In diesem Fall würde der UP Centurion-Fonds wohl mehr als die ursprünglich in die Aktie investierten Mittel zurück erhalten und anschließend an den weiteren Perspektiven des Online-Zahlungsgeschäfts beteiligt bleiben. Der Liquiditätseinsatz für die Beteiligung am Online-Zahlungsgeschäft würde dadurch also auf Null fallen. Günstiger kann eine Beteiligung nicht einstehen.
Aussagen des Unternehmens zufolge arbeiten einige Analysten bereits an ausführlicheren Berichten über die nunmehr veränderte Situation des Unternehmens. Wenn der Markt die bislang sehr komplexen Zusammenhänge erst einmal versteht und noch weitere Anleger Taschenrechner und Bleistift zücken, dürfte das Papier schrittweise
Richtung 40 Pence steigen.
Bei einem bedingt durch die Sonderdividende minimalen Kursrisiko bei gleichzeitig signifikantem Aufwärtspotenzial bleibt Ihr Fonds deshalb auch weiterhin in diesem Wert engagiert. Die weitere Entwicklung kann man nun entspannt abwarten.
Mit freundlichen Grüßen
Swen Lorenz
Berater des Fondsmanagers des UP Centurion-Fonds
@ ad-hoc-news.de
| 04.04.07 19:45 Uhr