Aktienmärkte, Anleger

Wen verwundert die aktuelle Schwäche des DAX?

Wen verwundert die aktuelle Schwäche des DAX?
von Sven Weisenhaus

Laut dem ifo-Institut konnte die deutsche Wirtschaft von ihrem zuletzt niedrigem Niveau aus etwas zulegen. Der ifo-Geschäftsklimaindex, der als einer der wichtigsten Indikatoren für die Wirtschaftsentwicklung gilt, legte im Oktober auf 86,9 Punkte zu, von 85,8 Zählern in den beiden Vormonaten. Experten hatten im Durchschnitt nur mit einem Anstieg auf 85,9 gerechnet.

Bei der Umfrage unter rund 9.000 Unternehmen zeigten sich die Teilnehmer nach zuvor 6 Rückgängen in Folge endlich wieder etwas zufriedener mit den laufenden Geschäften. Und die Manager blickten zum zweiten Mal in Folge weniger pessimistisch auf die kommenden Monate.

ifo-Geschäftsklima vs. Einkaufsmanagerdaten

Man könnte damit den Eindruck gewinnen, dass der Boden im Konjunkturverlauf erreicht wurde – wenn da nicht die vorgestrigen Einkaufsmanagerdaten wären. Denn laut den vorläufigen Umfrageergebnissen von S&P Global hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Oktober insgesamt wieder eingetrübt. Der Gesamt-Einkaufsmanagerindex, der Industrie und Dienstleistung zusammenfasst, gab von 46,4 auf 45,8 Punkte nach.

Zwar steht der Index damit noch höher als im August, von einer klaren Trendwende kann man aber noch nicht sprechen, zumal die Werte den 5. Monat in Folge unterhalb der Schwelle von 50 Punkten liegen, die zwischen Wachstum und Kontraktion unterscheidet.

Schuld daran waren dieses Mal die Dienstleister. Denn der entsprechende Index gab um kräftige 2,3 Zähler nach und fiel mit 48,0 Punkten wieder unter die 50er Marke, die er erst im Vormonat mit 50,3 Punkten knapp überboten hatte.

Das verarbeitende Gewerbe blickt dagegen das 3. Mal in Folge weniger pessimistisch in die Zukunft. Hier legte der Index um 1,1 auf 40,7 Punkte zu.

Allerdings findet das Ganze hier auf einem deutlich niedrigeren Niveau als beim Service-Sektor statt, weshalb die Industrie nach wie vor das Sorgenkind bleibt.

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben mau

Besorgniserregend ist auch, dass laut S&P Global die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen im Oktober abermals zurückgegangen ist und in den Orderbüchern der Unternehmen das höchste Minus seit Mai 2020 hinterließ. Die Geschäftsaussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben somit insgesamt mau.

Und es deutet weiterhin vieles darauf hin, dass sich Deutschland mitten in einer Rezession befindet. S&P Global rechnen derzeit mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im 4. Quartal 2023 um -0,4 % (ifo-Institut: +0,2 %), nach geschätzten -0,8 % im Vorquartal. Sollten sich diese Prognosen bewahrheiten, würde dies zu BIP-Rückgang von -0,8 % im Gesamtjahr 2023 führen.

DAX verteidigt wichtige Kreuzunterstützung

Wen verwundert vor diesem Hintergrund noch die aktuelle Schwäche des DAX? Der deutsche Leitindex hat inzwischen die Rechteckgrenze bei 14.720 Punkten als Kursziel aus der Target-Trend-Methode erreicht und sogar kurzzeitig unterschritten, allerdings sofort zurückerobert.

Und das geschah fast genau zu dem Zeitpunkt, als die untere Linie des Abwärtstrendkanals die Rechteckgrenze kreuzte (siehe grüner Pfeil im Chart). „Wenn die Kreuzunterstützung dem Index in diesem Fall Halt bietet, wäre das eine sehr gute Basis für ein Ende der saisonal schwachen Phase, die ja in einigen Tagen enden sollte“, hieß es dazu am vergangenen Freitag (siehe „Zahlreiche Aktienindizes stehen kurz vor wichtigen Kurszielen“). Es dürfte nun also spannend werden, ob das Tief der Korrektur bereits erreicht ist.

Noch ein weiteres Korrekturtief?

Aus Sicht der Elliott-Wellen sollte man noch mit einem weiteren Korrekturtief rechnen. Denn erst damit würde sich der aktuelle Abwärtsimpuls zu einem 5-gliedrigen komplettieren.

In diesem Fall würde sich die Abwärtsbewegung deutlich beschleunigen. Das wäre bearish zu werten. Beim Umstellen „von saisonaler Schwäche auf Jahresendrally“ müsste man dann weiterhin langsam vorgehen. Erst wenn sich abzeichnet, dass sich die Abwärtsbewegung wieder entschleunigt, kann man stärker auf das Ende der saisonalen Schwäche und eine Jahresendrally setzen.

Auf diese Chartmarken kommt es nun an

Das wäre der Fall, wenn die Mittellinie bei 15.075 Punkten zurückerobert und das Tief der Welle 2 des aktuellen Abwärtsimpulses überschritten wird. Denn dann läge aus Sicht der Elliott-Wellen eine Überschneidung in den Wellen vor, was gegen eine weiterhin impulsive Abwärtsbewegung sprechen würde. Und aus Sicht der Target-Trend-Methode wäre dann die Rechteckgrenze bei 15.430 Punkten das nächste Kursziel. Wird diese erreicht, steht der DAX auch wieder an der oberen Linie des im August begonnenen Abwärtstrendkanals. Und dieser hat den Charakter einer trendbestätigenden Konsolidierung, die im übergeordneten Kontext bullish zu werten ist.

Trompetenformation ist Geschichte

Übrigens: Die vermeintliche Unsicherheits- bzw. Trompetenformation im DAX (blaue Linien) ist Geschichte. Denn deren obere Linie wurde längst mehrfach durchlaufen. Und die möglichen unteren Linien hatten kaum Einfluss auf den Kursverlauf des DAX. Zudem wurden sie inzwischen klar unterschritten.

Lesern des Börsenbriefs „Target-Trend-Spezial“ hatte ich daher bereits geschrieben, dass man kaum noch argumentieren könne, dass sich der DAX noch immer in der volatilen Seitwärtsphase befindet, die Mitte April begonnen hat und die sich durch ein vollkommen trendloses und wirres Kursverhalten mit vielen plötzlichen Richtungswechseln von unterschiedlichen Niveaus ausgezeichnet hatte. „Stattdessen ist diese Seitwärtskonsolidierung nun sehr klar in eine Abwärtsbewegung übergegangen. Und der bearishe Ausbruch aus der Seitwärtskonsolidierung wurde mit dem Hoch der jüngsten Erholung getestet und bestätigt. Damit kann man nun auch von einer Topbildung sprechen“, hieß es am Montag dazu.

Sollte es also nicht zu einer Entschleunigung der Abwärtsbewegung kommen, könnte sich die Korrektur auch über den Oktober hinaus fortsetzen und eine Jahresendrally kurz ausfallen.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 26.10.23 09:45 Uhr