US-Verbraucher sorgen für erneute Zinsängste
US-Verbraucher sorgen für erneute Zinsängste
von Sven Weisenhaus
Trotz hoher Inflation und stark gestiegener Zinsen haben die USA erneut gezeigt, dass sie über eine sehr robuste Wirtschaft verfügen. Dazu leisten die Konsumenten einen gehörigen Beitrag. Denn wie die Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen für September heute zeigen, lassen sich die Verbraucher ihre Konsumlaune nicht verderben. Die Geschäfte in den USA können sich daher den 6. Monat in Folge über höhere Einnahmen freuen.
Mit +0,7 % zum Vormonat fällt der Anstieg zudem deutlich höher aus als von Experten im Durchschnitt erwartet (+0,3 %). Und die Vormonatswerte wurden auch noch nach oben revidiert (August: +0,8 %).
Die Stimmung sinkt, die Ausgaben steigen?
Dass die Daten derart stark ausgefallen sind, ist auch deshalb überraschend, weil erst am vergangenen Freitag noch gemeldet wurde, dass sich die Konsumstimmung stärker als erwartet eingetrübt hat – angeblich wegen der hartnäckig hohen Inflation in den USA. Darauf deutet zumindest das Barometer der Uni Michigan für die Verbraucherlaune hin, das im Oktober auf nur noch 63,0 Zähler fiel, von 68,1 Punkten im September. Experten hatten lediglich einen Rückgang auf 67,2 Punkte erwartet.
Die Konsumenten schätzten dabei laut dem Umfrageergebnis sowohl die aktuelle Lage als auch die Zukunftserwartungen schlechter ein. Doch während das bereits der 3. Rückgang des weichen Stimmungsindikators in Folge ist, spiegelt sich dieser in den harten Fakten nicht wider.
Genau aus diesem Grund haben solche Verbraucherumfragen für mich auch kaum Auswirkung auf meine Anlageentscheidungen. Dieses Mal gab es allerdings einen wichtigen Aspekt, weshalb die Aktienmärkte am Freitag relativ allergisch auf die Daten der Uni Michigan reagiert haben:
US-Bürger rechnen wieder mit höherer Inflation
Die US-Bürger haben sich im Oktober auf eine höhere Inflation eingestellt. Mit Blick auf die kommenden 12 Monate erwarten sie eine Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen von 3,8 %, nach nur 3,2 % im September.
Das war schon ein ordentlicher Satz nach oben. Zudem zogen die 5-jährigen Inflationserwartungen auf 3,0 % an, von 2,8 % bei der vorherigen Umfrage. Im Hinblick auf die Geldpolitik war dies eine kleine Schocknachricht. Denn wenn sich die Inflationserwartungen der Konsumenten vom 2%-Ziel „entankern“, wie es von Seiten der Notenbanken häufig heißt, müssen die Währungshüter gegensteuern, entweder verbal oder mit Taten in Form einer weiteren Leitzinsanhebung.
Der nächste Zinsanstieg ließ nicht lange auf sich warten
Diese Befürchtung spiegelt sich auch am Anleihemarkt durch erneut deutlich gestiegene Zinsen wider.
Die US-Verbraucher sorgen also für erneute Zinsängste. Und da die Kurse am Aktien- und die Zinsen am Anleihenmarkt derzeit eine hohe negative Korrelation haben (siehe auch Börse-Intern vom vergangenen Donnerstag – „Gelingt dem Euro STOXX 50 trotz US-Inflationsdaten der Ausbruch?“), zeigen die Aktienkurse seit Freitag wieder Schwäche. Vorgestern kam es zwar zu einer deutlichen Erholung, gestern herrschte aber wieder Vorsicht.
Nasdaq Composite wieder auf dem Weg nach unten
Und die Tendenz ist dadurch bei den zinssensitiven Wachstumswerten der US-Technologieindizes derzeit bereits wieder abwärts gerichtet (siehe kurzfristige Abwärtstrendlinie im folgenden Chart).
Der Nasdaq Composite liegt damit wieder sehr nahe an seinem saisonalen Verlauf (rote Linien und Pfeil). Ich setze daher darauf, dass das auch so bleibt. Allerdings ist mir dabei nicht entgangen, dass sich die Kurse nicht nur vorgestern von ihren Tagestiefs erholt haben, sondern auch gestern. Und daher sehe ich derzeit (noch) keine ausreichend guten Chancen für neue Short-Positionen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)