Spannende Situation bei Silber
Silber befindet sich aktuell in einer sehr spannenden Situation. Denn kürzlich wurde eine wichtige horizontale Unterstützung gebrochen (siehe rote Ellipse im folgenden Wochen-Chart). Eigentlich ist dies ein klar bearishes Signal. Doch es fehlt noch die Bestätigung durch weiter fallende Kurse. Stattdessen hat sich der Kurs sehr schnell an die gebrochene Unterstützung zurückgearbeitet. Und so stellt sich aktuell die Frage, ob es sich bei dem bearishen Ausbruch nur um eine Bärenfalle gehandelt hat.
Vielleicht erinnern Sie sich noch – in der vorangegangenen Silber-Analyse vom 18. Februar hatte ich geschrieben, dass sich Silber in absteigenden Dreiecken befindet (blaue Linien im Chart). „Und diese Formationen sprechen eigentlich eher für einen Ausbruch nach unten“, hieß es dazu. Demnach kam der aktuelle bearishe Ausbruch eigentlich nicht überraschend.
Bearishe Konsequenzen einer Bullenfalle?
Allerdings war der Silberpreis zuvor über die Rechteckgrenze bei 24,5 USD ausgebrochen und hatte somit auch die Abwärtstrendlinien des Dreiecks nach oben gebrochen (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart).
Dazu war damals zu lesen: „Da der Goldpreis allerdings jüngst bullishe Signale gesendet hat […] und damit zunächst weiter steigende Kurse zu erwarten sind, könnte auch der Silberpreis in diesem Jahr noch Kursgewinne versprechen.“
Aufgrund der ausgeglichenen Wahrscheinlichkeit sowohl fallender als auch steigender Kurse riet ich deswegen vor einem Trade auf den Silberpreis zunächst einen Ausbruch nach oben oder unten abzuwarten, um erst dann eine kleine Position in Ausbruchsrichtung einzugehen.
Wer diesem Rat gefolgt ist, konnte durch den Anstieg des Silberpreises bis auf rund 27 USD durchaus Gewinne erzielen. Schließlich reden wir ab der Rechteckgrenze bei 24,5 USD immerhin über einen Anstieg um 10 %.
Geldpolitische Wende schlägt Ukraine-Krieg
Nun stellt sich die Frage, was den Silberpreis nach dem bullishen Ausbruch so stark belastet hat, dass aus dem Signal zunächst eine Bullenfalle geworden ist, auf die dann auch noch ein bearisher Ausbruch folgte. Auch dazu war in der Analyse vom 18. Februar bereits etwas zu lesen, nämlich ein Bezug auf die Einschätzung des Silver Institute: „Erst wenn das Tempo der US-Leitzinserhöhungen offensichtlicher wird, werden die Preisaussichten schwieriger.“
Silberpreis folgte den fundamentalen Entwicklungen
Im Grunde hat der Silberpreis recht eindeutig auf fundamentale Entwicklungen reagiert. Zunächst sorgte der russische Einmarsch in die Ukraine Ende Februar für eine erhöhte hfrage nach sicheren Häfen und somit einen bullishen Ausbruch der Edelmetalle. Doch politische Börsen hatten wieder einmal kurze Beine, wie vorgestern bereits zum Goldpreis geschrieben. Und als „das Tempo der US-Leitzinserhöhungen offensichtlicher“ wurde, gab der Silberpreis seine Kursgewinne wieder ab und schlug die entgegengesetzte Kursrichtung ein.
Dabei kann man durchaus unterstellen, dass sich der Silberpreis noch immer in einem abfallenden Dreieck befand. Denn die zwei Abwärtslinien im Chart oben zeigen, dass sich die Dreiecksformation auf der Oberseite nicht eindeutig zeichnen ließ – die tieferen Hochs liegen nicht auf einer Geraden. Und daher könnte man auch noch eine weitere Abwärtslinie zeichnen (dick blau):
Wichtiger ist aber aktuell die horizontale Unterstützung. Und solange sich der Ukraine-Krieg nun nicht mehr verschärft sowie die Inflation ihr Hoch gesehen hat, dürfte der Silberpreis, genau wie der Goldpreis, von der geldpolitischen Ende belastet bleiben. Zumindest gilt das aus fundamentaler Sicht.
Der Kampf um die horizontale Unterstützung
Diese Erwartung wird durch die Charttechnik bestätigt, wenn dem Silberpreis die Rückeroberung der horizontalen Unterstützung nicht gelingt und er auf ein neues Korrekturtief fällt. In dem Fall könnte man eine kleine Short-Position eingehen und sie oberhalb der horizontalen Unterstützung absichern.
Gelingt dem Silberpreis aber die nachhaltige Rückeroberung des blauen Rechtecks oberhalb von 21,53 USD, kann man auch durchaus wieder einen Long-Trade wagen. Bei einem Anstieg über das Hoch der Kerze der vergangenen Woche bei 22,35 USD scheint ein solcher Trade aussichtsreich.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)