Ein genervtes Trader-Herz
Der Versand der vorgestrigen Börse-Intern war gestartet, da dauerte es nicht mehr lange, bis der Dow Jones doch noch tief in seine Broadening-Formation zurückfiel (siehe blaue Linien und rote Ellipse im folgenden Chart). Das neue Rekordhoch von Dienstag entwickelte sich damit tatsächlich zu einer Bullenfalle (siehe „Spannendes Auf und Ab zu Wochenbeginn“).
Es gelang anschließend aber eine Kurserholung, die den Index bis zum Handelsende wieder nach oben aus der Formation herausführte, wenn auch nur knapp. Damit wurde das bearishe Signal der Bullenfalle zunächst neutralisiert.
Gestern fielen die Kurse zwar zu Handelsbeginn wieder zurück, doch es folgten keine Anschlussverluste. Stattdessen kämpfen Bullen und Bären darum, ob sich doch noch ein nachhaltig barishes Signal entwickelt oder das Auf und Ab vom Wochenbeginn fortgesetzt wird und ein größerer Rücksetzer damit vorerst weiterhin ausbleibt.
Ein genervtes Trader-Herz
Während ich diese Zeilen schreibe, muss ich mein genervtes Trader-Herz beruhigen. Denn dieses Gezerre der Bullen und Bären ohne klare Signale ist für mich persönlich derzeit schon ein wenig frustrierend. Es geht nicht richtig vor und nicht zurück. Wirklich nutzbar sind die Kursbewegungen dadurch kaum.
Geringe Kursgewinne gingen relativ schnell verloren
Ähnlich ist die Lage auch beim DAX. Monatelang bewegte sich der Index seitwärts. Dabei kam es zu diversen Fehlsignalen. Und eine klare Tradingrange gab es auch nicht. Dann gelang in der vergangenen Woche entgegen der eigentlich saisonal schwachen Phase ein bullisher Ausbruch. Egal, immerhin ein potentielles Signal für eine neue Trendbewegung. Doch Fehlanzeige! Nur rund 200 Punkte oder 1,2 % konnte der deutsche Leitindex zulegen, bevor er diese Gewinne im vorgestrigen Tagestief bereits wieder vollständig abgegeben hatte. Auch dies war bislang also kaum eine Gelegenheit für neue gewinnbringende Trades.
Seitdem ist offen, ob sich die Ausbruchsbewegung fortsetzen kann oder auch zu einer Bullenfalle wird, ähnlich wie im Dow Jones. Denn der DAX konnte weder ein neues Hoch in der Ausbruchsbewegung erreichen, noch fiel er unter das Ausbruchsniveau zurück.
Natürlich ist die Lage im DAX übergeordnet betrachtet klar bullish. Zumal man den jüngsten Rücksetzer als Test des Ausbruchsniveaus werten kann, der aus Sicht der Bullen erfolgreich verlief. Insofern können sich die längerfristig investierenden Bullen durchaus zufrieden zurücklehnen und die weitere Entwicklung abwarten.
Lässt sich eine Range von 200 Punkten gewinnbringend nutzen?
Und Torsten Ewert hat am Montag noch mit Blick auf den kommenden kleinen Verfallstag am Freitag geschrieben, dass bis dahin "alles für eine Seitwärtsbewegung des DAX zwischen 16.000 und 15.800 Punkten" spricht, "die insbesondere kurzfristige Trader gut nutzen können". Insofern läuft auch kurzfristig alles nach Plan.
Doch um eine Handelsspanne von nur 200 Punkten bzw. etwas mehr als 1 % nutzen zu können, muss man schon ein sehr kurzfristiger Trader (Day-Trader) sein und sehr gut die Hochs und Tiefs treffen. Zudem muss man stark gehebelt in den Markt gehen. Das ist nicht Jedermanns Sache. Zumal man ja nicht sicher sein kann, dass der DAX tatsächlich in der Range von 15.800 bis 16.000 Punkten bleibt.
Wenn es Ihnen also ähnlich ergeht mit dem aktuellen Kursgeschehen wie mir, wissen Sie nun, dass Sie damit nicht alleine sind. Als erfahrener Anleger und Trader weiß ich zwar, dass es gerade in den Sommermonaten häufig zu solchen Marktphasen kommt, aber dennoch zerren diese an meinen Nerven.
Erst eine bestätigte Bullenfalle ist bearish
Als Fazit lässt sich heute lediglich sagen: Da es weder im Dow Jones noch im DAX zu größeren Rücksetzern gekommen ist, bleibt der Aktienmarkt grundsätzlich weiterhin bullish. Erst wenn sich die bullishen Ausbrüche in den beiden Indizes nachhaltig als Bullenfallen herausstellen, muss man mit einer größeren (saisonalen) Korrektur rechnen. Ich rechne aber nach wie vor damit, dass es bald dazu kommen wird. Und daher neige ich derzeit weiterhin zu Gewinnmitnahmen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)