DAX hat ausreichend lange konsolidiert
Am vergangenen Freitag hat der DAX bis auf etwas weniger als 15.500 Punkte nachgegeben. Und dieser Rücksetzer passte zu meiner Erwartung, dass sich an den 5-gliedrigen Aufwärtstrend (siehe blaue Ziffern im folgenden Chart) eine ABC-Korrektur anschließt (siehe Börse-Intern vom Mittwoch vergangener Woche). An dem markanten Hoch vom 19. April fand der DAX am Freitag allerdings eine horizontale Unterstützung (grüner Pfeil im folgenden Chart), an der die Kurse intraday nach oben drehten, so dass der Tag letztlich sogar mit einem Gewinn endete. Und mit den Kursgewinnen von vorgestern und gestern ist der DAX bereits auf ein neues Trendhoch gestiegen.
Diese Stärke des DAX kommt etwas überraschend. Und sie war für Anleger sicherlich nicht leicht zu handeln. Denn mit dem Rücksetzer vom Freitag war der DAX wieder relativ weit in seine Seitwärtsrange zurückgefallen (gelbes Rechteck). Daher musste man erst einmal mit einer Fortsetzung der kurzfristigen Konsolidierung und dadurch auch der übergeordneten Seitwärtstendenz rechnen. Doch der DAX ließ sich stattdessen von den ebenfalls sehr starken US-Indizes sehr schnell weiter nach oben ziehen.
Beeindruckende Stärke
Seit dem Korrekturtief, das Anfang Oktober noch bei rund 14.800 Punkten markiert wurde, hat der DAX dabei an 15 von 19 Handelstagen zulegen können. Mit dieser Kurserholung konnte der Index mehr als 1.000 Punkte bzw. 7,7 % zulegen. Und angesichts dieser Stärke ist mit weiter steigenden Kursen zu rechnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kraft der Bullen sogar noch für ein neues Rekordhoch reicht. Das Kursziel aus Sicht der Target-Trend-Methode ist dabei die Rechteckgrenze bei 16.140 Punkten.
Wichtige Hürden
Entscheidend wird auf dem Weg dorthin aber sein, wie sich die Kurse an der psychologisch wichtigen Marke von 16.000 Punkten und dem knapp darüber liegenden Rekordhoch bei 16.030,33 Zählern verhalten werden. Und da die aktuelle Aufwärtsbewegung nun schon binnen kurzer Zeit sehr weit gelaufen ist, kalkuliere ich ein, dass der DAX durchaus noch einmal bis in seine Seitwärtsrange zurückfällt (gelbes Rechteck). Ob das vor einem neuen Rekordhoch oder danach geschieht, das lässt sich leider nicht sagen.
Eine mehr als 6-monatige Seitwärtskonsolidierung
Wenn Sie sich jetzt fragen, warum ich mich derzeit so bullish zum DAX äußere, nachdem ich mich in den vorangegangenen Wochen und Monaten sehr skeptisch gezeigt hatte, dann gebe ich Ihnen gerne folgende Erklärung:
Wie oben geschrieben, ist der DAX am Freitag nochmal auf das Niveau vom 19. April zurückgefallen. Unter dem Strich hat sich der Index also seit mehr als einem halben Jahr (!) nicht vom Fleck bewegt. Und so habe ich mit meiner Skepsis sicherlich nicht falsch gelegen. Ich hatte zwar eigentlich mit einer stärkeren Abwärts-Korrektur gerechnet, weil der DAX zuvor sehr stark und weit gestiegen war, doch eine überkaufte Marktlage muss nicht zwingend über fallende Kurse abgebaut werden. Stattdessen ist auch eine Seitwärtskonsolidierung auf dem erreichten Niveau geeignet, um einen Markt zu bereinigen.
Gewinne sind in die Kurse hineingewachsen
Ein Beleg dafür ist auch die Grafik aus der Börse-Intern vom 19. Oktober:
(Quelle: Berenberg Bank)
Denn wie ich dazu am Dienstag vergangener Woche schrieb, sind europäische Werte, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), wesentlich günstiger bewertet als die US-Indizes. Das KGV des Stoxx 600 hat sich vom Hoch bei etwa 24 auf 16,6 reduziert, obwohl auch dieser Index nicht stark korrigiert hat. Stattdessen sind die Gewinne der Unternehmen in den vergangenen Monaten stärker gestiegen als die Aktienkurse, so dass die Gewinne quasi in die zuvor davongelaufenen Kurse hineingewachsen sind.
Überkaufte Marktlage wurde über den Zeitablauf abgebaut
Der DAX ist ausgehend vom Tief des Corona-Crashs, welches am 19. März 2020 markiert wurde, bis zum markanten Zwischenhoch vom 19. April 2021 etwas mehr als ein Jahr lang gestiegen. Anschließend ist er etwa halb so lange, also ca. ein halbes Jahr, quasi seitwärts gelaufen. Dieses Verhältnis halte ich für eine angemessene Relation. Schließlich gilt eine Korrektur, bei der 50 % (also die Hälfte) der vorangegangenen Kursgewinne abgegeben werden, auch als normale Korrektur (Stichwort: Fibonacci-Marken). Und statt auf das Ausmaß lässt sich dies auch auf die Dauer einer Korrektur bzw. Konsolidierung beziehen.
S&P 500 und Nasdaq 100 noch überkauft
Skeptisch stimmen mich allerdings noch die US-Indizes. Denn der S&P 500 und insbesondere der Nasdaq 100 haben weit weniger lange konsolidiert als der DAX. Sie sind daher noch überkauft und fundamental höher bewertet. Und leider ist es so, dass eine Korrektur an den US-Märkten regelmäßig auch den DAX mit nach unten zieht. Insofern muss man weiterhin vorsichtig sein, auch wenn sich die Perspektiven für den DAX inzwischen grundsätzlich stark aufgehellt haben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)