Bullishe Dreiecksmuster in den Aktienindizes
Die Aktienindizes haben neue Chancen auf stärkere Kurserholungen. Denn sie konnten Dreiecksformationen nach oben auflösen, was auf eine Bodenbildung deutet ...
Der ifo-Geschäftsklimaindex hat gestern die Einkaufsmanagerdaten vom Donnerstag dieser Woche bestätigt. Denn auch die vom ifo-Institut befragten rund 9.000 Unternehmen schätzen ihre aktuelle Lage im Juni schlechter ein als zuvor UND erwarten für die kommenden Monaten größere Schwierigkeiten, genau wie die Einkaufsmanager.
Zuvor hatte sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft zwei Monate in Folge verbessert. Daher ist der aktuelle Rücksetzer noch nicht dramatisch. Der Geschäftsklimaindex fiel von 93,0 im Mai auf nun 92,3 Punkte. Im März hatte er sogar nur bei 90,8 Zählern gestanden.
Doch weiterhin werden die Geschäftsaussichten deutlich pessimistischer als die Geschäftslage gewertet. Das ist klar negativ. Zumal ein Großteil der befragten Unternehmen wohl geantwortet hat, bevor Russland seine Gaslieferungen deutlich eingeschränkt hat. Und schon jetzt zeigt der rekordhohe Abstand zwischen der schwachen Lagebeurteilung und den rezessiven Geschäftserwartungen, dass sich die Unternehmen auf ein schlimmeres zweites Halbjahr einstellen.
Neue Chancen für eine stärkere Kurserholung
Da dies aber letztlich auch durch die vorgestrigen Einkaufsmanagerdaten längst bekannt ist, hatten die Informationen vom ifo-Institut keinen Einfluss mehr auf die Börsenkurse. Vielmehr haben die Aktienkurse gestern ihre Kurserholungen wieder aufgenommen. Bewusst hatte ich am Donnerstag geschrieben, dass die Kurserholung vom Wochenbeginn bereits beendet scheint oder zumindest einen Rückschlag erlitten hat.
Der Euro STOXX 50 ist vorgestern noch auf ein neues Korrekturtief gefallen, wenn auch nur knapp (siehe rote Ellipse im folgenden Chart).
Die Kurserholung war damit beendet und die vorherige Abwärtsbewegung fortgesetzt. Ein ähnliches Schicksal ist dem DAX widerfahren, der sogar gestern noch auf ein neues Korrekturtief gefallen ist, wenn auch nur hauchdünn (siehe rote Ellipse im folgenden Chart).
Das vorgestrige Tagestief lag bei 12.912,59 Punkten, das gestrige wurde bei 12.904,86 markiert. Dennoch galt für den DAX damit dasselbe wie für den Euro STOXX 50.
Diagonales Dreieck als Trendwendemuster im DAX
Doch wenn man auf kleinere Zeitebenen schaut, dann erkennt man, dass sich eine Trendabschluss- bzw. Trendwendeformation ausgebildet hatte. Im 5-Minuten-Chart, so wie er regelmäßig im Target-Trend-Spezial analysiert wird, ist dies zum Beispiel sehr gut zu erkennen:
Die Kurse pendelten entlang der psychologisch wichtigen Marke von runden 13.000 Punkten (dicke blaue Linie) bzw. um eine Konsolidierungslinie (rot gestrichelt) herum recht wild auf und ab. Dabei ließ die Volatilität jedoch nach. So bildete sich ein sogenanntes diagonales Dreieck (dicke rote und grüne Linie), welches sich in der Elliott-Wellen-Theorie durch 5 sich überschneidende Wellen auszeichnet und eben als Trendwendemuster gilt.
Dieses Muster gibt es sowohl am Ende von Aufwärtstrends (siehe folgende Grafik) als auch, wie aktuell im DAX, am Ende von Abwärtsbewegungen.
Letztlich kommt es aber darauf an, in welche Richtung die Kurse ausbrechen. Im DAX erfolgte dies idealtypisch, womit die Trendwende aktuell aus Sicht der Bullen als erfolgreich abgeschlossen gilt. Man darf also jetzt mit einer stärkeren Kurserholung rechnen, solange die Kurse nicht unter das Ausbruchsniveau zurückfallen und die Trendwende damit hinfällig wird.
Aufsteigendes Dreieck in den US-Aktienindizes
Auch in den US-Indizes hat es eine bullishe Dreiecksformation gegeben, die darauf hindeutete, dass es noch zu einer stärkeren Kurserholung kommt. Im Gegensatz zum Euro STOXX 50 und dem DAX markierten die US-Indizes keine neuen Korrekturtiefs, sondern am Mittwoch nur ein höheres Tief. Und seitdem befinden sie sich wieder in einer Aufwärtstendenz. Diese fiel bislang relativ schwach aus. Doch gestern konnten sie dynamisch über kurzfristige Hochs ausbrechen und so die Kurserholung klar fortsetzen. Geholfen hat hier ein aufsteigendes Dreieck (siehe dicke Linien im folgenden Nasdaq 100-Chart).
Die Formation wurde hier zwar nicht ganz idealtypisch aufgebaut, dennoch ist der Sprung über die horizontale Widerstandslinie klar bullish zu werten, solange die Kurse nicht unter das Ausbruchsniveau zurückfallen. Gleiches gilt für den Dow Jones (siehe folgender Chart) und den S&P 500.
Man könnte bei den US-Indizes alternativ auch noch von einer Untertasse-Henkel-Formation (Cup&Handle) sprechen, aber auch diese wäre nicht ganz idealtypisch verlaufen. Jedenfalls ist beim Dow Jones noch sehr interessant, dass sich seine Trendumkehr am 38,20%-Fibonacci-Retracement der gesamten Kursrally seit dem Corona-Crash ausgebildet hat (graue horizontale Linie). Zudem wurde das Vor-Corona-Hoch von oben getestet (grüne horizontale Linie).
In diesem Zusammenhang habe ich mir heute noch einmal die Börse-Intern vom 11. März angesehen, da ich in dieser zuletzt einen solchen langfristigen Chart des Dow Jones besprochen habe. Dieser sah damals noch so aus:
Und dazu war Folgendes zu lesen: „Unabhängig davon sollte man beachten, dass der Dow Jones seit dem Tief des Corona-Crashs um 102,88 % zulegen konnte (grün im folgenden Chart). Und davon hat er bislang weit weniger als 38,20 % korrigiert (graue Fibonacci-Linien). Vom Rekordhoch belaufen sich die Kursverluste bislang auf 12,66 % (rot). Das ist nicht wenig, im Vergleich zur vorangegangenen Kursrally aber noch nicht genug. Zumal der Dow Jones selbst am bisherigen Korrekturtief noch mehr als 9 % über dem Hoch stand, das vor dem Corona-Crash markiert wurde (blau).“
Und weiter: „Und schon zum damaligen Zeitpunkt waren die US-Märkte relativ hoch bewertet. Eine weitergehende Korrektur um 10 % sollte daher nicht überraschen.“
Vom damaligen Punktestand von 33.384,38 Punkten hat der Dow Jones seitdem bis auf im aktuellen Korrekturtief bei 29.653,29 Zählern tatsächlich um etwas mehr als 11 % korrigiert. Insofern hat der Index mein erstes Kursziel für eine angemessene Korrektur inzwischen abgearbeitet. Auch das ist ein Grund, warum ich langsam wieder ins Bullenlager wechsele, wie am Mittwoch geschrieben.
Jetzt wieder auf das Ausmaß der Kurserholung achten!
Jetzt wird es daher spannend, ob die bullishen Dreiecksmuster eine Bodenbildung abschließen und die Korrektur damit beenden konnten. Man muss nun also wieder sehr genau beobachten, wie weit die aktuelle Kurserholung reicht. Daran wird man ablesen können, wie stark bzw. schwach der Markt ist. Dann kann man den Blick entweder wieder nachhaltig nach oben richten oder weitere Kursziele auf der Unterseite ermitteln.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)