Woher kann der Startschuss für neue Allzeithochs im DAX herkommen?
Nein, die blinde Euphorie hat die Aktienanleger scheinbar noch nicht erreicht. So veröffentlichte Alcoa Zahlen, die unter den Erwartungen lagen. Zwar konnte der Konzern den Umsatz im 4. Quartal 2017 von 2,54 Milliarden auf 3,17 Milliarden Dollar steigern, erreichte aber nicht die Konsensschätzung der Analysten von 3,28 Milliarden Dollar. Weiterhin erhöhte sich der Verlust je Aktie auf 1,06 USD. Um Sonderfaktoren bereinigt, stand dann zwar wieder ein Gewinn von 1,04 Dollar je Aktie zu Buche, doch Analysten rechneten mit einem Wert von 1,23 Dollar. Und so rutschte der Kurs der Alcoa-Aktien von im Tief 9,2 % ab (siehe rote Ellipse im Chart).
Zur Erinnerung: Am vergangenen Dienstag schrieb ich noch, dass im Zuge der Berichtssaison zum 4. Quartal 2017 besser keine Enttäuschungen auftreten sollten. „Wenn doch, wird dies fast sicher mit herben Abschlägen beim jeweiligen Aktienkurs quittiert“, hieß es. Mit Alcoa haben wir aber nun ein erstes prominentes Beispiel.
Deshalb möchte ich vor diesem beeindruckenden Beispiel nochmals darauf hinweisen, dass man sich in den nächsten Tagen und Wochen verstärkt mit den Geschäftsberichten der US-Unternehmen und den jeweiligen Kursreaktionen der dazugehörigen Aktien auseinandersetzen muss. Erst wenn es auch trotz schlechter Zahlen zu weiteren Kursgewinnen kommen würde, ist die Gefahr einer Euphorie gegeben. Das Kursverhalten der Alcoa-Aktie ist ein Hinweis darauf, dass es wohl noch nicht so weit ist.
Keine langfristige Lösung in Sicht
Ebenfalls weiterer Betrachtung wert ist der US-Haushaltsstreit. Hier deutete sich am Freitag noch eine zumindest kurzfristige Lösung an. Denn in der Nacht zum Freitag stimmte das Repräsentantenhaus mit klarer Mehrheit der Republikaner (230 zu 197 Stimmen) einem Gesetzentwurf zu, der eine Schließung von Bundesbehörden bis zum 16. Februar erneut abwenden würde. Damit würde man die vierte Übergangslösung seit Ablauf des US-Haushaltsjahres Ende September 2017 verabschieden.
Danach kam es jedoch auf die Abstimmung im Senat, der zweiten Kongresskammer, an. Dort besitzen die Republikaner nur 51 Sitze, benötigen aber 60 Stimmen und brauchen daher die Stimmer einiger Demokraten. Hier haben sich die Demokraten gegen eine solche Übergangslösung ausgesprochen. Es kam zum „government shutdown“.
US-Anleger in Wartestellung
Die Sorge darum führte in der vergangenen Woche dazu, dass der DAX mehr Stärke zeigte als der Dow Jones.
Lethargie im DAX vor dem Ende
Nun fragt es sich, wie der DAX darauf reagiert. Wird die tagelange Lethargie ein Ende finden? Bislang konnte der DAX am Freitag bereits zur Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten zurückkehren (siehe grüne Ellipse im Chart).
Somit wurde ein nachhaltiger Rückfall in die ehemalige Seitwärtsrange (gelbes Rechteck) zunächst erfolgreich abgewendet. Ansonsten hätte man wohl damit rechnen müssen, dass die Kurse bis an das untere Ende der Trompete stürzen. Dies ist aber nicht der Fall und so arbeiten die Bullen nun fleißig daran die Formation nach oben hin aufzulösen. Entsprechend steht das Chartbild kurz davor, bullishe Signale zu geben. Was jedoch fehlt, ist der klare und nachhaltige Ausbruch auf ein neues Allzeithoch. Dann könnten die Börsenampeln im DAX vollends auf Grün springen.
Fazit
Das Beispiel von Alcoa zeigt uns, dass noch keine blinde Euphorie am Markt ausgebrochen ist. Es sind also noch weitere Kurssteigerungen möglich. Ein Hinweis dafür bieten sowohl die anhaltende Stärke in den US-Indizes und die neue Kursstärke im DAX. Den Startschuss für einen Ausbruch auf neue Allzeithochs könnte eine Einigung im Senat über den US-Haushalt geben. Zumindest dann, wenn die Bullen genügend Kraft sammeln können, um den Kreuzwiderstand aus dem Allzeithoch und die obere Linie der Trompete zu überwinden. Aber auch, wenn das nicht so schnell geschieht, wird es interessant, wie der US-Markt auf den shutdown reagiert.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)