Aktienmarkt, Anleihenmarkt

Wie stark wird China vom Handelskonflikt belastet

Um 6,7 % stieg das Bruttoinlandsprodukt Chinas im 2. Quartal 2018 (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Damit verlangsamt sich das das Wachstumstempo der chinesischen Wirtschaft erneut, denn in den drei Quartalen zuvor konnte noch eine Wachstumsrate von 6,8 % erreicht werden.

Bruttoinlandsprodukt (BIP) China

Der weiterlaufende Handelskonflikt mit den USA dürfte aber bei diesem verlangsamten Wachstum keine Rolle gespielt haben. Schließlich traten die ersten US-Zölle auf chinesische Waren erst vor etwas mehr als einer Woche und somit nach Ende des 2. Quartals 2018 in Kraft.

Wie stark sich der Handelsstreit in Zukunft wirklich auf die chinesische Wirtschaft auswirkt, ist noch nicht klar. Man weiß schließlich noch nicht einmal, ob die zuletzt vorgelegte US-Liste mit Zöllen im Volumen von 200 Milliarden Dollar zusätzlich zu den bislang bereits umgesetzten Strafmaßnahmen im Umfang von 34 Milliarden Dollar auch umgesetzt werden. Bis zu der endgültigen Entscheidung Ende August bleibt noch Zeit für Verhandlungen.

Chinas Wachstumstempo verlangsamt sich

Aktuell gehen die Experten für die zweite Jahreshälfte von einem weiteren leichten Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 6,6 % aus. Dies würde aber immer noch über der Vorgabe der Regierung in Peking liegen, die für das ganze Jahr als Ziel rund 6,5 % anstrebt.

Über die Vertrauenswürdigkeit von staatlich verordneten Wachstumszahlen kann man jedoch streiten. Und so sollte man auch andere Kriterien zur Beurteilung hinzuziehen, um die Auswirkungen des Handelsstreits auf die Chinesen erfassen zu können.

Stimmung verliert an Optimismus

Laut der jüngsten Umfrage von IHS Markit („IHS Markit China Business Outlook“) sieht in China alles nach einem anhaltenden Wachstum aus, aber die Stimmung hat sich doch deutlich verschlechtert. Zwar sind die chinesischen Unternehmen optimistisch, dass sie ihre Produktion weiter steigern können. Die Wachstumsprognosen der Dienstleistungsunternehmen befinden sich hingegen auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2016.

Und auch der Einkaufsmanagerindex lag im Juni mit 51 Punkten nur knapp oberhalb der Schwelle von 50 Zähler (siehe folgende Grafik). Einen wirklichen Grund zur Sorge ist das aber jedoch noch nicht, da der Index schon seit einem Jahr nur in einer Range von 50,8 bis 51,6 Punkten verläuft.

Einkaufsmanagerindex China

Somit lassen die Einschätzungen der Einkaufsmanager schon länger den Schluss zu, dass die chinesische Wirtschaft zwar weiter wächst, sich das Tempo aber verringert.

Untersucht man die Detaildaten des Einkaufsmanagerindex, erkennt man sogar klare Auswirkungen des Handelsstreits auf die chinesische Wirtschaft. So steht der Teilindex für neue Exportaufträge im Juni im Kontraktionsbereich (also unter 50 Punkte) und zeigt somit sinkende Exporte an, die wohl ein Ergebnis der Handelszölle zwischen China und den USA sein dürften.

Yuan in Talfahrt

Wesentlich stärkere Auswirkungen zeigen sich an den Finanzmärkten. So büßte die chinesische Währung Yuan kürzlich an 14 von 15 Tagen gegenüber dem US-Dollar an Wert ein und die Verluste beliefen sich binnen eines Monats auf 3,3 %. Dabei dürften bei einigen Experten böse Erinnerungen wach geworden sein, als die Börsen im zweiten Halbjahr 2015 bis Anfang 2016 teilweise herbe Verluste erlitten (siehe auch Chart unten). Ab Sommer 2015 wertete die chinesische Währung in mehreren Runden ab, was als Zeichen einer rapiden Verschlechterung der Wirtschaftslage in China angesehen wurde.

Jedoch handelt es sich bei dem Yuan nicht um eine frei konvertierbare Währung. Sie bewegt sich in einem Zielkorridor, welcher von der chinesischen Zentralbank bestimmt wird. Man muss sich also fragen, ob hinter der jüngsten Yuan-Talfahrt wirklich gewöhnliche Marktkräfte stecken oder doch der Wille Pekings. Für die chinesische Regierung wäre dies nämlich eine Möglichkeit den US-Zöllen entgegenwirken. Schließlich werden Waren aus China für US-Amerikaner billiger, wenn der Dollar gegenüber dem Yuan aufwertet. Derzeit stehen Strafzölle von 25 % auf Waren im Volumen von 34 Milliarden Dollar einer Yuan-Abwertung von bislang etwas mehr als 6 % seit April gegenüber. Damit ist der Dollar mit 6,7 Yuan so teuer wie seit etwa einem Jahr nicht mehr.

Mit einer Yuan-Abwertung musste man aber aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung in den beiden Währungsräumen sowieso rechnen. Denn in den USA brummt die Wirtschaft, während die Konjunktur in China an Fahrt verliert. Entsprechend hebt die US-Notenbank Fed die Zinsen weiter an, wodurch der Dollar auch gegenüber anderen Währungen aufwertet.

Sie sehen, dass es nicht so einfach ist die wahren Gründe und verantwortlichen Kräfte für die Abwertung des Yuan zu bestimmen. Doch so oder so ist der Handelsstreit ein Treiber dieser Kräfte.

 25 % Verlust beim Shanghai Composite

Und auch der chinesische Aktienmarkt zeigt sich vom anhaltenden Handelskonflikt belastet. So sank der Leitindex in Shanghai seit seinem Hoch zu Jahresbeginn inzwischen um stolze 25 %. Gerade einmal 2 % fehlten dem Index zwischenzeitlich zu seinem Tief aus dem Jahr 2016.

Shanghai Composite

Hier sieht man ganz deutlich den Zusammenhang zwischen der zunehmenden Eskalation des Handelsstreits und einer daraus entstandenen Risikoaversion der Anleger.

Fazit

Es lässt sich also sagen, dass sich der Handelsstreit in den „harten“ Wirtschaftsdaten noch nicht wiederfinden lässt. Dafür sieht man aber bereits erste Auswirkungen in den „weichen“ Daten, also zum Beispiel den Stimmungsindikatoren wie dem Einkaufsmanagerindex. Noch deutlicher sind die Reaktionen an den Finanzmärkten zu sehen. Zwar kann man China bei der Kursentwicklung am Devisenmarkt nicht klar als Verlierer identifizieren, bei der Entwicklung am Aktienmarkt ist dies jedoch sehr eindeutig.

In dem Fall, dass neue Zölle in Kraft treten, dürfte der Shanghai Composite wohl unter das Tief aus dem Jahr 2016 fallen. Somit ist es aktuell ratsam sich zurzeit aus chinesischen Werten eher herauszuhalten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage

Ihr
Sven Weisenhaus

 (Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 17.07.18 10:18 Uhr