Szenario für den DAX zum Verfallstag
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
der DAX kämpft aktuell mit der 13.000-Punkte-Marke. Und aufgrund des (kleinen) Verfallstages am Freitag hat er auch schlechte Karten, diese Marke noch innerhalb dieser Woche zu überwinden.
Das DAX-Verfallstagsdiagramm
Um zu verstehen, wieso das so ist, schauen wir uns das aktuelle Verfallstagsdiagramm an:
So befinden sich über der 13.000er Marke faktisch nur noch Call-Positionen (blaue Säulen). Falls der DAX noch weiter steigt, würden diese ins Geld laufen. Und genau das möchten die Stillhalter verhindern. Dies könnte ihnen auch gelingen, denn nach der recht dynamischen und stetigen Rally seit Anfang April (+10,5 % in 26 Handelstagen) ist der DAX nun überkauft und dadurch leichter auszubremsen.
Wenig Impulse für den DAX diese Woche
Zumal es in dieser Woche nur wenige bedeutsame Veröffentlichungen von Konjunkturzahlen geben wird, welche Bewegung in den DAX bringen könnten. Bei den heutigen ZEW-Konjunkturerwartungen dürfte es sich schon um das Highlight der Woche aus DAX-Sicht handeln. So ist der Rückgang auf -8,2 Punkten bereits eingepreist.
Der schlechte Wert hängt wohl maßgeblich mit den handelspolitischen Belastungen durch die jüngsten US-Maßnahmen zusammen (Zölle, neue Iran-Sanktionen). Aber auch mit anderen (Luxus)-Problemen hadert die deutsche Wirtschaft. Denn die die Unternehmen verfügen zwar über eine gute Auftragslage und Nachfragesituation, aber es kommt vermehrt zu Engpässen bei Material, Maschinen und Personal. Entsprechend wird den sonst eher untergeordneten Daten zur Industrieproduktion im Euroraum, in den USA und in China nun wohl mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden als sonst. Sie könnten in dieser Woche einen Hinweis darauf geben, ob sich dieser „Knoten“ wieder löst.
Mit Enttäuschungen ist zu rechnen
Dagegen wird den Daten zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland, dem Euroraum und Japan in dieser Woche kaum eine Beachtung gewidmet. Schließlich hat sich die Erkenntnis, dass das erste Quartal weltweit ungewöhnlich schwach verlaufen ist, längst durchgesetzt (siehe auch Börse-Intern vom 04. Mai 2018). Wie es dazu gekommen ist, ist noch nicht ganz geklärt. Die Kapazitätsengpässe könnten dabei eine Erklärung sein. Und so blicken die Anleger und Analysten nach vorn und hoffen aus den Frühindikatoren neuen Optimismus schöpfen zu können.
Sollte es also zu unerwarteten Enttäuschungen kommen, dürfte das die Kurse belasten. Und da es wahrscheinlicher ist, dass wir eine solche Enttäuschungen erleben und eher nicht unerwartet positiv überrascht werden, rechnen wir auch in der Verfallstagswoche mit einen leicht schwächeren DAX.
Schwieriges Kursziel für den Verfallstag
Das genaue Kursziel zu bestimmen, ist diesmal bei diesen Verfallstagsdaten schwieriger. Deshalb tasten wir uns langsam heran: Aus den Max-Pain-Daten (siehe Pfeil in der „Schüsselkurve“ im kleinen Chart unten) gehen als theoretisches Kursziel die 12.600 Punkte hervor. Dieses liegt zwar scheinbar relativ weit weg, auch wenn es sich nur um einen Kursrückgang von rund 3 % handelt. Es entbehrt aber nicht eines gewissen Charmes. So befindet sich bei 12.600 Punkten mit der Oberkante der bisherigen Bodenbildungsformation (siehe dicke hellgrüne Linie im folgenden Chart) eine wichtige Unterstützung:
Und direkt darunter wartet bei 12.560 Punkten auch schon das 38,2%-Fibonacci-Niveau – das übliche Mindest-Korrekturziel des jüngsten Anstiegs (siehe blaue Linien).
Das Verfallstags-Szenario im DAX
Jedoch wurden nach dem Ausbruch über die 12.600er Marke wohl schon einige der Call-Positionen unterhalb von 13.000 Punkten - vor allem die große Call-Position bei 12.750 Punkten - abgesichert. Diese abgesicherten Positionen kann man aus der Max-Pain-Daten wieder herausrechnen, wodurch sich in diesem Fall der Tiefpunkt der „Schüssel“ zu höheren Werten verschiebt.
Und schaut man nun von 12.600 Punkten aus nach oben, erkennt man, dass ab 12.800/12.750 Punkten die Put-Positionen (rote Säulen) zunehmen. Solange diese noch unterhalb des aktuellen Kurses liegen, verfallen sie wertlos und sind damit für die Stillhalter uninteressant. Sollte der DAX aber schwächeln und sie so ins Geld laufen, wäre das Interesse der Stillhalter erneut geweckt.
Somit werden die Stillhalter wohl versuchen, den DAX bis Freitag in dem schmalen Band zwischen 13.000 und 12.800/12.750 Punkten zu halten oder sogar direkt an der 13.000-Punkte-Marke. Zudem passt dieses Szenario auch zum jüngsten Kursverlauf, wonach auf die Rally eine (schmale) Seitwärtsbewegung unterhalb der 13.000er Marke folgen könnte (siehe gelbes Rechteck im Chart oben).
Wenn es über die Grenzen geht
Dabei würde ein Vermeiden eines stärkeren Rücksetzers durch eine solche Seitwärtsbewegung die momentane Stärke des DAX demonstrieren. Diese Stärke würde die Basis dafür bilden können, dass sich das Elliot-Wellen-Szenario fortsetzen kann. Demnach ist ein weiterer Anstieg im Rahmen der abschließenden Welle 5 der laufenden Aufwärtsbewegung in den kommenden Wochen/Monaten zu erwarten (siehe Börse-Intern vom 04. Mai 2018).
Wie bei jedem Verfallstag gilt aber auch diesmal: Sollte der DAX die genannten Grenzen durchbrechen - insbesondere die 13.000-Punkte-Marke nach oben und die 12.750er oder gar die 12.600er Marke nach unten – dann könnten Absicherungsmaßnahmen der Stillhalter dazu führen, dass sich die jeweilige Bewegung verstärkt. Die dadurch ausgelöste Kursdynamik könnte den DAX dann weit jenseits der genannten Grenzen treiben.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
(Quelle: www.stockstreet.de)