So steht es um die Wirtschaft der USA
In der vergangenen Woche gab es neuerliche Schritte, der Wirtschaft in der Eurozone und in China unter die Arme zu greifen. Für die Eurozone nannte die Europäische Zentralbank (EZB) Maßnahmen und für China kündigte die dortige Regierung höhere Staatsausgaben, Steuererleichterungen und Reduzierungen bei den Sozialabgaben an.
In den USA dürften Konjunkturstützen auf absehbare Zeit noch nicht notwendig werden. Allerdings hat auch dort die Notenbank jüngst bereits einen Richtungsschwenk vorgenommen, weil sie zunächst die weitere wirtschaftliche Entwicklung beobachten möchte und dunklere Wolken am Konjunkturhimmel befürchtet. Die aktuellen Daten aus den USA geben ihr Recht. Denn diese fallen leicht gemischt aus.
Schwächt sich auch das Wachstum der USA weiter ab?
Keine Frage, die US-Wirtschaft befindet sich noch auf einem sehr guten Weg. Allerdings schwächt sich auch hier das Wachstum merklich ab. Im 4. Quartal 2018 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet noch um 2,6 %. Und Volkswirte hatten sogar mit einem noch geringeren Anstieg von 2,2 % gerechnet. Im 3. Quartal 2018 war das BIP allerdings noch um 3,4 % und im 2. Quartal sogar um 4,2 % gewachsen.
Ob sich das Wachstum auch im neuen Jahr weiter abschwächt, darüber streiten sich die Gelehrten. Und auch die Einkaufsmanager der US-Unternehmen scheinen sich nicht einig. So ist der nationale Einkaufsmanagerindex ISM im Februar von 56,6 auf 54,2 Punkte gefallen. Es war der niedrigste Stand seit November 2016.
Allerdings deutet der Frühindikator damit immer noch ein gesamtwirtschaftliches Wachstum im Bereich von 3,3 % an. Und der Einkaufsmanagerindex von IHS Markit ist im gleichen Zeitraum von 54,5 auf 55,8 Punkte gestiegen. Allerdings ging der Teilindex für die Industrie von 54,9 auf 53,0 Zähler zurück. Dennoch sind die Wachstumszahlen der USA insgesamt noch sehr positiv.
Einmaleffekte am US-Arbeitsmarkt?
Gemischter fällt dagegen der jüngste Arbeitsmarktbericht aus. Der Beschäftigungsaufbau blieb im Februar in den USA mit einem Plus von 20.000 Stellen weit hinter den Erwartungen zurück (Konsens: 180.000). Die Aufwärtsrevision der beiden Vormonatszahlen von 304.000 auf 311.000 (Januar) und von 222.000 auf 227.000 (Dezember) konnte dies bei weitem nicht ausgleichen. Das Februarplus war zudem der geringste Anstieg seit September 2017.
Allerdings ging die Arbeitslosenquote im Februar von 4,0 % auf 3,8 % zurück.
Grund hierfür ist, dass die Arbeitslosenquote bedingt durch den Regierungsstillstand („government shutdown“) im Januar um ca. 0,2 Prozentpunkte nach oben verzerrt war, weil ein großer Teil der Staatsangestellten in dieser Statistik als nicht-beschäftigt gezählt wurden. Und der schwache Stellenaufbau im Februar könnte witterungsbedingt gewesen sein. Denn die Monatsdurchschnittstemperaturen in größeren Teilen der USA wichen von den üblichen Februarwerten um über 10 Grad Celsius nach unten ab.
Daher sollte man die aktuellen Arbeitsmarktdaten nicht überbewerten und zumindest den Bericht des kommenden Monats inklusive der darin enthaltenen Revisionen der beiden Vormonate abwarten. Grundsätzlich sind die aktuellen Daten zum US-Arbeitsmarkt aber auch noch positiv zu werten, weil es eben einen erneuten Stellenzuwachs gegeben hat und die Arbeitslosenquote wieder gesunken ist.
Lohnwachstum auf höchstem Stand seit 2009
Interessant an dem aktuellen Arbeitsmarktbericht war auch noch die Entwicklung der Stundenlöhne. Diese zogen im Februar um 0,4 % zum Monat an. Die Jahresrate stieg dadurch von 3,1 % auf 3,4 % und verzeichnete den stärksten Zuwachs seit April 2009.
Damit könnte der aktuelle Arbeitsmarktbericht auch ein Zeichen dafür sein, dass die Arbeitgeber mit zunehmender Straffung des Arbeitsmarktes Schwierigkeiten haben, noch geeignete Arbeitskräfte zu finden. Zudem lenken die steigenden Löhne wieder den Blick auf die Inflation. Denn steigende Löhne könnten zu einer höheren Konsumnachfrage und dadurch steigenden Preisen führen. Und dann müsste die US-Notenbank ihre abwartende Haltung schon wieder aufgeben und doch noch einmal den Leitzins anheben – vielleicht früher als von den Märkten aktuell erwartet. Das würde natürlich zu entsprechenden Kursreaktionen führen, an den Aktienmärkten wohl zu Kursverlusten.
Steigende Löhne führen noch nicht zu steigender Inflation
Auch hier kann aber zunächst direkt wieder Entwarnung gegeben werden. Denn heute wurden Inflationszahlen veröffentlicht, die fast allesamt unter den Erwartungen lagen. Zwar stiegen die Verbraucherpreise in den USA im Februar wie erwartet um 0,2 % zum Vormonat an, doch die Jahresrate ging überraschend von 1,6 % auf 1,5 % leicht zurück. Und klammert man die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise aus, so stieg die Kerninflation gegenüber dem Vormonat nur um 0,1 % an (Erwartung: 0,2 %), wodurch deren Jahresrate auf 2,1 % zurückging (Vormonat: 2,2 %, Erwartung: 2,2 %).
Fazit
Die leicht gemischten Daten zur Konjunktur der USA geben aktuell noch keinerlei Anlass zur Sorge. Im Gegenteil: Die US-Wirtschaft macht noch einen soliden Eindruck. Die aktuellen Daten sind zwar rückläufig, doch waren sie zum Teil auch durch die Steuerreform im vergangenen Jahr nach oben verzerrt.
Zwar ist nicht ganz klar, ob sich das Wirtschaftswachstum zum Jahresstart gegenüber dem Vorquartal weiter abgeschwächt hat oder sogar wieder zulegen konnte, doch in jedem Fall entwickelt sich die US-Wirtschaft noch relativ solide. Lediglich die Einmaleffekte im Januar und Februar durch den „government shutdown“ bzw. die kalten Temperaturen könnten belastet haben. Allerdings wären dann im März Aufholeffekte denkbar, so dass das Wachstum im 1. Quartal 2019 insgesamt an das vom Jahresende 2018 heranreichen dürfte.
Sicherlich wird die US-Notenbank den aktuellen Arbeitsmarktbericht mit geteilten Gefühlen beobachtet haben, doch kann sie ihre abwartende Haltung im Hinblick auf die Inflation mindestens noch bis zu den nächsten Daten im April oder sogar Mai beibehalten. Das Federal Open Market Committee (FOMC) wird in der kommenden Woche mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Zinsanhebung beschließen.
Und so verwundert es auch nicht, dass sich die US-Indizes nach den jüngsten Rücksetzern bereits wieder relativ stark zeigen. Ob sich damit allerdings der Aufwärtstrend schon wieder fortsetzt, wage ich zu bezweifeln. Ich gehe eher davon aus, dass die sehr starken Kursgewinne erst einmal über eine etwas längere Konsolidierung verdaut werden müssen. Die US-Indizes könnten daher einige Tage auf dem aktuellen Niveau auf und ab pendeln, bevor sie sich für eine neue Richtung entscheiden. Diese Entscheidung könnte also erst nach dem dreifachen Verfallstag am Freitag fallen, zumal dann die Karten meist neu gemischt werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)