Nasdaq 100: Zweite Abwärtswelle deutet sich bereits an
Und wieder ein „Wow!“. Nach den überraschend starken Konjunkturdaten vom Freitag (siehe „Ohne Corona-Maßnahmen würde die Wirtschaft aus allen Nähten platzen“), die mich erstmals zu diesem Ausruf bewogen hatten, folgten vorgestern überraschend starke Kurserholungen der US-Indizes, die mich, und sehr wahrscheinlich auch viele andere Marktbeobachter, staunen ließen.
Der Nasdaq 100 hatte im Tagestief 465,62 Punkte bzw. mehr als 3,5 % verloren. Am Ende schloss der Index weniger als 30 Pünktchen bzw. 0,2 % unter dem Schlusskurs des Vortages (siehe gelbe Ellipse im folgenden 1-Stunden-Chart).
Der S&P 500 brachte es sogar auf einen Tagesgewinn, ebenso wie der sehr stabile Dow Jones (siehe folgender 1-Stunden-Chart), dem nach einem Rutsch auf ein Mehrtagestief kurz vor Handelsende sogar nur 0,1 Zähler zum Rekordhoch fehlten.
Was für ein irres Hin und Her! Dass ein Index einen Kursverlust von 3,5 % intraday aufholt, kommt extrem selten vor.
Ja, was denn nun?
„Ja, was denn nun?“, hatte ich schon in der Börse-Intern vom 16. Februar gefragt. In den Tagen zuvor hatte ich diesen Satz bereits einige Male „laut gedacht“, um es noch harmlos zu formulieren. Und nicht ohne Grund hatte ich vorgestern geschrieben, dass ich in der extremen Übertreibung, in der wir uns aktuell befinden, keine kurzfristigen Prognosen abgeben möchte. Bei dem aktuellen wilden Auf und Ab schwanken die Aktienmärkte binnen kürzester Zeit zwischen klaren Ansätzen für eine größere Korrektur und neuen Rekordhochs. Und da kann niemand wissen, was als nächstes passiert.
Immerhin, hatte ich am 16. Februar noch eine mangelnde Volatilität bemängelt, so ist diese inzwischen wieder reichlich vorhanden. Aber einen Nutzen konnte man daraus kaum ziehen. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein: Gerade kurzfristige Trader dürften bei den schnellen Richtungswechseln das ein oder andere Mal auf dem falschen Fuß erwischt worden sein. Hin und Her macht Taschen leer, lautet daher an der Börse auch ein bekannter Spruch.
Schnelle Intraday-Wenden erschweren das Trading
Im Target-Trend-CFD, unserem Börsenbrief für kurzfristiges Trading, haben wir am Montag und Dienstag drei Short-Einstiege in den Dow Jones gewagt. Zwei endeten durch zügig platzierte Stopps auf Einstandskurs, einer brachte immerhin einen kleinen Gewinn von knapp 85 Euro. Aber die Freude darüber war gering. Denn schon in der Handelswoche vom 8. bis 12. Februar hatten wir drei Short-Versuche, einen im Nasdaq 100 und zwei im S&P 500, bei denen wir durch schnelle Kurserholungen jeweils noch am selben Tag auf Einstandskurs ausgestoppt wurden (siehe auch Börse-Intern vom 16. Februar).
„Dennoch überwiegt bei uns der Frust, dass die drei Short-Versuche trotz der dynamischen Abwärtswellen nicht aufgegangen sind und die Aktienmärkte ihre Übertreibungen damit fortgesetzt haben, insbesondere natürlich die US-Indizes. Denn das erschwert das Trading zunehmend“, schrieben wir dazu unseren Lesern im Wochenupdate vom 14. Februar. Und 10 Tage später gilt dieser Satz nun ein weiteres Mal, unverändert. Sie können sich also vielleicht vorstellen, wie genervt ich vom Kursgeschehen der vergangenen zweieinhalb Wochen bin.
Unverändert hohe Erwartungen an eine Korrektur
Ich glaube aber weiterhin an eine Korrektur. Denn der Dow Jones kämpft schon eine ganze Weile mit der oberen Linie seiner großen Trompetenformation (lila im folgenden Chart). Und das jüngste Kursgeschehen deutet auf eine Trompetenformation im kurzfristigen Bereich (blaue Linien).
Letztlich muss man abwarten, in welche Richtung diese Unsicherheitsformation aufgelöst wird. Mit Blick auf den Nasdaq 100 deutet sich an, dass dies nach unten geschehen wird.
Vorgestern hatte ich geschrieben, dass eine zweite Abwärtswelle im Nasdaq 100 möglich ist und diese den Dow Jones mit nach unten ziehen kann. Inzwischen zeichnet sich ab, dass die aktuelle Kurserholung im Technologieindex korrektiv verläuft, weil viele Überschneidungen im Kursverlauf vorliegen, zumindest im Future- bzw. CFD-Handel (siehe folgender Chart). Die Kurserholung sieht also nicht wie ein neuer Aufwärtsimpuls, sondern wie eine Gegenbewegung aus. Und auch daraus folgt die Erwartung einer zweiten Abwärtswelle.
(erstellt mit: comdirect.de)
Diese deutete sich kurz vor Beginn des offiziellen Börsenhandels in den USA gestern auch schon an. Denn der Index war von dem gebrochenen flachen Abwärtstrendkanal (rot) nach unten abgeprallt (roter Pfeil). Und zuvor hatte die Gegenbewegung weniger als 50 % der gesamten Abwärtsbewegung aufgeholt (blaue Linien = Fibonacci-Marken). Der Nasdaq 100 neigt damit noch zur Schwäche.
Zudem ist im „normalen“ Chart des Nasdaq 100 (siehe auch ganz oben in der gestrigen Ausgabe) zu sehen, dass der Index auch an einem gebrochenen Aufwärtstrendkanal abgeprallt ist. Der Bruch dieses Trends wurde damit getestet und bestätigt. Hier noch einmal der obige Chart:
Bleiben Sie daher kurzfristig skeptisch und seien Sie auf neuerliche Rücksetzer vorbereitet. Durch Umschichtungen von Anlagen – raus aus zyklischen und rein in antizyklische bzw. raus aus gut gelaufenen und hoch bewerteten und rein in Nachzügler und günstiger bewertete Aktien – kann es dabei durchaus ein, dass sich Nasdaq 100 und Dow Jones (sowie S&P 500) noch eine Weile unterschiedlich entwickeln. Sollte allerdings der Nasdaq 100 wieder nach oben drehen, kann sich die Übertreibung am Aktienmarkt fortsetzen und in die befürchtete Fahnenstange als finale Aufwärtsbewegung übergehen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)