Mit der EZB im Rücken bestätigt der DAX seinen Aufwärtstrend
„Der EZB-Rat hat auf seiner gestrigen Sitzung beschlossen, seinen sehr akkommodierenden geldpolitischen Kurs nochmals zu bestätigen.“ Mit diesen Worten beginnt das Statement der Europäischen Zentralbank (EZB) zu den aktuellen geldpolitischen Beschlüssen. Und mit den weiteren Zeilen erfährt man, dass die Leitzinsen auf ihren aktuellen Niveaus bleiben und die Anleihekaufprogramme im bisherigen Tempo fortgesetzt werden, wobei während des laufenden Quartals vorübergehend mit erhöhten Volumina auf eventuelle Verschlechterungen der Finanzierungsbedingungen reagiert werden kann.
Bestätigt wurde auch noch einmal explizit die Forward Guidance, also der Zinsausblick und die Pläne zur Zielerreichung einer Inflation von nahe, aber unter 2 %. Die entsprechenden Passagen im Statement zu den geldpolitischen Beschlüssen waren nahezu unverändert im Vergleich zur vorangegangenen Sitzung.
Im Juni wird es spannender
Ich gebe zu, ich hätte mir bereits zum aktuellen Zeitpunkt kleine Hinweise auf ein mögliches Ende der Anleihekäufe erhofft. Aber angesichts der weltweit steigenden Neuinfektionen war es natürlich viel wahrscheinlicher, dass erst bei der nächsten Ratssitzung im Juni derartige Töne zu hören sein werden. Denn dann wird in vielen Ländern ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung geimpft sein, so dass Rückschläge durch die Corona-Pandemie und erneut steigende Infektionszahlen unwahrscheinlicher und der Ausblick für die Wirtschaft damit weniger unsicher werden. Insbesondere letzteres ist für die Notenbanken sehr wichtig.
Auf der Pressekonferenz zu den geldpolitischen Beschlüssen der EZB teilte Christine Lagarde, Vorsitzende der Notenbank, dann auch mit, dass der Ausblick noch getrübt bleibt, weil die Infektionszahlen und Lockdowns wirtschaftliche Aktivität bremsen. Und angeblich habe es noch nicht einmal eine Diskussion über einen Ausstieg aus dem PEPP-Programm gegeben. Dazu sei es noch zu früh, so Lagarde. Angesichts der Wortmeldungen einiger anderer Mitglieder des EZB-Rats wage ich allerdings zu bezweifeln, dass dieses Thema nicht zumindest angesprochen wurde.
Die Milliardenflut geht weiter
Sei es drum, es ist wie es ist, die Milliardenflut der EZB geht unverändert weiter, bzw. im laufenden Quartal womöglich sogar in erhöhtem Tempo. Wobei allerdings das Gesamtvolumen unverändert bleibt. Dieses reicht aber scheinbar auch aus, um die Aktienmärkte auf ihren Rekordständen zu halten oder gar weiter anzutreiben.
US-Börsenwerte erheblich über Vor-Krisen-Niveau
Mir ist allerdings gestern folgende Grafik von Statista begegnet. Zu sehen ist hier, wie deutlich die Aktienkurse in einigen Regionen schon über das Vor-Krisen-Niveau hinaus gestiegen sind, obwohl die Krise noch längst nicht vollständig überwunden ist.
Während die New York Stock Exchange (NYSE) und an der Nasdaq die Kurse geradezu boomen, haben sich der europäische und der deutsche Kapitalmarkt gerade erst bis knapp über das Vorkrisenniveau zurückgearbeitet. Und letzteres ist angesichts der konjunkturellen Entwicklungen hierzulande durchaus auch schon ambitioniert. Denn laut EZB-Chefin Christine Lagarde wird die Eurozonen-Wirtschaft erst in der zweiten Jahreshälfte 2022 wieder ihr Vorkrisen-Niveau erreichen.
DAX bestätigt den steilen Aufwärtstrend
Dennoch strebt der DAX schon wieder munter nach oben. Die Kursverluste dieser Woche waren scheinbar wieder nur ein kleiner Rücksetzer im intakten Aufwärtstrend. Denn die aktuell wichtige Aufwärtstrendlinie wurde vorgestern im Tagestief exakt bestätigt (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart). Geholfen hat dabei die Mittellinie bei 15.075 Punkten.
Anschließend wurde die enge Seitwärtsrange zurückerobert und heute sogar erneut nach oben gebrochen. Einzig das Hoch vom 6. April bereitet dem DAX derzeit noch ein wenig Probleme (oberste rote horizontale Linie). Wird aber auch diese Hürde überwunden, ist schon ein Anstieg auf ein neues Rekordhoch drin. Die Bullenfalle (rote Ellipse) hatte also keine bearishen Konsequenzen.
Für kurzfristige Trader, die (wie ich) eine baldige stärkere Korrektur erwarten, könnte es sich nun anbieten, Stopps zu Long-Positionen unterhalb der Mittellinie bei 15.075 Punkten zu platzieren. Und bei einem dynamischen Rutsch unter diese Marke könnte man direkt in einen kleinen Short-Trade wechseln.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)