Kein Grund zur Panik!
Dass ich eine Korrektur am Aktienmarkt erwartet hatte, dürfte hinlänglich bekannt sein. Und dass diese auch durchaus 6 % bis 12 % ausmachen kann, war unter anderem bereits in der Börse-Intern vom 15. November 2019 zu lesen (siehe „S&P 500: Eine Korrektur um bis zu 12 % wäre nur normal“). Aber dass diese Strecke nun binnen nur 4 Handelstagen zurückgelegt wurde, hatte ich natürlich nicht erwartet.
Allerdings: Noch am Montag vergangener Woche hatte ich unter anderem im Hebel XXL geschrieben, dass man derzeit extrem aufmerksam sein muss, um den Beginn einer Korrektur zu erkennen. „Denn wenn man in eine solche erst einmal hineingerät, schmelzen die zuvor mühsam erzielten Gewinne wie Eis in der Sonne“, hieß es dort.
Und dass die Aktienkurse nun derartig nach unten gerauscht sind, hat schlicht und ergreifend damit zu tun, dass sie eben seit dem 15. November 2019 noch weiter angestiegen sind – bis hin zu einer klaren Übertreibung in den US-Indizes, die nun eben wie erwartet sehr dynamisch wieder abgebaut wird.
Alle Gewinne des Jahres binnen nur eines Tages ausradiert
Am Montag brach die Marktkapitalisierung nur der europäischen Unternehmen binnen weniger Stunden um rund 500 Milliarden Euro ein. Die Marktkapitalisierung der weltweiten Aktienbörsen schrumpfte um insgesamt 1,5 Billionen Dollar. Quasi unisono haben die Aktienindizes sämtliche Gewinne des Jahres 2020 an nur einem einzigen Handelstag ausradiert. Der DAX gab zum Beispiel bis im Tagestief um 4,4 % zum Vortagesschlusskurs nach. Zuvor hatte er vom Schlusskurs 2019 bei 13.249,01 bis zum diesjährigen Allzeithoch bei 13.795,24 Punkten etwas mehr als 4,1 % gewonnen.
Welle C im DAX
Doch damit nicht genug. Bis zum gestrigen Tagestief bei nur noch 12.368,05 Zählern gab der deutsche Leitindex vom Allzeithoch aus satte 1.427,19 Punkte bzw. 10,3 % nach. Ein Großteil davon entfiel auf die gerade einmal drei Handelstage dieser Woche. Und bereits bis zum gestrigen Handelsende hatte der DAX genau das getan, was er aus meiner Sicht bzw. aus Sicht der Elliott-Wellen-Analyse tun sollte: Er rutschte im Rahmen der Welle C unter das Tief der Welle A (siehe roter Pfeil im folgenden Chart und Börse-Intern vom 13. Februar).
Damit war bereits mein erstes Kursziel erreicht: das 38,20%-Fibonacci-Retracement als Mindestziel einer Gegenbewegung bei 12.829,25 Punkten. Gestern fiel der DAX sogar bis unter die 50%-Marke bei 12.530,86 Zählern, die als „Normalkorrektur“ gilt. Damit notierte der Index so tief wie seit Ende Oktober 2019 nicht mehr. Und binnen nur 4 Handelstagen wurden die Kursgewinne von 4 Monaten ausradiert. - Unfassbar!
Der übergeordnete Aufwärtstrend ist noch intakt
Zum Glück blieb der Index dabei noch oberhalb des 61,80er Retracements bei 12.232,47 Punkten, so dass der im August 2019 gestartete Aufwärtstrend noch als intakt gilt. Bleibt dies so, dann kann man die aktuelle ABC-Korrektur als simple Gegenbewegung auf den vorangegangenen 5-gliedrigen Aufwärtszyklus sehen.
Doch gestern in der vorbörslichen DAX-Analyse des Target-Trend-Spezial hatte ich bereits gemahnt: „Eine Gegenbewegung ist sicherlich schon fällig. Doch ob diese schon heute einsetzt, ist in dem aktuellen Markt, in dem viele Anleger eindeutig panikartig reagieren, völlig unklar. Und bei derartigen Kursbewegungen haben Chartmarken eine untergeordnete Bedeutung. Aktuell lässt sich nur eines sagen: Die Bullen haben erst wieder Chancen, wenn sie den DAX dazu bewegen können, die Abwärtslücke von Montag zu schließen. Dazu müssen sie ihn aber um mehr als 440 Punkte nach oben treiben.“
Inzwischen hat die erwartete Gegenbewegung bereits eingesetzt, allerdings erst nach erneut massiven Kursverlusten, also von einem nochmals deutlich tieferen Niveau aus. Nun wird es vom Ausmaß dieser Gegenbewegung abhängen, ob mit dem heutigen Tagestief die Welle C vollendet und die Korrektur damit bereits abgeschlossen wurde.
Korrektur ist noch nicht beendet
Doch an einen V-förmigen Verlauf glaube ich aktuell noch nicht. Ich gehe derzeit eher davon aus, dass es in den kommenden Tagen erst einmal langsam zu einer Kursberuhigung kommt, sich die Kurse also langsam auspendeln und die Volatilität abnimmt. Zumindest in dieser Woche dürften die Kursschwankungen aber noch hoch bleiben und sich dabei kaum an charttechnische Marken halten, da die Anleger extrem nervös sind.
Nicht in Panik geraten!
In einer solchen Phase gilt es ruhig und besonnen zu agieren und sich nicht von der Panik oder Nervosität anstecken zu lassen. Auf keinen Fall sollte man jetzt aus Angst alle Depotpositionen auflösen. Denn an der Börse ist Angst ein schlechter Ratgeber. Wenn Sie den Tipps aus der Börse-Intern gefolgt sind und die Stopps eng nachgezogen haben, dürften Sie sowieso kaum noch Positionen im Depot haben. Für den Rest gilt: Man sollte die aktuellen Kursverluste ins Verhältnis zu den vorangegangenen Kursanstiegen setzen – also etwas langfristigere Charts betrachten. Dann relativiert sich das aktuelle Marktgeschehen. Bleiben wir dazu am Beispiel des DAX:
Bei diesem Chartausschnitt erkennt man bereits, dass Korrekturen, wie die aktuelle, einfach dazugehören. Die langjährige Aufwärtstendenz ist aber noch völlig intakt und noch nicht einmal im Entferntesten in Gefahr.
Ein Paradies für Schnäppchenjäger
Dennoch sollten sich konservative Anleger in Sachen Neueinstiege nun vorerst noch aus dem Markt heraushalten, bis er sich neu orientiert und eingependelt hat. Dann kann man bei Beginn neuer Trends, die etwas kalkulierbarer sind, wieder in den Markt investieren. Für spekulative Schnäppchenjäger hingegen ist aktuell die beste Zeit, wertvolle Stücke am Markt zu günstigen Kursen einzusammeln, die andere Anleger „achtlos“ aus ihren Depots werfen. Wenn Sie dabei Unterstützung benötigen, greifen Sie doch auf unsere (Börsen-)Dienste zurück.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)