Italien-Referendum und OPEC-Treffen lasten auf dem DAX
Zwei Themen beschäftigen die Anleger in dieser Woche besonders: Das OPEC-Treffen am heutigen Mittwoch und das Italien-Referendum am kommenden Sonntag, den 4. Dezember. Beide Ereignisse haben das Potenzial für herbe Enttäuschungen.
Italien-Referendum: Neue Zerreißprobe für den Euro?
Die Wähler in Italien können nicht nur über eine Senatsreform, sondern de facto auch über die Regierung abstimmen. Denn Ministerpräsident Matteo Renzi hatte sein politisches Schicksal mit diesem Referendum verknüpft. Sollte es aus Regierungssicht negativ ausfallen, sind daher Neuwahlen wahrscheinlich. Bei diesen könnte sich die europakritische „Fünf-Sterne-Bewegung“ als stärkste Partei durchsetzen. Und das wiederum könnte zu einer neuen Belastungsprobe für den Euro und die gesamte Währungsunion werden. Das schürt unter Anlegern Ängste vor neuen Turbulenzen in Europa mit entsprechenden Auswirkungen auf die Börsen. Schließlich ist Italien die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone.
OPEC-Treffen: Platzt der Beschluss zur Förderbegrenzung?
Vom Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) erhoffen sich die Anleger derweil eine anhaltende Stabilisierung der Ölpreise. Im September hatte die OPEC einen Grundsatzbeschluss über eine Beschränkung des täglichen Produktionsvolumens auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel gefasst. Auf dem heutigen Gipfel in Wien sollen die Förderquoten der einzelnen Länder festgelegt werden. Es wäre die erste Drosselung seit 2008. Zuletzt förderte das Kartell im Oktober einen Rekordwert von geschätzten 33,6 Millionen Barrel pro Tag.
Allerdings haben sich die Aussichten auf eine tatsächliche Begrenzung der Fördermenge zuletzt wieder verschlechtert. So sorgte beispielsweise der Energieminister von Saudi-Arabien, Khalid Al-Falih, für Aufsehen, als er sagte, eine Kürzung der Fördermenge sei womöglich gar nicht mehr notwendig, weil die Weltwirtschaft im nächsten Jahr anziehen und die Ölnachfrage deshalb steigen werde. Saudi-Arabien sagte zudem ein geplantes Treffen mit Russland und anderen Ölförderstaaten außerhalb der OPEC ab, weil ohne eine Einigung innerhalb der OPEC Verhandlungen mit anderen Förderländern nicht sinnvoll seien, so die Begründung. Dies übte jüngst starken Druck auf die Ölpreise aus.
Unsicherheiten belasten den DAX
Verzichtet die OPEC tatsächlich auf die seit zwei Monaten versprochene Produktionskürzung, wäre wohl mit einem erneuten Rückgang der Ölpreise zu rechnen. Dies und das anstehende Referendum in Italien ließen die Anleger im DAX zu Wochenbeginn in Deckung gehen. Dadurch brach der Index aus seiner seit mehr als zwei Wochen laufenden Seitwärtsbewegung aus (roter Pfeil im Chart).
Vorgestern rutschte der Index unter die schwarze Unterstützungslinie, gestern wurde diese von unten getestet und der Ausbruch damit bestätigt. Somit liegt nun auf den ersten Blick ein bearishes Signal vor. Doch noch fehlt die Bestätigung durch ein weiteres Tief. Zudem mangelt es bei der Abwärtsbewegung an Dynamik (siehe auch folgender Chart). Daher kann es sich auch lediglich um ein Fehlsignal handeln.
Bislang nur ein Fehlsignal im Seitwärtstrend
Genau davor hatten wir die Leser des „Target-Trend-Spezial“ schon vor dem Handelsbeginn am Montag gewarnt. So war in der täglichen DAX-Analyse zu lesen, dass der Index schon seit 12 vollen Handelstagen (kleine Rechtecke im folgenden Chart) in einer Seitwärtsrange von gerade einmal rund 200 Punkten lief (großes Rechteck). Dabei hatte sich die Range in den letzten beiden Handelstagen der vergangenen Woche auf nur noch 70 Punkte noch einmal deutlich eingeengt.
„Nach einer solch langen Phase von immer weiter abnehmender Volatilität ist der erste Ausbruch in eine Richtung nicht zwingend schon der Startschuss zu einem neuen Trend. Vielmehr muss man zunächst davon ausgehen, dass der Handel erst einmal lediglich wieder in Schwung kommt. Und dabei muss man schauen, ob sich ein klarer neuer Trend entwickelt. Fehlsignale sind in einer solchen Phase möglich“, hieß es in der Analyse.
Wie man in dem kurzfristigen Chart sehen kann, kam es zwar am Montag zu fallenden Kursen, wobei auch die 200-Punkte-Range (großes Rechteck) kurzzeitig unterschritten wurde, doch ein nachhaltiger Ausbruch ist das definitiv noch nicht. Eine neue Position sollte man daher erst bei einem klaren Ausbruch aus der schon seit dem 10. November laufenden Seitwärtsbewegung eingehen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)