ISM-Index brachte das Fass zum Überlaufen
In der vergangenen Woche hatte ich eine Bewegungsarmut an den Börsen beklagt. Und diese schien sich in der laufenden Handelswoche fortzusetzen. Denn der DAX konnte zwar weiter zulegen, dies allerdings nur im Schneckentempo und unter extrem niedriger Volatilität. Gleiches galt für die US-Indizes, die weiter unterhalb ihrer Allzeithochs konsolidierten.
US-Regierung will Kapitalströme nach China erschweren
Und das, obwohl es im Handelsstreit inzwischen überwiegend negative Meldungen gab. Nach den eher optimistischen Tönen aus China und gegensätzlichen Worten aus den USA (Stichwort: Huawei) in der vergangenen Woche (siehe Börse-Intern vom vergangenen Freitag), hat die US-Regierung inzwischen nachgelegt. Sie erwägt Medienberichten zufolge die Begrenzung von Kapitalströmen in Richtung China. Eine Möglichkeit dazu sei es, Aktien chinesischer Unternehmen nicht mehr an US-amerikanischen Börsen handeln zu lassen. Zudem könnte das Engagement von US-Pensionsfonds in chinesischen Märkten begrenzt werden.
Doch die Märkte steckten auch diese Meldungen problemlos weg. Man ist inzwischen eben an derartige Töne gewöhnt. Zumal ihnen seit den letzten Zollverschiebungen keine Taten mehr folgten. Und so schien die Märkte nichts aus der Ruhe bringen zu können.
ISM-Index brachte das Fass zum Überlaufen
Doch ich hatte in der vergangenen Woche bereits gemahnt, dass auf eine Phase niedriger Volatilität an den Börsen fast immer ein plötzlicher Kursschub folgt. Und weiter hieß es dazu: „An den Aktienmärkten könnte ich mir mit Blick auf die aktuell eigentlich noch laufende saisonal schwache Phase vorstellen, dass dieser hier abwärts gerichtet sein wird“. Gestern gab es genau diese plötzliche Abwärtsbewegung.
Grund dafür war eine weitere negative Meldung, die offenbar „zu viel des Guten“ war und „das Fass zum Überlaufen“ brachte. So wurde gemeldet, dass der ISM-Index des Verarbeitenden Gewerbes in den USA im September weiter abgerutscht ist – auf nur noch 47,8 Punkte. Es war bereits der 6. Rückgang in Folge. Und zuletzt zeigte sich die US-Industrie vor rund 10 Jahren, also während der weltweiten Finanzkrise, derart schwach.
Schon im Vormonat war dieser Frühindikator auf 49,1 Zähler und damit unter die Schwelle von 50 Punkten gerutscht, ab der zukünftiges Wachstum signalisiert wird. Doch mit dem aktuellen Wert zeigt sich nun sehr deutlich, dass die US-Wirtschaft inzwischen immer stärker unter dem Handelsstreit leidet und immer stärker in die dadurch verursachte globale Wachstumsschwäche hineingezogen wird.
DAX prallt zum dritten Mal an wichtiger Hürde ab
Und das hat die Anleger gestern die Notbremse ziehen lassen. Der DAX ist deutlich zurückgefallen (siehe rote Ellipse im folgenden Stundenchart) und hat damit die Aufwärtstendenz der Vortage beendet.
Dramatisch ist das noch längst nicht. Denn schon die vorangegangene kleine abc-Korrektur wurde mit einem solchen Rücksetzer eingeleitet. Und mit ihr wurde letztlich nur die überkaufte Situation aufgebaut, die der dynamische Anstieg zuvor aufgebaut hatte. Anschließend startete der DAX einen dritten Angriff auf den wichtigen horizontalen Widerstand (rote Linie).
Problematisch könnte es aber sein, dass der DAX zum dritten Mal an dieser Hürde gescheitert ist. Und wenn der Index nun unter das Tief der abc-Korrektur fällt, könnte dies zu stärker fallenden Kursen führen. Die von mir erwartete Herbstkorrektur könnte sich dann doch noch durchsetzen und den Index in eine größere Seitwärtskonsolidierung drücken, so wie sie nach dem saisonalen Muster zu erwarten ist und wie ich sie auch für die US-Indizes weiterhin erwarte (siehe u. a. „S&P 500: Kommt es nun zur saisonalen Seitwärtstendenz?“).
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)