Gold bricht ein
Sie erinnern sich: Am 17. Juni 2015 hatte ich geschrieben, dass beim Gold die Stimmung kippt. In diesem Text zitierte ich aus einem Handelsblatt-Artikel, folgend ein Zitat aus dem damaligen Steffens Daily:
„Gold in der Krise - Wenn selbst die Münzsammler nicht mehr kaufen!“ In dem [Handelsblatt-]Artikel wird von einer „kompletten Kapitulation“ gesprochen. Es wird davon berichtete, dass „beim Bullion Trading LLC-Shop in New York […] die Absätze mit Münzen aus Edelmetallen im Mai um 35 Prozent" eingebrochen sind und „Die weltweit größte zentrale Münze, US Mint, hat im Mai den schwächsten Absatz der Goldmünzen „American Eagle“ seit acht Jahren verzeichnet.“ Im weiteren Text wird auch noch davon berichtet, dass das „Interesse am gelben Edelmetall von den schwindenden Zuflüssen in mit Gold unterlegten ETFs, die auf den niedrigsten Stand seit 2009 gefallen sind“ bestätigt wird.“ (aus dem Steffens Daily vom 17.06.2015)
Zusammengefasst: Wir erkannten bereits damals ein zunehmendes Desinteresse für Gold. Häufig ist das ein Zeichen, dass sich bald ein Boden ausbildet. Doch aus charttechnischer Sicht ergaben sich noch keine bullishen Signale.
Gold weiter im Abwärtsmodus
Gold war zu diesem Zeitpunkt zwar dabei, seinen seit 2011 existenten Abwärtstrend zu verlassen, aber eben ohne Dynamik. Gleichzeitig bildete sich ein neuer flacherer Abwärtstrend aus. Hier noch einmal der Chart dazu:
In diesem Chart ist zu erkennen, dass der Ausbruchsversuch aus dem roten Abwärtstrendkanal nun eindeutig gescheitert ist. Gleichzeitig bleibt der blaue Abwärtstrend noch intakt. Das Kursziel liegt nun auf der Unterseite dieses Kanals. Und das passt wiederum zu einer anderen Prognose, die ich seit mittlerweile mehreren Jahren aufrecht erhalte: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gold einen Boden ausbildet, bevor das Edelmetall die 1.000 Dollar-Marke testet und am besten diese Marke noch einmal kurz und dynamisch unterschreitet. (Ich hatte, als ich damals die Prognose abgab, allerdings damit gerechnet, dass dies etwas schneller geschieht).
Denn der normale Anleger neigt dazu, Stopps unter solche psychologisch wichtigen Marken zu legen. Und der Markt neigt dazu, solche Stopps auszulösen, bevor es zu einer Trendwende kommt.
Fundamentale Hinweise auf eine Trendwende
Aber warum sollte es überhaupt zu einer Trendwende kommen? Auch hierzu zitiere ich noch einmal den Steffens Daily aus dem Juni:
„[…] Sie erinnern sich vielleicht, ich hatte schon einmal von dem Zusammenhang zwischen Deflation, Inflation und Goldpreis geschrieben. Als die Fed die Zinsen massiv senkte, hatte alle Welt Angst vor einer Inflation und kaufte Gold. Der Goldpreis haussierte. Tatsächlich bekämpfte die Fed aber massiv Deflationsgefahren (was Sie hier im Steffens Daily übrigens schon damals lesen konnten). Als diese Erkenntnis dann so langsam bei den Anlegern ankam, brach der Goldpreis entscheidend ein.
Jetzt weisen erste Daten darauf hin, dass die Inflation in den USA anzieht. Die Zinsen sind immer noch niedrig. Eigentlich wäre das jetzt tatsächlich der richtige Zeitpunkt Gold zu kaufen, da niemand weiß, ob die Fed rechtzeitig reagiert, um eine Inflation zu verhindern. Aber genauso, wie damals die Anleger in der Goldhausse falsch lagen, scheinen sie das auch jetzt zu tun. Wenn ich also diesen Artikel im Handelsblatt lese, ist das für mich ein weiterer Hinweis darauf, dass Gold sich wahrscheinlich in einem Bodenbildungsprozess befindet.
Natürlich wäre es schön, wenn wir noch weitere Hinweise erhielten, die ähnlich ausgerichtet sind. Auch ein finaler Goldpreiseinbruch wäre wünschenswert - ein sogenannte Sell Off. Sie wissen, ich warte immer noch auf ein kurzes Unterschreiten der 1.000-Dollar-Marke und einer damit verbundenen Verkaufspanik. [...]“
Ein Sell-Off beginnt?
So ein Sell-Off entwickelt sich gerade. Dazu der vergrößerte Chart mit der aktuellen Kursentwicklung:
Als Gold die wichtige Unterstützung bei 1.140 Dollar unterschritt, brach, brachen offenbar alle Dämme. Mit großen Kurslücken fällt Gold nun in Richtung der 1.000-Dollar-Marke. Das hat bereits jetzt etwas von einem finalen Abverkauf. Wenn Gold nun ohne nennenswerten Widerstand weiter dynamisch fällt und auch noch die 1.000-Dollar-Marke bricht, sollte man sich langsam auf die Lauer legen, um ein paar gute Trades zu initiieren.
In diesem Fall würde vieles zusammenpassen: Die Stimmungslage, der Abverkauf, das kurzfristige Unterschreiten der 1.000-Dollar-Marke. Mal sehen, wie weit Gold also noch einbricht. Ein solcher Sell-Off sollte unter hohem Umsatz geschehen. Und es müssen noch weitere Faktoren hinzukommen, ansonsten kann Gold natürlich auch durchaus nachhaltig unter die 1.000-Dollar-Marke fallen. Dazu aber dann mehr, wenn es soweit ist.
Die Auslöser für diesen Einbruch
Neben den oben genannten charttechnischen Gründen dürfte auch die Beruhigung der Lage in Griechenland und die Rally der Indizes dazu geführt haben, dass besonders institutionelle Anleger Teile ihrer Absicherung in Gold auflösten und dafür Aktien kauften.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Gold jetzt auch noch die 1.000er Marke sehen will, ist übrigens relativ hoch. Nur sehr selten bildet sich ein Trendwechsel in der Nähe einer solch psychologisch höchst relevanten Marke, ohne dass diese - mit dem typischen Fehlsignal - zumindest kurz gebrochen wird.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
(Quelle: www.stockstreet.de)