Getrübte Stimmung, Zinsentscheid und Todeskreuz im DAX
Die Gewinne der US-Unternehmen sprudeln weiter, gestützt von dem anhaltend schwachen Dollar. Auf unserer Seite des Teiches sieht die Lage genau andersherum aus. Hier in der Eurozone erzeugt der starke Euro entsprechend negative Effekte auf die Wirtschaft. So rechnen die Analysten der Commerzbank nur für die DAX-Konzerne bei einem prognostizierten EBITDA-Gesamtgewinn von 200 Milliarden Euro im laufenden Jahr mit Einbußen zwischen 10 und 20 Milliarden Euro, falls der Euro auf dem aktuellen Niveau bleibt. Dies trübt natürlich etwas die Stimmung.
ZEW-Konjunkturerwartungen geben einen Vorgeschmack
Und so reduzierten sich die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland im März 2018 erheblich. Der Index sank gegenüber dem Vormonat um 12,7 Punkte und liegt nun bei 5,1 Punkten. Damit führt uns der zweite Rückgang in Folge auf ein 18-Monats-Tief (siehe Grafik).
Als Gründe für die eingetrübte Sicht auf die zukünftige Entwicklung gelten zum einen der durch die USA ausgelöste globale Handelskonflikt und der starke Euro, der die Konjunkturaussichten für Deutschland als Exportnation negativ beeinflusst. Jedoch bleiben die grundsätzlichen Aussichten für die konjunkturelle Lage insgesamt weiter positiv, denn die Bewertung sank nur leicht um 1,6 Punkte auf 90,7 Punkte.
Etwas Vergleichbares zeichnet sich auch in der Eurozone insgesamt ab. Hier sorgten die Zolldiskussion und der starke Euro für einen Rückgang von 5,9 Punkte auf 13,4 Punkte. Gleichzeitig fiel der Index für die Einschätzung der konjunkturellen Lage in der Eurozone um 1,5 Punkte auf 56,2 Punkte.
Die Werte des ZEW allein haben traditionell nur einen geringen Einfluss auf die Börsenkurse. Sie machten jedoch den Auftakt für die wichtigeren Einkaufsmanagerdaten und den ifo-Index, der heute erscheint. Das klare Highlight der Woche war aber unbestritten die erste Sitzung des Offenmarktausschusses der Zentralbank (FOMC) unter Führung von Jerome Powell.
Fed-Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte war bereits eingepreist
Auf dieser wurde wie erwartet eine Erhöhung des Leitzinsbandes von 1,25 - 1,50 % auf 1,50 - 1,75 % beschlossen. In den Kursen war dies aber im Vorfeld, gemessen an den Fed Funds Futures (siehe folgende Grafik), schon eingepreist (lila Linie).
(Quelle: cmegroup.com)
Damit haben wir die sechste Anhebung im laufenden Zinserhöhungszyklus seit Ende 2015 und die siebte soll mit einer Wahrscheinlichkeit von 82,5 % schon im Juni erfolgen. Die Wahrscheinlichkeit für einen achten Zinsschritt insgesamt und dritten dieses Jahres liegt bei mehr als 50 % für den September-Termin.
Zinserwartungen für 2019 sind unterschiedlich
Dagegen scheinen die Zinserwartungen des Marktes im Verlauf des Jahres 2019 etwas gedämpfter aus, da bislang nicht einmal zwei weitere Erhöhungen eingepreist werden. Die „Dot Plots“ der Notenbank (siehe folgende Grafik), die das von den FOMC-Mitgliedern als angemessen angesehenen Zinsniveaus zum Jahresende 2018, 2019 und 2020 repräsentieren, weisen bis Ende 2019 auf zwei weitere Zinserhöhungen auf dann 2,50 - 2,75 % hin.
(Quelle: federalreserve.gov)
Mehr zum Zinsentscheid heute Abend
Inwieweit die FOMC-Mitglieder ihre Einschätzungen gestern bestätigt haben, der neue Fed-Präsident Jerome Powell den weiteren geldpolitischen Kurs präsentierte und welche Schlüsse die Märkte daraus ziehen, werden Sie in der Ausgabe der Börse-Intern von heute Abend erfahren.
Ein Todeskreuz im DAX
Aber wie so oft sah man gestern die Zurückhaltung der Anleger vor einer wichtigen Zinsentscheidung der US-Notenbank. Es war, als hielte man auf dem Parkett in Frankfurt und New York den Atem an. Dementsprechend gab es auch keine Veränderung an den Chartbildern der US-Indizes. Das Auspendeln geht hier munter weiter und auch im DAX verengt sich die Handelsspanne aktuell immer kleiner (siehe schwarze Linien im Chart).
Allerdings sind zuletzt Diskussionen über ein sogenanntes „Todeskreuz“ aufgetaucht. Das bedeutet, dass der gleitende 50-Tage-Durchschnitt (rot im Chart) die 200-Tage-Linie (blau) von oben nach unten durchkreuzt (roter Pfeil). Historisch gesehen zog dieses Ereignis recht treffsicher weitere Kursverluste nach sich (siehe horizontale Linien im folgenden Chart).
Auf der anderen Seite kam es, wie im Sommer 2012, dabei auch zu Fehlsignalen. Entsprechend gilt auch bei diesem Indikator, wie auch bei jedem anderen der Charttechnik, Vorsicht walten zu lassen. Im Zusammenspiel mit der Gesamtsituation könnte das Todeskreuz wirklich ein Vorbote für weitere Verluste im DAX werden.
Bleiben Sie also wachsam!
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)