DAX und EUR/USD nach wie vor in Seitwärtsbewegungen
Vorgestern war ein denkwürdiger Handelstag an der New Yorker Börse. Denn zum ersten Mal in diesem Jahrtausend sind gleich vier bedeutende US-Indizes auf ein neues Allzeithoch gestiegen: der Dow Jones, der marktbreite S&P 500, der Technologiewerteindex Nasdaq Composite und der Nebenwerteindex Russell 2000. Zuletzt hat es das im Jahre 1999 gegeben. Der Nasdaq100-Index blieb unterdessen noch ein Stück von seinem Rekordhoch entfernt, konnte aber ebenfalls zulegen.
Grund für diese Kursentwicklungen ist die Aussicht auf Konjunkturanreize durch Steuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen. Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, die Wirtschaft mit Hilfe von massiven Konjunkturpaketen anzukurbeln.
Referendum in Italien wirft seine Schatten voraus
Der DAX hingegen bleibt trotz der guten Vorgaben aus den USA weiter in seiner Seitwärtsbewegung gefangen.
Die relative Schwäche lässt sich unter anderem auch damit erklären, dass Investoren in Europa zunehmend kritisch auf das am 4. Dezember anstehende Referendum in Italien blicken. Der italienische Premierministers Mateo Renzi hatte seinen Rücktritt für den Fall angekündigt, dass die den Senat betreffende Reform scheitert. Sollte es dazu kommen, könnte das dadurch entstehende Vakuum in der italienischen Politik europaweit für Verunsicherung über die Zukunft der EU und des Euros sorgen.
Erste deutlich sichtbare Schatten wirft das Referendum daher bereits voraus. So ist der italienische Bankenindex eingeknickt und damit der dortige Leitindex auf ein Siebenwochentief gefallen. Daneben greift derzeit der sonst übliche Börsen-Mechanismus nicht, wonach ein schwacher Euro die heimischen Aktien stützt. Der Euro war zuletzt an zehn Handelstagen in Folge gefallen und notierte dadurch so tief wie seit elf Monaten nicht mehr. Dennoch stiegen die US-Indizes deutlich stärker als die Aktien im Eurogebiet.
Spekulationen lassen Risiken außer Acht
Steigende US-Aktien und ein stärkerer US-Dollar - die US-Märkte zeigen sich optimistisch. Allerdings ist ein großer Teil davon reine Spekulation, weil nach wie vor nicht klar ist, welche Pläne Trump tatsächlich durchsetzen kann und wird. Derweil werden mögliche Risiken von den Anlegern außer Acht gelassen.
Ein starker US-Dollar belastet die US-Exporte
So wertet der US-Dollar aktuell nicht nur gegenüber dem Euro deutlich auf. Auch andere wichtige Währungen wie der japanische Yen oder das britische Pfund verlieren zum US-Dollar. Das hat den Dollar-Index - ein handelsgewichteter Korb aus sechs Währungen gegenüber dem Dollar - jüngst auf den höchsten Stand seit 2003 getrieben. Für die Exportunternehmen der USA ist dies ein Problem, da deren Waren dadurch im Ausland teurer werden.
Steigende Zinsen werden bei steigender Verschuldung zum Problem
Zudem warnt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) angesichts der Ausgabenpläne des künftigen Präsidenten vor einer Ausweitung der Staatsverschuldung. 2015 lag der Schuldenberg der Vereinigten Staaten bereits bei 105 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) - mit zunehmender Tendenz. (Nach europäischen Maßstäben gilt eine Staatsverschuldung von unter 60 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung als erstrebenswert.) Dies wird zum Problem, wenn die Zinsen steigen. Denn dann könnte der Staatshaushalt unter der höheren Zinslast zusammenbrechen.
Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen ist bereits auf 2,25 Prozent gestiegen, nachdem sie im Juli noch bei 1,35 Prozent lag. Und 30-jährige Staatsanleihen rentieren sogar erstmals seit Januar wieder über der Marke von drei Prozent.
Langfristige Probleme vs. kurzfristige Impulse
Zugegeben – beim Thema Schulden und Zinsen handelt es sich um ein langfristiges Problem. Aber wenn sich daraus eine Krise entwickelt, dann könnte auch Trumps Plan, die starke Regulierung der Finanzbranche zurückzudrehen, zu einem Bumerang werden. Dies sollte man als Anleger im Hinterkopf behalten.
Kurzfristig werten die Märkte die positiven Impulse für die US-Wirtschaft höher. Das ist meistens so. Und daher kann man die steigenden Kurse in den USA auch durchaus mit Long-Positionen begleiten.
Warten auf den DAX-Ausbruch
Im DAX sollte man erst einsteigen, wenn es zu einem dynamischen Ausbruch aus der Seitwärtsrange (gelb im Chart oben) kommt. Denn der deutsche Leitindex befindet sich seit der US-Wahl in einer engen Konsolidierung zwischen der schwarzen Aufwärtslinie (grüner Pfeil) und dem oberen Ende der Seitwärtsrange (gelb), an dem er gestern im Hoch erneut abgeprallt ist (roter Pfeil).
Am besten wartet man für einen Long-Einstieg einen klaren Anstieg über die Mittellinie bei 10.815 Punkten ab. Das Kursziel ist dann die Rechteckgrenze bei 11.170 Punkten. Vorsichtig sollte man werden, wenn die schwarze Aufwärtslinie im DAX unterschritten wird und sich in den US-Indizes abzeichnet, dass die jüngsten Allzeithochs nur ein Fehlsignal waren.
Setzt der Euro seine Seitwärtsbewegung fort?
Beim Euro könnte man auf eine Fortsetzung der Seitwärtsrange (gelb im Chart) setzen und am unteren Ende eine Long-Position eingehen. Diese sollte man allerdings klein halten, weil man sich damit gegen den kurzfristigen Abwärtstrend stellt. Und wenn der Euro mit weiterhin hohem Tempo aus der Seitwärtsrange herausfällt, machen Short-Spekulationen mehr Sinn. Dabei muss man allerdings mit Gegenbewegungen rechnen, weil der Euro zum US-Dollar bereits in recht kurzer Zeit recht weit gefallen ist. Hier ist vieles bereits eingepreist, weshalb die Fortsetzung der Seitwärtsrange wahrscheinlich ist.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)