DAX: Bullenfalle oder nur ein Rücksetzer in der Welle 3?
Aus dem Krankenhaus heraus hatte US-Präsident Donald Trump die Verhandlungspartner noch aufgefordert, eine Einigung im Streit um das nächste Corona-Hilfspaket zu erzielen. Kaum zurück im Weißen Haus, brach Trump die Verhandlungen mit den oppositionellen Demokraten ab. „Ich habe meine Vertreter angewiesen, die Verhandlungen zu stoppen“, twitterte Trump, einen Tag nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen und wieder ins Weiße Haus eingezogen war. „Unmittelbar nachdem ich gewonnen habe, werden wir ein großes Konjunkturpaket verabschieden, das sich auf hart arbeitende Amerikaner und kleine Geschäfte konzentriert.“
Ringen um 600 Milliarden Dollar
Die Demokraten hatten zuletzt noch vorgeschlagen, mit dem neuen Paket rund 2,2 Billionen Dollar auszugeben. Trumps Regierung hat dies jedoch als „unseriös“ bezeichnet und ihr Angebot zuletzt auf 1,6 Billionen Dollar erhöht. Vorgesehen ist damit unter anderem eine wöchentliche Arbeitslosenunterstützung von 400 Dollar. Die Demokraten wollen 600 Dollar pro Woche durchsetzen.
Zur Erinnerung: Bis Ende Juli erhielten Arbeitslose in den USA noch eine zusätzliche temporäre Arbeitslosenunterstützung in Höhe von 600 Dollar. Damit erhielten viele Arbeitslose mehr Geld als in den Jobs, die sie zuvor verloren hatten.
Börsen reagierten erwartungsgemäß
Auf den Abbruch der Verhandlungen reagierten die Aktienmärkte natürlich „allergisch“. Insbesondere die US-Indizes erlitten einen steilen Kursrutsch, während sich die europäischen und asiatischen Märkte deutlich weniger beeindruckt zeigten. Das ist aus meiner Sicht auch eine absolut rationale Reaktion. Denn schließlich hätten ja auch insbesondere US-Firmen von den Staatshilfen profitiert. Und so leiden diese nun natürlich am meisten darunter, dass diese vorerst nicht kommen.
Buy the dip
Auch die Kurserholungen, die wenig später einsetzten, sind verständlich. Denn wieder einmal haben vermutlich als erstes die Computerprogramme Orders in den Markt gegeben, die darauf programmiert waren, eine Absage der Verhandlungen mit Verkäufen zu quittieren. Doch letztlich sollte jedem klar sein, dass das geplante Hilfspaket spätestens nach den Präsidentschaftswahlen kommen wird. Die Frage ist lediglich, ob es dann 1,6 oder 2,2 Billionen Dollar schwer sein wird, ob es also von einem republikanischen oder demokratischen Präsidenten unterschrieben wird. Und weil dies wohl vielen Tradern klar war, nutzten sie die gefallenen Kurse für Käufe. Zumal auch Hilfen vor der Wahl angesichts der Sprunghaftigkeit Trumps noch nicht gänzlich ausgeschlossen sind. Womöglich ist die Absage von Verhandlungen auch nur Verhandlungstaktik.
Fehlsignal oder nur ein Rücksetzer in der Welle 3?
Für Trader kam die Absage Trumps an weitergehende Verhandlungen allerdings leider zur Unzeit. Denn der DAX (siehe folgender Chart) hatte gerade das Hoch der Welle 1 sowie das 50%-Fibonacci-Retracement der September-Korrektur bei 12.899,81 Punkten überwunden und damit klar bullishe Signale gesendet. Die Bullen konnten somit ihre zweite Chancen nutzen (siehe „DAX: Erste Chance vertan, zweite Chance vorhanden“). Doch die bullishen Signale stellten sich nun als Fehlsignal heraus (rote Ellipse).
Nach der klassischen Charttechnik ist dieses Fehlsignal ein bearishes Signal. Aus Sicht der Elliott-Wellen ist dieses allerdings noch nicht dramatisch. Denn es kann sich nach den jüngsten steilen Kursgewinnen lediglich um einen Rücksetzer innerhalb der dynamisch angelaufenen Welle 3 handeln.
Bestätigt wird dies, wenn das Hoch des vermeintlichen Fehlausbruchs in Kürze überwunden wird und sich die mögliche Welle 3 damit fortsetzt. Kritischer wird es, wenn die Kurse bis in die kleine Aufwärtslücke vom Montag zurückfallen. Dann kann es allerdings noch lediglich darum gehen, dass diese Lücke geschlossen wird, bevor der DAX nach oben durchstartet. Eindeutig hinfällig ist das bullishe Elliott-Wellen-Szenario erst, wenn das Tief der Welle 2 unterschritten wird.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)